Musicaldarstellerin: Marina Esslinger hat es geschafft

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Marina Esslinger lebt ihren Traum. Als Musicaldarstellerin steht sie nun auf Theaterbühnen. Nach ihrer Ausbildung genießt sie jetzt die Zeit, die sie mit ihren Lieben verbringen kann. Foto: Carmen Schmitt
Marina Esslinger lebt ihren Traum. Als Musicaldarstellerin steht sie nun auf Theaterbühnen. Nach ihrer Ausbildung genießt sie jetzt die Zeit, die sie mit ihren Lieben verbringen kann. Foto: Carmen Schmitt
Fotos: privat
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Mit langen blonden Haaren spielt Marina im Stück "Der Club der Teufelinnen".
Mit langen blonden Haaren spielt Marina im Stück "Der Club der Teufelinnen".
 
Marina in der Rolle der amerikanischen Sängerin Janis Joplin.
Marina in der Rolle der amerikanischen Sängerin Janis Joplin.
 
 

Marina Esslinger aus Ziegelanger machte ihre Liebe zum Beruf. Die 23-Jährige steht als Musicaldarstellerin auf der Bühne. Der Weg dorthin war oft anstrengend.

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Als sie sechs Jahre war, hat sie zum ersten Mal ein Musical gesehen. Damals wusste sie noch gar nicht genau, was das ist, erzählt sie. Es hat sie aber sofort erwischt: "Ab da war ich Feuer und Flamme", sagt Marina Esslinger. Jetzt hat die 23-Jährige aus Ziegelanger ihre Ausbildung zur Musicaldarstellerin in der Tasche und steht selbst auf Theaterbühnen. Bis sie ihren Traum leben konnte, war es nicht immer leicht.

Momentaufnahme vor fast vier Jahren: Marina bewirbt sich in Bamberg für ein Musical-Casting. Das Mädchen vom Land fegt die Bewerberinnen aus der Stadt von der Bühne und gewinnt beim "Musical Fieber" einen Auftritt in der Bamberger Konzerthalle. Grund für unsere Zeitung zu einem kleinen Bericht über die damals 20-Jährige. Inzwischen ist sie ihren Weg zielstrebig gegangen.
Heute erzählt sie, wie es bisher gelaufen ist: "Man muss es lieben, sonst ist es zu anstrengend." Unterricht und Training von früh bis spät, Proben und Aufführungen an den Wochenenden. Da bleibt das Privatleben schon einmal auf der Strecke. Freund, Familie und Freunde mussten oft auf sie verzichten. Deshalb freut sich Marina Esslinger, dass sie wieder mehr Zeit für ihre Lieben hat.

Rebell statt Primaballerina

Die Ausbildung zur Diplom-Musicaldarstellerin hat sie in Nürnberg gemacht. Drei Jahre ging sie zur "Act Center Akademie für Musical". Eine private Berufsfachschule. Tanz, Gesang und Schauspiel, das bildete ihren Tagesablauf. Praktisch und theoretisch, von klassisch bis modern. Jazzdance, Latein, Hip hop oder Steptanz. Daneben Ballett und Standardtanz. Doch eine "Primaballerina" ist Marina nicht, erzählt sie. "Ich brauche mehr Action." Am liebsten spielt sie extreme Charaktere. "Es ist cool, in krasse Rollen zu schlüpfen." Laut, frech und rebellisch darf die Figur gern sein. "Ich bin auf der Bühne energetisch. Ich mag es abzugehen."

Auch Musicalgeschichte und Atemübungen standen auf ihrem Stundenplan. Außerdem wechselte sie einmal als Regisseur und Choreograph hinter die Kulissen. Dort war sie noch aufgeregter als auf der Bühne, meint sie schmunzelnd. "Da merkt man, wie viel Arbeit dahinter steckt. Man muss sich voll auf die Darsteller verlassen."

Musik ist ihr Ding

Die 23-Jährige hat lange braune Haare. Ihre dunklen Augen glänzen, wenn sie von ihrer Leidenschaft erzählt. Sie spielt mehrere Instrumente, wie Gitarre und Klavier. Seit fast sieben Jahren ist sie die Sängerin der Cover-Rock-Band "Elements", hilft mit ihrer Stimme bei anderen Bands aus und singt auch bei Hochzeiten.

Marina Esslinger reizt der Kontrast. "Bei den Bands kann ich frei und spontan sein. In Musicals ist alles einstudiert." Mit 15 Jahren war sie schon bei der Ebelsbacher Rapid Jazz Dance Companie feste dabei, schlüpfte in die Rolle der "Nala" aus dem Musical "König der Löwen". Auch jetzt spielt sie noch bei den Stücken mit, die der Sportverein einübt. Die Tanzgruppe bringt im Januar "Romeo und Julia" auf die Bühne; auch Marina ist dabei als Julia.

Dass ihr Hobby einmal ihr Beruf würde, war nicht immer klar. Nach der Realschule lernte sie Industriekauffrau. Noch in der Lehre machte sie in der Akademie in Nürnberg bei einem Workshop mit. Dort fiel ihr Talent auf: "Sie haben Potenzial in mir gesehen." Marina war sich noch unsicher, musste lange überlegen. Vor vier Jahren war sie mit ihrem Freund in Hamburg und schaute sich "Tarzan" an, da wusste sie: "Ich muss das einfach machen, egal, was danach passiert."

Danach ist jetzt, und es passiert einiges: Bis zum Sommer 2014 hat sie ein Engagement am Coburger Landestheater. Als Showgirl spielt sie dort in dem Rockwestern "Tombstone - oder Das Duell". Außerdem steht sie ab November in Nürnberg bei einer Fantasyvorstellung auf der Bühne. Stolz ist sie auch darauf, dass sie die Künstlervermittlung der Agentur für Arbeit aufgenommen hat. "Das ist ein Riesenerfolg, dass ich da reingekommen bin." Eine gute Bestätigung: "Man kann sich immer nur mit den Mitschülern vergleichen. Wie man bei anderen ankommt, weiß man immer nicht."

Auch wenn sie jetzt auf vielen Bühnen unterwegs ist, will sie ihr Privatleben nicht aufgeben. Ihrer Heimat bleibt sie treu. Mit ihrem Freund baut Marina gerade ein Haus direkt bei ihrer Familie in Ziegelanger. "Ich würde gerne auch mal in einer größeren Produktion spielen, aber nur über kürzere Zeit. - Ich möchte den Beruf machen und davon leben, aber nicht alles dafür aufgeben."

Die solide Basis liegt

Da ist es dann doch gut, Industriekauffrau zu sein. "Ich habe einen Rückhalt und kann immer etwas Geregeltes machen." Musicalausbildung gleich mit 16 Jahren? Nach der Schule sei man noch sehr jung für den Job auf der Bühne. "Es wird schon einiges abverlangt. Psychisch und körperlich. Wenn man älter ist, kann man auch mit dem Stress anders umgehen."

Eltern standen hinter ihr

Ob das ein richtiger Beruf sei, hatten sie manche gefragt. "Die meisten fanden es aber gut." Auch ihre Eltern haben sie immer unterstützt, erzählt sie. "Jeder, der es will, muss es unbedingt machen", appelliert die 23-Jährige. "Man lebt viel zu viel für das, was die Menschheit für richtig empfindet. Du lebst nur einmal."

Aber es ist mehr nötig als ein guter Wille, wenn man in das Bühnengeschäft einsteigen will: "Man braucht musikalisches Verständnis und Rhythmusgefühl, muss eine Stimme haben und sich bewegen können und - man muss auf der Bühne stehen wollen." Marina Esslinger will genau das. Wenn sie auf die Bühne geht, ist sie nervös und glücklich. "Das treibt mich an."