Der Mürsbacher "Sonnen-Bräu" wurde von der TU München-Weihenstephan zertifiziert. Im Familienbetrieb wird nun in sechster Generation gebraut. Bierkästen suchen die Gäste vergebens, dafür gibt's Gemütlichkeit.
Nomen est omen: Natürlich braucht ein Sonnen-Bräu ein Solar-Bier. Aber nicht, dass der Wärmespender den ganzen Tag über ins Glas oder den Krug leuchtet. Da würde der Gerstensaft "ja mord", wie der Franke zu pflegen sagt. Auch wenn die Biergarten-Tradition im Hause Schmitt in Mürsbach einen ganz besonderen Stellenwert hat, die Energiebilanz spielt sich an ganz anderer Stelle ab: bei der Herstellung. Und dies geschieht in der Brauerei im Itzgrund nachhaltig und kohlendioxid-neutral. Dies wurde nach Erhebungen nun von der Technischen Universität (TU) München-Weihenstephan per Zertifikat attestiert.
Dass das Bier (trotzdem) schmeckt, davon zeugt die Entwicklung, die das Familienunternehmen, das seit 1868 unverrückbar am Standort an der Sutte Bier braut, in den vergangenen Jahren genommen hat. Mittlerweile ist mit Daniel Schmitt (19), der in Bamberg als Brauer gelernt hat und mittlerweile die Braumeister-Schule besucht, die sechste Generation im Betrieb vertreten.
Zwei neue Biersorten
Und der Nachwuchs setzt gleich Akzente: Angestachelt durch das Solarbier-Zertifikat und das 500. Jubiläum des Reinheitsgebots hat er in Ergänzung des bisherigen Angebots den Sud für zwei ganz neue Biersorten angesetzt: Ab März gibt es ein süffiges Märzenbier, ab Juni ein "Pale Ale". Einmal dunkles, traditionelles, ein typisches Bauernbier, gebraut nach einem Rezept der Altvorderen von 1868, das andere modern, fruchtig-frisch. "Ein Orchester an Fruchtaromen, wobei nur natürliche Hopfendolden verwendet werden", umschreibt der angehende Meister sein Werk.
Reinheitsgebot und reines Gewissen. Das passt für den Chef und Vater Ralf Schmitt (45) gut zusammen. "Unser Strom stammt nur aus Wasserkraft, geheizt wird ausschließlich mit Holz aus dem eigenen Wald", zieht er seine Energiebilanz, womit die Vorgaben der TU München zu 100 Prozent erfüllt wurden. "Die haben unseren Betrieb und sämtliche Abläufe ganz genau unter die Lupe genommen", schildert er.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen und prangt als Schild am Eingang zum Wirtshaus, das die Vorfahren Lorenz, German, Konrad und Franz, die alle mit dem Hausnamen Laubender bedacht worden waren, aufgebaut haben. Deren Tradition wird fortgeführt, neue Akzente werden hinzugefügt.
Gehören zu einem echten fränkischen Gasthaus neben der Wirtsstube noch ein Biergarten und ein Tanzboden mit Gewölbesaal - alles vorhanden - gelang der Übergang zur Moderne mit mehreren raffinierten Umbauten. 2002 hat Ralf Schmitt Gasthaus und Brauerei von seinem Vater Franz übernommen. Und in den letzten zehn Jahren 1,3 Millionen Euro investiert. "Davon 700 000 Euro in die Brauerei", erzählt der Geschäftsmann.
Und noch eine Marke hat sich nach oben entwickelt: Der Bierausstoß hat sich unter Ralfs Leitung von 180 auf 900 Hektoliter im Jahr gesteigert.
Beileibe keine Marge, die mit Großbrauereien vergleichbar wäre, aber Familie Schmitt ist schon stolz auf diesen Erfolg. Denn - noch eine Besonderheit - das Bier fließt fast ausschließlich aus Fässern. Bierkästen wird man auf dem Brauereihof vergeblich suchen.
Abgefüllt wird höchstens in Ein-Liter-Bügelverschluss-Flaschen oder drei-Liter-Humpen, die die Kundschaft selbst mitbringt.Bierkästen? Fehlanzeige. "Wir setzen auf das Naturprodukt: Gebraut, gelagert ausgeschenkt und nix filtriert", umschreibt Ralf Schmitt seine ganz besondere Auslegung des Reinheitsgebotes. Das gilt für alle Sorten, die es bisher schon gab, wie Keller, Weizen, Fest-/Kirchweihbier und den Bock im Herbst "Unsere Gäste müssen beim Biertrinken kein schlechtes Gewissen haben, dass sie die Umwelt belasten", springen Schmitts Gedanken zum Solarbier-Zertifikat. Zumindest beim Konsumieren nicht.