Claus Schormann hat die repräsentative Geuß-Villa in Eyrichshof hergerichtet und Ferienwohnungen eingerichtet. Der Hausherr hat noch mehr vor.
Eine elektrische Türklingel sucht der Besucher vergeblich. Es braucht schon einen kräftigen Glockenschlag, um den Hausherren zum Öffnen zu bewegen. Aber dann tut sich eine Pforte zum Paradies mit rustikalen Dielenböden und wuchtigen Kaminöfen auf: Vor rund zwei Jahren hat Claus Schormann (66) das prächtige Haus des einstigen Speck'n-Wirtes Geuß gekauft, seither tüchtig renoviert und jetzt steht das Haus, in dem auch Friedrich Rückert mehrfach nächtigte, Urlaubsgästen offen. Ferienwohnungen für "mindestens zwei Familien", umschreibt Claus Schormann Flexibilität auf 300 Quadratmetern Wohnfläche. "Zum Rückert-Jahr wollte ich eine seiner Wohnstätten erlebbar machen."
Zwei Wanderinnen hat der aus Heubach stammende Schormann, geborener Schauer, schon aufgenommen. "Aber die Vermarktung der Ferienwohnung läuft jetzt erst an. Mal schauen, was passiert." Erfreut ist jedenfalls Helen Zwinkmann vom Tourismus-Büro der Stadt über das neue Quartier. "Zusammen mit Familie Schwarze in Unterpreppach haben wir nun zwei weitere Angebote in Stadtteilen, die bislang noch weiße Flecken waren."
Und pünktlich zum Rückert-Jahr kam in Eyrichshof ein nobles Anwesen dazu. 1803/1804 vom Gastwirt Geuß, der aus Siegelfeld stammte, erbaut, stellte im Juni 1812 der heißblütige Friedrich Rückert vor und im Haus der 16-jährigen Tochter Marie Elisabeth Geuß nach. Er schlief mitunter auch im Eckzimmer des ersten Stocks direkt über dem Zimmer der Angebeteten, die ihn aber verschmähte.
Hatte der Dichter sie anfangs zärtlich "Marielies" genannt, hieß sie später "Amara", die Bittere, woraus der im Jahr 1813 verfasste Gedichtzyklus "Amaryllis" wurde.
Schon als Bub fasziniert
Das Haus dieser "Randfigur der Literaturgeschichte", wie Kreisheimatpfleger Günter Lipp die Geuß-Tochter in einem Vortrag bezeichnete, hat Claus Schormann schon immer begeistert. "Schon als Bub, als ich mit dem Fahrrad vorbeigefahren bin, hat es mit gefallen."
Als er dann vor einigen Jahren beim Firmenjubiläum nebenan in der Werkstatt seines Bruders hörte, dass es zum Verkauf steht, reifte der Entschluss zur Rückkehr in die Heimat, wo er einst beim Autohändler Hepp eine Lehre als Automechaniker absolviert hatte.
Zwischendurch hatte es ihn die Ferne gezogen. Zur Marine und nach Wilhelmshaven, bis er nach zehn Jahren merkte, dass "es mir an der Nordsee eigentlich zu kalt ist". "Gestrandet" ist er dann als Büromaschinen-Techniker in Erlangen, wo seine Ehefrau mit den drei Töchtern noch wohnt und alle vier noch Schulen besuchen. Die Ehefrau als Lehrerin.
Der 66-jährige Ruheständler hat - neben dem Pendeln zwischen Erlangen und Ebern - ein neues Betätigungsfeld gefunden. Das Renovieren und Restaurieren.
Dabei hat er viele hilfreiche Ratgeber. "Jeder Handwerker und auch die Denkmalpfleger schwärmen von der einmaligen Bausubstanz und erkannten, dass hier nur bestes Material verbaut worden ist."
Beeindruckende Treppe
Das Schormann zum Teil wieder im Originalzustand freigelegt hat. Einzig von der aufgerollten Tapete blieb nur ein kleines Fleckchen als eingerahmtes Anschauungsstück zurück. "Es kam ein Zimmer nach dem anderen dran und jetzt ist alles so gut wie fertig", blickt der 66-Jährige zurück.
Die Gästezimmer im ersten Stock nebst Bad und (Außen-)Toilette ebenso wie der eigene Wohn(be)reich im Erdgeschoss. Jedes Zimmer wurde mit einem massiven Holzofen ausgestattet, darunter auch ein 200 Jahre altes Prachtstück, dem mittlerweile ein schmiedeeisernes Türchen fehlt, weil es von einem unbekannten Gast mitgenommen wurde.
Für "unbezahlbar" hält der Hausherr das Treppenhaus. "Das baut mich jedes Mal auf, wenn ich da hinauf steige."
Einen "ganz schönen Brocken Geld " hat er mittlerweile investiert, die genaue Summe mag der Eyrichshöfer, der jüngst zum "Präsident des ASC" gewählt wurde, nicht nennen.
Mit seinem neuen Posten als Vereinsvorsitzender verbindet er gleich einen Scherz: "Zusammen mit meinem Bruder nebenan und dem ASC gehört uns ja fast der ganze Straßenzug", lacht Schormann mit Blick und Seitenhieb aufs nahe Schloss.
Auf gute Nachbarschaft
Im Rotenhan-Prachtstück nebenan ruhen aber auch einige seiner Hoffnung. Durchaus vorstellbar, dass Besucher des Gartenfestes zu Pfingsten oder des Schlosshof-Festivals im Juli bei ihm ein Übernachtungsquartier buchen.
Mit dem Konzert-Reigen im Vorjahr hat er schon gute Erfahrungen gemacht. "Beim Rea Garvey waren wir selbst auch im Schloss, aber auch an allen anderen Abenden hatten wir eine gute Akustik", verweist der Dauer-Hutträger auf ein lauschiges Plätzchen: den weitläufigen Garten zwischen Haus und Baunachgraben. Dort tummeln sich Gänse, Katzen, Hund und Hühner, die "jeden Tag acht bis neun Eier legen", die künftig auch Feriengästen munden sollen.
Im Garten abseits der Straße können sich Kinder austoben und ab September kommt noch eine weitere Klientel hinzu. Dann eröffnet Schormann in der alten Auto-Werkstatt, die an Zeiten vor der industriellen Revolution erinnert, einen Trödelmarkt, da er durch seine Einkaufstouren auf solchen Basars von Regensburg bis Frankfurt selbst zum Fachmann reifte. "Ich habe mir halt alte Möbel zusammengekauft, die vom Stil her zum Haus passen."
Kerze flackert für den Club
Und dann hat er selbst auch noch Pretiosen, um die ihn andere beneiden dürften: So stehen in der Werkstatt neben einer alten Kutsche, die wieder in Gang gesetzt wird, ein herrschaftlicher Schlitten oder ein Geweih-Kronleuchter.
Und (Be-)Suchern geht noch ein Licht auf: Wer das repräsentative Anwesen nicht sofort findet, der halte nach einer Kerze Ausschau, die Tag und Nacht in einem Flur flackert. "Die brennt so lange, bis der Club aufgestiegen ist", sagt Claus Schormann beim Verabschieden und verrät somit weitere Hobbys: Neben den Nürnberger Fußballern begeistern ihn auch die Erlanger Handballer. Die stehen ja kurz vor der Rückkehr in die erste Bundesliga...
Rückerts Betthupferl und Nachtgedanken im Geuß-Haus
"Schlief ich neulich in der Liebsten Hause, Aber freilich nicht in ihrer Kammer, Sondern in der Gaststub obendrüber, Oben ich, sie unten, und dazwischen eine kalte, starre Stubendecke. Und da hatt` ich diese Nachtgedanken: Aus dem Fenster hab` ich Geld geworfen, In ihr Fenster ist es nicht gekommen; In ihr Gärtchen hab` ich Geld gesäet. Aber wird es mir wohl Blumen tragen?