Luther und die Musik

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Seine 95 Thesen soll Martin Luther eigenhändig an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt haben. Ulrike Zeidler aus Ebern macht es ihm nach: Sie "nagelt" Plakate an, um auf das Konzert des Kammerchores am 28. und 29. Oktober aufmerksam zu machenJohanna Eckert
Seine 95 Thesen soll Martin Luther eigenhändig an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt haben. Ulrike Zeidler aus Ebern macht es ihm nach: Sie "nagelt" Plakate an, um auf das Konzert des Kammerchores am 28. und 29. Oktober aufmerksam zu machenJohanna Eckert
Seit Februar schon proben die 29 Sänger des Kammerchores Ebern an den Werken aus der Reformationszeit. Männer und Frauen nicht nur aus Ebern, sondern auch aus Coburg, Bamberg und Haßfurt stellen sich der Herausforderung der "alten Musik".Johanna Eckert
Seit Februar schon proben die 29 Sänger des Kammerchores Ebern an den Werken aus der Reformationszeit. Männer und Frauen nicht nur aus Ebern, sondern auch aus Coburg, Bamberg und Haßfurt stellen sich der Herausforderung der "alten Musik".Johanna Eckert
 
 

Der Kammerchor Ebern singt daheim in Ebern und in Königsberg Musik aus der Reformationszeit.

Wer Martin Luther nur mit der Bibelübersetzung und den 95 Thesen in Verbindung bringt, der hat die Fülle der Talente des Reformators noch nicht gänzlich entdeckt. Denn Martin Luther übte sich auch im Gesang und Lautenspiel, dichtete und komponierte. "Das Jahrhundert der Reformation war eine spannende Zeit für die Vokalmusik", weiß die Musikpädagogin Ulrike Zeidler aus Ebern. Sie unterrichtet an der Musikschule Ebern und dirigiert dabei auch den Kammerchor.


Lateinisch und deutsch

Zu einem Konzert mit Musik aus der Reformationszeit lädt das Ensemble am 28. Oktober in die Marienkirche nach Königsberg und am 29. Oktober in die Stadtpfarrkirche nach Ebern ein.
Geboten ist dabei "alte Musik", die ob der eigenen Tonsprache auch eine Herausforderung für den Chor ist, in lateinischer und deutscher Sprache. Denn durch Martin Luther hat die deutsche Sprache einen neuen Stellenwert in der Musik bekommen. Die beginnende Renaissance hat das finstere Mittelalter aufgeweckt. Psalmen und die Bibel wurden übersetzt. "Leute, die kein Latein konnten, konnten sich nun auch privat religiös beschäftigen", erklärt Ulrike Zeidler. Auch die großen Komponisten der damaligen Zeit haben die deutsche Sprache aufgenommen. "Das war ganz konkret der Anfang, dass die Sprache und das Wort in den Vordergrund gestellt wurden", so Zeidler.


"Es gab ein Vorher und kein Nachher"

Von einem Einschnitt will sie in Sachen Musikgeschichte zur Reformationszeit aber nicht sprechen, und auch dies mit dem Konzertprogramm des Kammerchores widerlegen. "Es gab kein Vorher und kein Nachher", meint Ulrike Zeidler. Eher eine "Verzahnung, die deutsche Sprache ist einfach dazugekommen". Die Messe "Osculetur me" (dt. "Küsse mich") ist das Werk des wohl bedeutendsten Komponisten der Renaissance, Orlando di Lasso. Der achtstimmige Gesang ist seiner Zeit typisch, handelt es sich doch um eine geistliche neue Komposition auf Basis bekannter und vorhandener Lieder. Die sogenannte "Parodiemesse" stellt das Wort ins Zentrum und wird vom Eberner Kammerchor in lateinischer Sprache vorgetragen.


Luther dachte auch marianisch

"Reformatorische Kompositionen" stehen von Johann Walter, Michael Praetorius und Caspar Othmayr auf dem Programm. Praetorius war von den Dreien wohl der Wichtigste "für diese Zeit", so Ulrike Zeidler. "Er hat viele Lieder, denen Luther deutsche Texte gegeben hat, vertont." Für die doppelchörige Antiphon "Verleih uns Fried" wird sich der Kammerchor, der sonst streng dem a-cappella-Stil folgt, typische instrumentale Unterstützung holen: "Dulziane, Standardinstrumente aus der Renaissance und dem Frühbarock, werden das Stück begleiten", verrät Ulrike Zeidler. Mit dem Marienlied "Sie ist mir lieb" von Praetorius wollen die Sänger demonstrieren, dass Martin Luther durchaus auch marianisch gedacht hat.

Der Theologe und Komponist Caspar Othmayr stammte aus Amberg und wirkte nur kurz in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Trotz seines geringen Lebensalters von 38 Jahren wagte er sich an die Vertonung des Wahlspruchs von Martin Luther: "In silencio et spe erit fortitudo vestra" (dt. "Im Schweigen und in der Hoffnung wird eure Stärke bestehen"). "Die fünfstimmige Motette druckt mit Lutherworten das Gottvertrauen in der Zeit der Bedrängnis aus", formuliert Ulrike Zeidler den Hintergrund dieses Werkes, das erklingen wird.


instrumentale Ergänzung

Ergänzt werden die Chordarbietungen der Reformationszeit durch instrumentale Beiträge vom Leiter der Musikschule Ebern, Christian Baum (Trompete), der Gesangslehrerin Cornelia Schmid und dem Organisten Manfred Eller. "Sie spielen Musik, die stilistisch anders und uns viel vertrauter ist", kommentiert Ulrike Zeidler, "eine sehr gute Ergänzung". In Königsberg ist der Chorgesang am Samstag, 28. Oktober, übrigens in eine lateinische Messe zusammen mit Pfarrer Peter Hohlweg eingebettet. Die Liturgie folgt dabei den Niederschriften von Balthasar Düring, der um 1466 in Königsberg geboren wurde, im Jahr 1518 Luther persönlich kennen lernt und sich dessen Ideen anschloss.


Die Daten

Musik aus der Reformationszeit
mit dem Kammerchor Ebern a cappella unter der Leitung von Ulrike Zeidler

Samstag, 28. Oktober, 17 Uhr
Marienkirche Königsberg
"Lateinische Messe" nach Balthasar Düring mit Pfr. Peter Hohlweg

Sonntag, 29. Oktober, 17 Uhr
Stadtpfarrkirche St. Laurentius Ebern
Geistliches Konzert zusammen mit Manfred Eller (Orgel), Cornelia Schmid (Sopran), Christian Baum (Trompete)

Eintritt frei, Spenden sind erbeten