Kraisdorf hatte mit Albert Füracker hohen Besuch. Bayerns Finanzminister machte Werbung für den Freistaat und würdigte die Leistungen seiner Gastgeber.
"Sensationell, dass mitten unter der Woche so ein Fest stattfindet" - tief beeindruckt war der bayerische Minister für Finanzen, Landesentwicklung und Heimat, Albert Füracker, in Kraisdorf beim Bürgerfest, zu dem der CSU-Ortsverband
Pfarrweisach und der CSU-Kreisverband Haßberge eingeladen hatten.
Zu den Klängen der Blasmusik Kraisdorf zogen auf dem Dorfplatz vor dem Bürgerzentrum Minister Füracker, MdL Steffen Vogel, Landrat Wilhelm Schneider, CSU-Ortsverbandsvorsitzender Markus Oppelt, Juliane Demar, Landtagskandidatin für den Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld, und Bürgermeister Ralf Nowak bei strahlendem Sonnenschein ein. Über 100 Gäste applaudierten.
"Stolz sein auf die Heimat"
Albert Füracker, der Oberpfälzer und gelernte Landwirt, Vater von vier Kindern, versprühte gleich Frohsinn unter den Gästen: "Hierher zu fahren ist für einen Minister aus der Oberpfalz eine Erholung". Die Bevölkerung von Bayern - ob in Unterfranken oder in der Oberpfalz - dürfe "stolz sein auf unsere Heimat". Und er setzte noch eines drauf: "Nennen Sie mir fünf Länder auf der Welt, wo es den Menschen besser geht, als in Bayern - Sie werden keines finden".
Bei den Sachthemen angekommen nannte er als erstes Baugebiete: Er wolle dafür sorgen, dass es jungen Leuten leichter falle, zu bauen und auf dem Land zu bleiben; denn "Heimat spüren die Menschen in der eigenen Kommune". Die von anderen Parteien vorgeworfene "Versiegelung" der Fläche warf er entgegen, dass nur sechs Prozent der Fläche Bayerns versiegelt seien.
Engagiert griff er das Thema Flüchtlinge auf. 9,5 Milliarden Euro habe Bayern in den vergangenen Jahren für deren Unterbring und Betreuung zur Verfügung gestellt. "Uns braucht niemand zu sagen, wie wir mit Asylsuchenden umzugehen haben", teilte er in Richtung Opposition aus.
Und als einzige Partei habe die CSU in Bayern eine Berufsgruppe im Programm - die Bauern. Die bayerische Staatsregierung, so Füracker, habe die Landwirtschaft in den vergangenen Jahren "immer signifikant unterstützt".
Engagierte Dorfgemeinschaft
MdL Vogel lobte Kraisdorf als "einen ganz besonderen Ort". Hier herrsche eine engagierte Dorfgemeinschaft mit Blasmusik, Feuerwehr, Tischtennisclub und Schwimmbadverein - "deshalb haben wir für dieses Bürgerfest bewusst den "Musterort Kraisdorf" gewählt". Und auch Landrat Schneider schlug in die gleiche Kerbe. Man habe im Landkreis Ortschaften mit starken Unterschieden - Kraisdorf sei eine der jenigen, "die nochmals raussticht".
Markus Oppelt vom CSU-Ortsverband dankte den örtlichen Vereinen für die Hilfe und warnte Minister Füracker vor dem anschließenden Rundgang durchs Bürgerzentrum und durchs Schwimmbad: "Wir haben zwar Badehosen hier - aber nur in rot." Nun, zum Schwimmen mit dem Minister kam es nach den vielen Reden nicht. Dazu war ein kalter Wind aufgezogen.
Oppelt wie auch Nowak überreichten Geschenke an den Minister, der sich vom Schwimmbad und dem sanierten Bürgerzentrum sehr beeindruckt zeigte. Besonders den ehrenamtlichen Einsatz der Bürger lobte er. Abgerundet wurde das Bürgerfest mit einem Luftballonwettbewerb; die Kinder ließen - teils wehmühtig - die bunten Ballons in den abendlichen Himmel fliegen, Richtung Bamberg.
Die Sorgen der Vereine
Es war zwar keine Petition, die Finanzminister Füracker von den Vertretern der Vereine in der Gemeinde erhielt, aber immerhin einige kritische Fragen und Anregungen, die Gerhard Eller als Sprecher der Vereine vortrug. Dabei geht es um die neue Datenschutzverordnung, Veranstaltungen von Vereinen, Gebühren für die Gema, das Abbrennen des Sonnwendfeuers oder die Auflagen für den Schwimmbadbetrieb.
Bei der neuen Datenschutzverordnung brauche man Klarheit und Rechtssicherheit für die Vereine - "mit unkomplizierten Vorgaben". Beim Genehmigen von Vereinsveranstaltungen sollten die Auflagen "auf ein Normalmaß heruntergebrochen werden", fordern die Vereinsvertreter. Und dann die Gema: Warum an diese Institution 40 Euro bezahlt werden müsse, "wenn die Kinder unter den Klängen der Blasmusik zum Johannisfeuer ziehen?". Oder warum die Gema fragt, warum beim Volkstrauertag nur fünf oder sechs Lieder gespielt werden? Ob dort Entscheidungsträger säßen, die vom realen Leben im Dorf "weit entfernt sind"?
Bitte um Unterstützung
In Kraisdorf sei heuer das Sonnwendfeuer erstmals nicht genehmigt worden, weil das Areal ein "schützenswertes Biotop" sei. Jahrelang habe man auf dem Gelände im Steinbruch einmal im Jahr das Feuer abgebrannt, argumentieren die Vereine. Hier bitten die Vereine ebenso um Unterstützung des Ministers wie zum Betrieb des Schwimmbades; denn es müssten monatlich zwischen 350 und 500 Euro an Untersuchungen bezahlt werden, obwohl die Schwimmbadtechnik über Wasserqualitätsaufzeichnungen verfüge. Und diese Schwimmbadtechnik sei eine der modernsten, hob Eller hervor.
Das Schreiben war unterzeichnet von Christoph Göttel (TSV Pfarrweisach), Sebastian Bock und Stefan Pohley (Feuerwehr), Herbert Schönmann (Blasmusik Kraisdorf), Horst Grimmer (Tischtennisclub Kraisdorf) und OIaf Betz (Schwimmbadverein).
Eintrag ins Goldene Buch
- "Ihr macht mit wenig Geld viel" - dieses Lob vom Finanzminister zu Beginn des CSU-Bürgerfestes am Donnerstag in Kraisdorf ging Bürgermeister Ralf Nowak (ULB) und den Gemeinderäten im Gasthaus Bühler offensichtlich "runter wie Öl". Auf Grund der jahrelangen klammen Kasse der Gemeinde müsse sich der Gemeinderat nach dem strecken, "was da ist", sagte Nowak.
Den Empfang im Gasthaus Bühler nutzte der Bürgermeister, um auf die geplante Sanierung der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Pfarrweisach und Römmelsdorf (B279 - B303) einzugehen. Rund drei Millionen Euro wird das Projekt schätzungsweise verschlingen, wofür man mit einer Förderung von 70 bis 75 Prozent rechne, hofft der Bürgermeister. Er bat Minister Füracker, sich für eine höchstmögliche Förderung einzusetzen.
Zuvor hatte Nowak die Gemeinde vorgestellt, war auf den Haushaltsplan, den Kindergarten und den Bauhof eingegangen. MdL Vogel meinte, die Sanierung der Verbindungsstraße B279 - B303 sei notwendig und auch Landrat Schneider sagte Unterstützung zu. Breites Thema nahm für den Minister der Wegfall der Straßenausbau-Beitragssatzung in Kauf und wie diese Beträge in Zukunft finanziert würden.
Nach den Reden trug sich Minister Füracker ins Goldene Buch der Gemeinde Pfarrweisach ein.