Liebeserklärung mit Prozenten

1 Min

Im Kommunbrauhaus in Junkersdorf an der Weisach wurde der "Hutzeboock" gebraut und gekostet. Viele Bierfreunde aus ganz Nordbayern waren dazu angereist.

Drei- bis vier Mal raucht in der kalten Jahreszeit der Schlot am Kommunbrauhaus an der Weisach. Dann wissen die Dorfbewohner, dass die leidenschaftlichen Hobby-Bierbrauer am Werk sind. Am Samstag war Premiere: Zum ersten Mal brauten die Liebhaber des Gerstensaftes unter der Regie von Braumeister Norbert Hümmer aus Neubrunn ein ganz spezielles rauchiges Starkbier: den "Hutzeboock".

Eine treusorgende Mutter drückt zärtlich ihr Kleinkind und reibt oder stößt ihre Stirn ganz leicht am Köpfchen des Kleinen - diese Liebkosung nennt man in manchen fränkischen Dörfern Hutzeboock.

Und diese innige Zuneigung bringt auch Hümmer seinem selbst gebrauten Bier entgegen. Deshalb hat er es "Hutzeboock" getauft. Das selbst erzeugte Elixier ist für den Neubrunner keine Massenware, sondern ein beseelter und energiegeladener Saft, zu dem er ein durchaus emotionales Verhältnis pflegt.

So weist das kreative Wortspiel einerseits darauf hin, dass es sich um ein Bockbier handelt, andererseits symbolisieren die beiden "oo" die sich aneinander reibenden Köpfchen.

Der "Hutzeboock", sagt Hümmer mit fast verliebter Stimme und leuchtenden Augen, soll etwas ganz Besonderes werden. Deshalb hat er zuhause in den heiligen Ländern einen Teil des zugesetzten Malzes in einem Därrschrank eigenhändig geräuchert.
Aber nicht mit Buchenholz, wie das die Schlenkerla-Brauerei in Bamberg macht, sondern mit erlesenen fränkischen Obstbaumhölzern aus Zwetschgen-, Kirschen-, Äpfel- und Birnbäumen. Das soll dem unfiltrierten Kraft-Stoff ein leicht rauchiges und vor allem fruchtiges Aroma verleihen.

Mitte der 90er Jahre haben Ludwig Müller, Axel Fella und Kurt Adler das marode Junkersdorfer Brauhaus gekauft und mit viel Zeit, Geld und Liebe wieder in Stand gesetzt. 2001 wurde es eingeweiht und seitdem ist es immer wieder Treffpunkt und Schauplatz eingefleischter Bierfreunde. Vorgestern war eine begeisterte Truppe im Einsatz.

Beim Zuhören wird schnell klar, dass es sich hier um Leute vom Fach handeln. Da wird über Stammwürze, Vergärung, Kochmaische, Infusionsverfahren und Hauptverzuckerung gefachsimpelt. Jeder Sud, meinen sie, sei eine neue Erfahrung. Und Erfahrung sei in einem alten Brauhaus wichtiger als die Wissenschaft. Probieren geht über studieren, sagt der Volksmund. Etliche der Hobbybrauer sind Mitglied im Verein zur Förderung der Fränkischen Braukultur e.V. und kamen von weit her erstmals in die Haßberge. In ihrer Mitte befand sich u.a. der Braumeister Lorenz Widmann, der jahrelang als Technischer Direktor beim Neumarkter Lammbräu arbeitete. "So was hab´ ich noch nie gesehen!", erklärte der Bierspezialist begeistert und deutet auf den alten Maischebottich aus Eichenholz und den kupfernen Kessel, der mehr als 30 Hektoliter fasst.

Der Junkersdorfer Brautag wurde auch mit der Filmkamera dokumentiert. Der freiberufliche Jörg Hoffmann aus Bamberg verwendet das Filmmaterial für seinen Bierfilm. Der Titel steht schon fest: "Bamberg - ein Bekenntnis zum Bier". Der Film wird am 23. April in Bamberg erstmals öffentlich gezeigt.