Anfang August 2018 erhielt sie ein Schreiben der Landespflegekasse, dass ihr Antrag "Unstimmigkeiten" enthalte. Worin die bestünden, das wurde gar nicht erklärt. Elke Ibel schaute sich also die Unterlagen noch einmal besonders genau an - kam aber nicht drauf. Was, um Gotteswillen, meinen die? Alle Angaben nach ihrem Wissen korrekt, alle Anlagen tadellos. Sie rief also an und erfuhr, dass die IBAN-Nummer angeblich falsch sei. War nach ihren Unterlagen aber richtig.
Sie kam auf die Idee, bei der Bank anzurufen und erfuhr erst da, dass die beiden ersten IBAN-Ziffern anders lauten. Die Korrektur war schnell gemeldet und erledigt. - Woraufhin wieder Zeit ins Land ging.
Zeit vergeht, nichts passiert
Das neue Jahr zog ins Land. Am 8. Januar schickte Elke Ibel eine Mail an die Landespflegekasse - keine Rückantwort. Auch die Erinnerung am 16. Februar verhallte ungehört. Am 10. März sandte sie ein ausführliches Schreiben mit ihren ganzen Kritikpunkten zum Thema Pflege an Gesundheitsministerin Melanie Hummel. - Und erhielt umgehend einen Anruf aus der Landespflegegeldstelle, dass ihr Antrag nun bearbeitet werde.
Inzwischen war es Ende März geworden, der Bescheid kam - und auch das Landespflegegeld. Übrigens: Für das Landespflegegeld braucht es jährlich nicht immer einen neuen Antrag. Aber: Im Herbst wird überprüft, ob die Betreuung noch gegeben ist.
Die 1000 Euro sind, das weiß jeder, der einen Pflegebedürftigen zu Hause hat, durchaus für manches eine Hilfe, aber unterm Strich ein Tropfen auf dem heißen Stein. Pflegebedürftigkeit ist nämlich am Anfang immer ein kurzfristig eintretendes Ereignis, es ist erst nicht planbar - und damit kommen immer besondere Kosten auf den Haushalt zu. Abgesehen von der persönlichen Belastung durch die Auseinandersetzung mit Bürokratie, mit Vorsorgebestimmungen, medizinischen Notwendigkeiten und der ganz individuellen psychischen Befindlichkeit bei demjenigen der gepflegt werden muss, wie dem, der pflegt, kommen nun auch äußere Faktoren dazu.
Und die ärgern Elke Ibel, weshalb sie eigentlich den Kontakt zur Gesundheitsministerin gesucht hatte: "Ich fühle mich als Angehörige alleingelassen vom Staat", sagt sie. Es ist für sie besonders ärgerlich, weil "Wahlkampfversprechen propagiert werden, aber es tut sich nichts".
Mangelware Kurzzeitpflege
Damit meint sie nicht nur die Pflegeheime, die überquellen, sondern vor allem die Kurzzeitpflege. Die hat im Landkreis Haßberge aufgehört zu existieren. Heime nehmen mit viel Glück jemanden in den paar Tagen auf, in denen ein neuer nachfolgender Heimbewohner sein Zimmer noch nicht bezogen hat.
2018 ließ sich Urlaub für die Dippacherin noch organisieren: "Mein Bruder war da." 2019 telefonierte Elke Ibel einige Heime durch. "Da haben wir Anfang des Jahres erfahren, dass die Plätze für die Kurzzeitpflege abgebaut werden." Die Pflege von alten Menschen, die nur eine kurze Zeit betreut werden sollen, rechnet sich für die Heime nicht. Sie müssen eine Infrastruktur bereithalten, die nur innerhalb einer bestimmten Zeit im Jahr intensiv nachgefragt wird. Das lässt der knappe Etat nicht zu.
Zeitweise hat ein Pflegeheim wie das in Knetzgau mit seinen etwas über 80 Plätzen eine Warteliste von über 50 Interessenten. "Kurzzeitpflege sollte doch vom Staat gegenfinanziert werden", betont Elke Ibel und verweist auf das sechsseitige Antwortschreiben, das sie von Melanie Huml bekommen hat.
Es ist ausgesprochen ausführlich und nimmt genau auf ihren Fall Bezug. Doch der Beschluss der Landespflegesatzkommission und auch der Landtagsbeschluss zur selben Sache, die Huml beide aufführt, sind - 2018 gefasst - nach wie vor einfach nicht umgesetzt. Danach sollten Pflegeheime, die sich verpflichten, eine bestimmte Zahl an Kurzzeitpflegeplätzen bereit zu halten, finanziell besser gestellt werden. Eine Nullnummer. Urlaub? Für Elke Ibel heißt es erst mal, entweder daheimbleiben, oder die Mama mitnehmen...
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