Die einen können sich kaum vor Bewerbern retten, die anderen gehen leer aus: Der Kreistags-Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft stellte die aktuellen Zahlen zur Ausbildungssituation im Kreis Haßberge vor. Das sind die Gewinner und Verlierer.
Geburtenschwache Jahrgänge, Fachkräftemangel, schwache Wirtschaft - und dennoch keine Schwarzmalerei: Der Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und regionale Entwicklung des Kreistags Haßberge beschäftigte sich in seiner Sitzung insbesondere mit der aktuellen Ausbildungssituation im Landkreis Haßberge. Die lokale Diskrepanz zwischen Bewerbern und ausgeschriebenen Stellen ist teilweise massiv.
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Laut Peter Stretz von der Agentur für Arbeit habe sich der Ausbildungsmarkt in den vergangenen zehn Jahren zugunsten der Bewerber entwickelt, da es insgesamt mehr ausgeschriebene Stellen als Bewerber gibt. Im August 2019 kamen im Landkreis Haßberge auf 511 Bewerber 612 betriebliche Ausbildungsstellen. Doch längst nicht jeder Bereich profitiert. "Jugendliche wollen nach dem Schulabschluss vermehrt Bürojobs machen", erklärt Stretz. Während im Verwaltungsbereich auf 27 verfügbare Stellen 64 Bewerber kommen, ist die Lage in Handwerks- und Pflegeberufen umgekehrt.
Mangel im Pflegebereich
Auf 20 Ausbildungsstellen als Maler oder Stuckateur hatten sich beispielsweise nur vier Jugendliche beworben, auf 28 Stellen im Lebensmittelverkauf sogar nur zwei. "Das ist ein krasses Ungleichgewicht", resümiert Stretz. Besonders dramatisch gestalte sich die Ausbildungssituation bei Pflegeberufen, wo es derzeit enorm schwer falle, Nachwuchs zu finden. "Dabei geht es nicht mehr nur um Altenpfleger, sondern auch um Gesundheits- und Krankenpfleger", mahnt Stretz an. Fünf Prozent der Bewerber blieben unversorgt, also ohne Ausbildungsplatz. Doch Stetz gibt Entwarnung: "Bei wem es bis zum 1. September noch nicht geklappt hat, bekommt von uns ein Überbrückungsangebot."
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Negativ auf die Ausbildungssituation im Landkreis würden sich auch die geburtenschwachen Jahrgänge auswirken, denn weniger Kinder bedeuten gleichzeitig weniger Schulabschlüsse. Die Zahl der Absolventen wird voraussichtlich auch in den kommenden fünf Jahren nicht ansteigen. "Die guten Jahre sind vorbei! Das weiß jeder", stellt Landrat Wilhelm Schneider in diesem Zusammenhang fest. Während die Anzahl an Quali-Abschlüssen in den vergangenen drei Jahren bei rund 200 stagnierte, gab es deutlich weniger Schüler, die einen mittleren Schulabschluss oder das Abitur machten.