Die Grundschule Untermerzbach wird im Elternmagazin "Schule & wir" des Kultusministeriums als Beispiel für Schulen im ländlichen Raum angeführt.
Konzentriert fixiert Pepe die Buchstaben. "Die kleine Hexe flüch ..., fluch ..., fluchte", liest er langsam. Franziska nickt stumm. Pepe lächelt. Jeden Morgen, 15 Minuten vor Schulbeginn, machen sich die Viertklässler der Grundschule Untermerzbach auf den Weg zu den Jüngsten. Dann ist Lesepaten-Zeit. Franziska ist Lesepatin. Sie deutet auf ein Wort, das Pepe übersprungen hat. Er liest den Satz noch einmal. "Ich finde es schön, dass wir den Erstklässlern helfen können", sagt Franziska. "Wir können sie verbessern."
Zum Schulstart um 8 Uhr kommen alle 54 Schüler der Schule zusammen und singen gemeinsam. Danach findet der Unterricht in zwei "Jami-Klassen" statt: Schüler der 1. und 2. sowie 3. und 4. Jahrgangsstufe werden abwechselnd in jahrgangsgemischter ("Jami") und jahrgangsreiner Form unterrichtet.
"Die großen Klassen und nur zwei Klassenleitungen bedeuten viel Arbeit auf wenig Schultern", erklärt Rektorin Anja Schmidt, "auch bei Vertretungen." Zudem müssten wenige Schüler und Eltern zum Teil große finanzielle Aufwendungen für Busfahrten, Autoren, Aktionstage und Ähnliches leisten. "Hier unterstützt der Elternbeirat sehr großzügig", bedankt sich Schmidt. Das Repertoire an zusätzlichen Angeboten an der Grundschule reicht vom Osterfrühstück bis zu Theaterbesuchen und zum "fit4future"-Sportprojekt.
Die Herausforderungen, die sich durch die geringen Schülerzahlen ergeben, sieht man hier auch als Chance. So werden mehr offene Unterrichtsformen in den Lernalltag integriert und ein aktives Netz ehrenamtlicher Helfer wird mit einem engagierten Lehrerkollegium zusammengeführt.
Soziale Verantwortung
Für die Schüler bedeutet das Konzept der Jahrgangsmischung eine regelmäßige Veränderung der Lerngruppen und Rollenwechsel. "Jedes Kind ist mal klein, mal groß", heißt es dazu im Leitbild der Schule. Soziale Verantwortung und Lernen am Vorbild werden gefördert.
Das gemeinsame Ziel: "Lernen auf dem Weg zur Mitte miteinander und voneinander." Dafür setzen sich Lehrer, Eltern, Elternbeirat, Schüler, die politische Gemeinde mit Bürgermeister und allen Angestellten, Pfarrerin, das Team der Mittagsbetreuung, der Dorfladen, die Gemeindebücherei "Komm" und viele weitere ein, sagt Rektorin Schmidt. "Gemeinsam" laute dabei überhaupt das große Stichwort in der Grundschule. Denn ohne die gemeinsamen Anstrengungen vieler Beteiligter gäbe es die Grundschule Untermerzbach schon eine ganze Weile nicht mehr. Doch die bedeutet nicht nur einen wichtigen Standortfaktor für die Gemeinde, wie Bürgermeister Dietz betont, sondern vor allem auch "kurze Wege und einen direkten Übergang von der Kita in die Schule im eigenen Ort", um den Übergang für die Kinder einfacher und im sozialen Sinn verträglicher zu machen.