"Kein Nachteil für den Panoramaweg"
Siegfried Kirchner vom Bürgerblock/Freie Wähler, Zweiter Bürgermeister der Gemeinde Untermerzbach sagte, dass es man mitten im Klimawandel Kohlendioxid und Stickoxide reduzieren müsse. Bald würde auch durch Stilllegungen von Kern- und Kohlekraftwerken Stromgewinnung daraus nicht mehr zur Verfügung stehen. "Das muss durch regenerative Energien, Wind- und Sonnenenergie, kompensiert werden", so Kirchner.
Er befürwortet klar die geplante Solaranlage bei Buch und nennt seine Gründe: Regionale Stromerzeugung, keine nennenswerten optischen Einschränkungen durch die geplante Anlage, kein Nachteil für den Panoramaweg, von Buch ist die Anlage nicht zu sehen und beeinträchtigt somit Anwohner eventuell nur minimal. Er ist auch vom Konzept der Energiebauern überzeugt. "Das ist für mich schlüssig und nachvollziehbar und zeigt auch Kompromissbereitschaft der Betreiber."
Ausschlaggebend sei für ihn auch gewesen, dass die große Mehrheit der Bürger von Buch keine Einwände hatte. "Es gab nur drei Gegenstimmen", so der Ingenieur in Ruhestand. Er hofft, dass die Bürger am 15. September auf ihren Stimmzetteln "Nein" ankreuzen.
Gemeinderat Jürgen Fromm von der SPD, selbstständiger Malermeister, ist ebenfalls für den Solarpark. "Der Gemeinde und dem Gemeinderat ging es bei der Entscheidung pro Solarpark um die Fortführung der gemeinsamen Linie, was das Fördern von wiedererneuerbaren Energiequellen im Gemeindegebiet betrifft. Dass es bei solchen Entscheidungen auch immer Gegner geben wird, war uns bewusst. Jedoch sehen wir auch, dass alle Gemeindebewohner Ihres zu der allgemeinen Infrastruktur beitragen müssen" so Fromm.
"Massive Benachteiligung"
Roland Wöger von der Bürgerinitiative ist optimistisch. "Ich gehe fest davon, aus dass wir gewinnen, auch wenn versucht wird, uns seitens der Gemeinde massiv zu benachteiligen", sagt der Jurist, der als Verwaltungsrichter in Dresden arbeitet. Eine Benachteiligung sieht er, weil es im Gemeindegebiet nur ein Wahllokal in Untermerzbach geben wird. Wöger fragt sich, wie ältere Leute nach Untermerzbach kommen sollen. Transportmöglichkeiten sollen seinem Wissen zufolge nicht eingesetzt werden. Es würden nicht genug Freiwillige für mehrere Wahllokale gefunden, lässt er nicht gelten. Bei Land- oder Bundestagswahlen würden sie ja auch zur Verfügung stehen.
"Die Gemeinde versucht, die Wahlbeteiligung unter das Quorum zu bringen", sagt Roland Wöger. Die Initiative müsste demnach im Fall Untermerzbach laut Wöger 260 "Ja-Stimmen" bekommen. Mit einem Nebensatz kündigte er an, dass die Initiative gegen die Wahl aus genau diesen Gründen Einspruch einlege, wenn sie nicht gewinne.
"Fläsche ist versteckt"
Rentner Erhard Büchner ist stets treuer Zuhörer bei Gemeinderats- und Bauausschusssitzungen. Er sagt: "Den Strom aus regenerativen Energiequellen haben wir nötig im Hinblick auf den Ausstieg aus Atomkraft- und Braunkohle. "Mir persönlich gefällt es nicht, wenn die Landschaft mit Solaranlagen verschandelt wird, aber im Fall Buch ist die Fläche ,versteckt' und hat, so die Eingrünung wie zugesagt erfolgt, keine wesentliche Auswirkung auf das Landschaftsbild. In diesem Fall bin ich für die Solaranlage."
Beate Köhler aus Buch ist gegen die Solaranlage und meint, dass die Anlage an der falschen Stelle gebaut werden soll. "Es gäbe andere Plätze die nicht so einsehbar sind", sage sie. Danach gefragt, was das für Plätze wären sagt Frau Köhler: "Zum Beispiel Richtung Wüstenwelsberg ist eine Fläche vorhanden, die nicht einsehbar ist." Sie befürchtet außerdem, dass die Fläche bei Buch möglicherweise noch erweitert werden könnte, wenn Landwirte die dort angrenzen, ihre Flächen zur Verfügung stellen würden.
Einen Bürgerentscheid hatte es bisher noch nie in der Gemeinde Untermerzbach gegeben und man kann nicht sicher voraussagen, ob der Bürgerentscheid Pro oder Contra Solaranlage Buch ausgehen wird. Jedenfalls werden die Gegner der Solaranlage alles mobilisieren um möglichst die einfache Mehrheit mit "Ja-Kreuzen" zu erzielen.
Um dem etwas entgegenzusetzen, müssten auch alle Befürworter der Anlage zur Wahl gehen und ihr "Nein-Kreuz" abgeben.
Wie Bürgermeister Helmut Dietz auf Anfrage mitteilte, muss die Wahlbeteiligung bei mindestens 20 Prozent der stimmberechtigten Bürger liegen. Im Fall der Gemeinde Untermerzbach wären das mindestens 260 Personen, die sich am Bürgerentscheid beteiligen müssten. Es entscheide die einfache Mehrheit. Insgesamt hat die Gemeinde 1300 Wahlberechtigte.
Kommt die Anzahl der geforderten Stimmen nicht zusammen, ist das Bürgerbegehren gescheitert, heißt, die Anlage kann gebaut werden. Aber für diesen Fall hat Roland Böger einen Einspruch der Bürgerinitiative angekündigt, weil er eine Benachteiligung der Initiative sieht. Es ist jedenfalls abzuwarten, ob am 15. September alles ausgestanden ist.
Was ist ein "Quorum"?
Unter "Quorum" versteht man die Anzahl Stimmen, die erreicht sein muss, damit eine Wahl oder Abstimmung Gültigkeit erlangt. Der Ausdruck "Quorum" wird weit überwiegend auf Abstimmungen bezogen, während bei Wahlen oftmals von einer "Mindestwahlbeteiligung" gesprochen wird. Ein Quorum soll gewährleisten, dass sich bei einer geringen Beteiligung an einer Wahl oder Abstimmung keine unrepräsentativen Mehrheiten bilden. Wird das notwendige Quorum nicht erreicht, gilt die entsprechende Wahl oder Abstimmung unabhängig von ihrem Ergebnis als "unbeantwortet", das heißt, eine unter Umständen angestrebte Änderung des Status Quo wird nicht regulär umgesetzt.
Formell ist dies keine Ablehnung der Vorlage, hat aber in der Regel faktisch dieselben Folgen, weshalb mitunter auch von einem unechten Scheitern gesprochen wird. Nach Artikel 18a Abs. 12 der Bayerischen Gemeindeordnung ist ein Bürgerentscheid entschieden, indem sie von der Mehrheit der abgegebenen gültigen Stimmen beantwortet wurde und bei Gemeinden bis zu 50 000 Einwohnern mindestens 20 v.H. der Stimmberechtigten beträgt.
Ich bin selbst Besitzer von zwei Photovoltaikanlagen, die Aussagen von Frau Finzel und anderen zeugen einfach von großer Unwissenheit. Es wird hier immer suggeriert das zu jeder Jahreszeit gleich viel Strom produziert wird, das ist aber ein Trugschluß, Zum einen gibt es in unseren Breiten deutlich unterschiedliche Tageslängen (im Juni ca. 18 Stunden, dagegen im Dezember nur ca. 10 Stunden), dazu kommt noch der Sonnenhöchststand im Juni bei uns ca. 62, im Dezember ca. 18, d.h. die Sonne hat im Dezember nur noch ca. 30% der Energie die im Juni vorhanden ist und das bei wesentlich kürzerer Sonnenscheindauer. Im Juni produziere ich mit meinen beiden Anlagen ca. 7000 kwh Strom, im Dezember sind es keine 500 kwh, aber im Dezember habe ich einen wesentlich höheren Stromverbrauch als im Juni, durch Heizung, kürzere Tage etc. Es gibt für diese großen Anlagen bei uns noch keine Speichermöglichkeiten, daher "verpufft" im Juni ein Großteil des produzierten Solarstromes (den ich aber natürlich über den Zähler bezahlt bekomme..), da er nicht gebraucht wird, im Dezember reicht er nicht, Solarenergie kann bei uns bestenfalls im Sommer nützlich sein, im Winter kann Solarstrom nur einen Bruchteil der benötigten Energie decken, leider werden uns auch hier wie in vielen anderen Sachen bewusst Unwahrheiten von Regierungsseite erzählt, den Betreibern dieser Anlage ist es völlig egal zu welcher Jahreszeit wie viel Strom abgegeben wird, Hauptsache am Jahresende stimmt die Kasse ...
Offiziell vom Wetteramt im Jahr 2018 in Deutschland gemessene Sonnenstunden waren zwischen 1600 bis 1800 Stunden - von 8760 Stunden des Jahres! Ohne bis jetzt verfügbare Großspeicher und softwaregesteuerte Verteilernetze sind weitere Solarparks nicht nur sinnlos, sondern sie häufen auch noch gewaltige Mengen an Sondermüll bei Ende ihrer Nutzung an. Ergebnis der total verkorksten "Energiewende" ist, dass wir inzwischen weltweit die höchsten Strompreise haben und immer mehr stark energieabhängige Unternehmen, z.B Aluminiumhütten, sich ins Ausland absetzen. Armes, von
energietechnischen Laien in der Politik und von Wind/Solar-Lobbys übers Ohr gehauenes Deutschland!
ROTE Karte gegen den Industrie-Solarpark Buch. Gegen die Verschandelung unserer schönen, einzigartigen Naturlandschaft. Danke für den beherzten Einsatz der Bürgerinitiative Buch und dem Großteil der Dorfgemeinschaft Buch sowie den unzähligen Unterstützern aus Untermerzbach, Gereuth, Wüstenwelsberg, Obermerzbach, Gleusdorf, Hemmendorf, Recheldorf und Memmelsdorf. Zeigen wir Flagge am 15.09.2019 - Bürgerentscheid - JA - gegen den Solarpark Buch.
Ich verstehe nicht ganz, warum die Meinung des Ortssprechers von Gleusdorf so hervorgehoben wird. Ist er denn wenigstens im Gemeinderat?
Das nenn ich mal "ausgewogene" Berichterstattung... Es wird sich zeigen, ob wirklich alle Untermerzbacher für die Verschandelung einer der schönsten Ecken im Landkreis stimmen werden. Und zur Frage, ob der Panoramaweg an sich betroffen ist, hilft ein Blick in den Duden. Panorama bedeutet nämlich "Rundumblick". Den kann man sich dann entlang großflächiger Solarpanele wirklich sparen, ob sie 3,50 m oder 3,20 m hoch sind, spielt dabei keine Rolle.