Am 11. September: Kathrina (6) bewahrte ihren Onkel vor dem Terror-Tod

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Knetzgau: 11. September 2001 - Nichte rettet ihren Onkel vor dem Tod
Kathrina Schenk aus Knetzgau hat ihrem Onkel am 11. September 2001 das Leben gerettet. Beide haben seitdem eine tiefe Verbindung zueinander.
Knetzgau: 11. September 2001 - Nichte rettet ihren Onkel vor dem Tod
Kathrina Schenk/privat
Knetzgau: 11. September 2001 - Nichte rettet ihren Onkel vor dem Tod
Kathrina Schenk aus Knetzgau hat ihrem Onkel am 11. September 2001 das Leben gerettet. Beide haben seitdem eine tiefe Verbindung zueinander.
Knetzgau: 11. September 2001 - Nichte rettet ihren Onkel vor dem Tod
Kathrina Schenk/privat
Knetzgau: 11. September 2001 - Nichte rettet ihren Onkel vor dem Tod
Kathrina Schenk aus Knetzgau hat ihrem Onkel am 11. September 2001 das Leben gerettet. Beide haben seitdem eine tiefe Verbindung zueinander.
Knetzgau: 11. September 2001 - Nichte rettet ihren Onkel vor dem Tod
Kathrina Schenk/privat

Am 11. September 2001 wollte Erik Schenk wie immer in den 72. Stock des World Trade Centers fahren, um dort als Programmierer für die Polizei zu arbeiten. Doch ein Anruf aus Knetzgau hat ihm das Leben gerettet.

  • Knetzgau: Kathrina Schenk rettete ihrem Onkel das Leben
  • Erik Schenk arbeitet 2001 im World Trade Center in New York als Programmierer
  • Terroranschläge vom 11. September: Ein Anruf seiner Nichte hält Schenk vom Weg zur Arbeit ab
  • "Irgendwann den Schlüssel zu ihm gefunden": 55-Jähriger noch immer von Ängsten verfolgt

Dass Kathrina Schenk aus Knetzgau (Kreis Haßberge) und ihr Onkel Erich gemeinsam vor dem neuen New Yorker World Trade Center stehen und lächeln, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Vor 20 Jahren, am 11. September 2001, als die Flugzeuge bei den Terroranschlägen in die Twin Towers krachten, wäre Erich Schenk beinahe in seinem Büro im 72. Stock gesessen. Denn auch sein Arbeitgeber, die Port Authority Police of New York and New Jersey hatte Arbeitsräume im World Trade Center. 37 Menschen aus Schenks Kollegenkreis starben bei dem grausamen Attentat. Doch der heute 55-Jährige hatte wahnsinniges Glück. Und das hat mit seiner Nichte Kathrina zu tun - die damals gerade sechs Jahre alt war. 

11. September 2001: Kathrinas Onkel muss zur Arbeit ins World Trade Center - doch sie hält ihn auf

"New York ist wie meine zweite Heimat", erzählt Kathrina Schenk im Gespräch mit inFranken.de. "Mein Vater ist gebürtiger New Yorker. Meine Großeltern und mein Onkel wohnen dort, ich habe beide Staatsbürgerschaften." Am 11. September 2001 sei ihr erster Schultag gewesen, ein Ereignis, das die damals Sechsjährige aus eigener Erinnerung sehr bewegte. "Im Normalfall haben mein Onkel Erik und ich nicht so lange telefoniert, aber an dem Tag hatte ich offenbar viel zu erzählen", sagt die 26-Jährige. 

"Ich habe ihm erzählt, was in meiner Schultüte war, wer mein Klassenlehrer ist und neben wem ich sitze. Er hat öfter gesagt, dass er auf dem Sprung ist, dann aber doch weiter zugehört und nicht aufgelegt." Erst nach etwa 45 Minuten habe ihr Onkel die redefreudige Nichte doch bremsen müssen. "Er hat gesagt, er kommt sonst zu spät zur Arbeit, und sich auf den Weg gemacht."

Im Anschluss seien die Großeltern mütterlicherseits zu Kaffee und Kuchen zu Besuch gekommen. "Mein Bruder und ich haben im Wohnzimmer gespielt. Dann hat mein Opa gesagt, wir sollen den Fernseher anmachen, in New York ist etwas Schreckliches passiert." Die ganze Familie sei extrem schockiert gewesen - und in riesiger Sorge um Erik Schenk. "Unsere Eltern haben uns erstmal nach draußen mitgenommen, weg von den Bildern."

"Er lebt immer noch mit Ängsten": Nach 9/11 - Knetzgauerin wird zur Vertrauensperson ihres Onkels 

Auch Erik Schenk sieht die grausamen Bilder - aber vor Ort. Er erreicht seine Arbeit mit der U-Bahn nicht mehr und muss nach dem Ausstieg aus einiger Entfernung den Zusammenbruch der Zwillingstürme ertragen, wie seine Nichte erzählt. Ein Ereignis, das den 55-Jährigen bis zum heutigen Tag nicht loslässt. "Er lebt immer noch mit Ängsten", erzählt die Erzieherin. Doch Erich Schenk selbst bleibt unverletzt - und hat dies aus seiner Sicht nur Kathrina zu verdanken. 

"Er sagt noch heute immer wieder, dass ich ihm das Leben gerettet habe, er kann sich gar nicht vorstellen, was sonst passiert wäre", sagt sie. Ihre Familie erhält die "erlösende Nachricht" am Abend des 11. September vom Großvater in Pennsylvania. Das Ereignis habe zwischen ihr und ihrem Onkel eine "tiefe Verbindung" geschaffen, sagt die 26-Jährige. 

Nur so habe sie letztlich auch den "Schlüssel zu ihm gefunden, dass er mit mir über das, was passiert ist, sprechen kann". Denn beim ersten Besuch nach den Anschlägen und auch die Folgejahre sei Erich Schenk "sehr verschlossen" gewesen. Erst im Teenageralter Kathrinas habe er sich dann geöffnet und ihr seine tiefsten Emotionen anvertraut. Besonders an den Jahrestagen kämen diese wieder hoch. Heute wisse sie, "jede Sekunde des Lebens zu schätzen, es kann schnell vorbei sein", sagt die Erzieherin. Angst, sich in ein Flugzeug zu setzen oder "komische Gefühle" bei der Besichtigung des neuen World Trade Centers habe sie aber nicht. Stattdessen fliege die Knetzgauerin jeden Sommer nach New York - und genieße dort jeden gemeinsamen Moment mit Onkel Erik. 

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