Eine Herausforderung via Facebook funktioniert wie ein Kettenbrief und viele Vereine und Organisationen in der Region ziehen mit.
Alarm in Bramberg, angekurbelt mit der Handsirene und festgehalten mit der Kamera. Auch sonst wirkt alles wie im Slapstick-Film: Die Feuerwehr eilt in historischen Uniformen herbei, schnappt sich den Spritzenwagen von 1898, dazu Schwimmreifen und Quietscheente und eilt dem Löschteich entgegen. Dort qualmt's tatsächlich - und es duftet nach Bratwürsten. Alois Precht, Vorsitzender des Feuerwehrvereins, hat den Grill angeschürt, mitten im Teich. Die Feuerwehrleute werden die Zähne zusammenbeißen und sich der Herausforderung stellen: eine Grillparty im Wasser, bei 4° Celsius. Eine Woche zuvor waren die Bramberger von der Feuerwehr Losbergsgereuth zu dieser kuriosen Aktion herausgefordert worden. "Mit Bier, Bratwurst und Pickel zum Eishacken vor," hatte Zweiter Kommandant Alexander Precht für die Kamera einstudiert.
Ein Trend bei Facebook
Eiskalte Füße und heiße Würstchen. Dies sind die wichtigsten Zutaten der "Cold-Water-Challenge", die in den letzten Winterwochen vielen Menschen im Landkreis Haßberge ein feucht-frost-fröhliches Spektakel bescherte. Eine Art Mutprobe, die nach dem Kettenbrief-Prinzip funktioniert. Immer sind ein Grill und Wasser im Spiel und immer entsteht dabei ein Video fürs soziale Netz - so verlangen es die Spielregeln.
Die Facebook-"Challenge" reißt die Freiwilligen Feuerwehren mit, aber auch andere Vereine und Gruppierungen. Auch die Mädels der Heubacher und Rentweinsdorfer Garden kniffen nicht. Selbst der Landtagsabgeordnete Steffen Vogel und Landrat Wilhelm Schneider ließen sich nicht lumpen. Im sozialen Netzwerk finden sich Videos zuhauf und erreichen prima Klickzahlen! Viele der Nominierten verbinden ihren Auftritt mit einer Spende für einen sozialen Zweck.
Drei Nominierungen
Zum Ritual gehört die Nominierung dreier anderer Vereine oder Institutionen. Diese haben dann eine Woche lang Zeit, die Herausforderung ihrerseits zu meistern. Gelingt es nicht, müssen sie dem Herausforderer ein Fass Bier und eine Brotzeit zahlen. Aber die Blöße will sich natürlich - fast - niemand geben!
Bei den Brambergern waren die Plätze auf den Liegestühlen unterm Sonnenschirm für die Senioren, die im Paddelboot für den Feuerwehr-Nachwuchs reserviert. Der Rest der Truppe musste barfuß antreten: "Gar net so schlimm" und "Temperatur passt", verkündeten die Heroen beim Einstieg ins Nass.
Doch nach zehnminütigen Dreharbeiten hörten sich die Kommentare anders an: "Hui, des haut nei! Mit der Zeit wird's arg zapfig", bekannten sie. Dennoch: Die Bramberger haben es geschafft und fordern nun die Wehren aus Jesserndorf, Bischwind a. R. und Reutersbrunn heraus. 200 Euro spendiert die Feuerwehr an den Kindergarten Jesserndorf.
Poolparty im Amt
Der Landrat verdankte die Nominierung dem Landtagsabgeordneten Steffen Vogel. Beide haben den Schritt ins eiskalte Wasser gewagt. Wilhelm Schneider, unterstützt von der Stabsstelle Kreisentwicklung, nutzte dazu eine Mittagspause im Landratsamt. Kurzerhand wurde der Garten vor dem Kirschnergebäude in Haßfurt in eine Strandoase verwandelt. Sonnenschirm, luftige Kleider, Flip-Flops, bunte Blumenketten und Cocktails sorgten für Beach-Atmosphäre und der Landrat stapfte barfuß durchs Nass in einem aufblasbaren Schwimmbecken. Eine Spende hat Schneider den Betreibern des neuen Tierheimes in Zell - der Tierschutzinitiative Haßberge - versprochen, berichtet Pressesprecherin Monika Göhr. Der Landrat hat die Volkshochschule Haßberge, eine Zeitungsredaktion und den Kreisjugendring nominiert.
Ursprung Die Idee stammt ursprünglich aus den USA. Bekannt ist die "Ice-Bucket-Challenge", bei der sich Prominente vor laufender Kamera einen Eimer Eiswasser über den Kopf schütteten - für einen guten Zweck. Die Challenge sollte auf die Krankheit ALS, eine Erkrankung des Nervensystems, aufmerksam machen und die Forschungsarbeiten durch Spenden ankurbeln.
Rechtliches Die Kaltwasser-Aktion beschäftigt auch die Behörden. Das Innenministerium spricht kein Verbot aus, warnt aber: "Die Teilnahme von Feuerwehrleuten an der Veranstaltung stellt keinen Feuerwehrdienst dar und ist deshalb nicht versichert". Der Landesfeuerwehrverband Bayern stellt auf seiner Homepage klar, der Zusammenhalt in den Organisationen und die Attraktivität des Ehrenamtes würden durch solche Aktionen gefördert, mahnt die Feuerwehren aber wegen "zum Teil bedenklichen Aktionen" zu Vorsicht und Sorgfalt.
Eine Links zur Auswahl:
https://www.facebook.com/1479104422418278/photos/pb.1479104422418278.-2207520000.1522065530./1974133126248736/?type=3&theater
https://www.youtube.com/watch?v=qQskbzONa7s
https://de-de.facebook.com/svheubach1947/videos/1246401592129194
https://www.facebook.com/312041762154993/photos/pcb.2376648125694336/2376647995694349/?type=3&theater
https://www.facebook.com/wilhelm.schneider.102/videos/10204361246109161/