Hans Prokein hat "viel erlebt"

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Seinen 90. Geburtstag feierte gestern in Eltmann Rektor i.R. Hans Prokein. Unser Bild zeigt den Jubilar mit Blick auf das Schulzentrum in Eltmann, das ihn zeit seines Lebens begleitet hat. Foto: Sabine Weinbeer
Seinen 90. Geburtstag feierte gestern in Eltmann Rektor i.R. Hans Prokein. Unser Bild zeigt den Jubilar mit Blick auf das Schulzentrum in Eltmann, das ihn zeit seines Lebens begleitet hat.  Foto: Sabine Weinbeer

Der Eltmanner Hans Prokein feierte seinen 90. Geburtstag.

Viele Gratulanten fanden sich gestern in Eltmann in der Oberen Tauberleite ein, wo Hans Prokein bei guter Gesundheit seinen 90. Geburtstag feierte. Die offiziellen Glückwünsche überbrachte der stellvertretende Landrat und Bürgermeister Michael Ziegler (CSU). Cousin Toni Prokein, der vor knapp zwei Wochen seinen eigenen 90. Geburtstag begangen hatte, gratulierte ebenfalls.

Auf ein bewegtes Leben schaut Hans Prokein gemeinsam mit seiner Frau Anna zurück, die seit 63 Jahren an seiner Seite ist. In Nachbardörfern in der Slowakei wuchsen sie auf und über viele Umwege fanden ihre Lebenswege wieder zusammen.


Deutsche Sprachinsel

Kuneschhau hieß der Ort bei Kremnitz in einer Bergbauregion, die eine deutsche Sprachinsel in der Slowakei war. Dort besuchte Hans Prokein die deutsche Bürgerschule und ging dann nach Preßburg (heute Bratislawa) in die Lehrerbildungsanstalt.

Das Studium musste er abbrechen, die russische Front rückte näher und der Lehramtsstudent wurde 17-jährig beauftragt, eine Klasse zu betreuen, die ins Riesengebirge evakuiert war. Mit diesen rund 20 Kindern bestand er ein richtiges Abenteuer gegen Ende des Krieges.

Weil die Eltern der Kinder fast alle nach Österreich gebracht worden waren, machte er sich zu Fuß auf den Weg nach Österreich - immer bedacht darauf, nicht die russische Linie zu überqueren. Und er brachte alle Kinder zu ihren Familien.


Im Lager Ebelsbach

Er selbst suchte den Weg nach Deutschland, wo er zunächst in Ebelsbach im Lager landete. Dann wurde ihm ein Zimmer in Limbach zugewiesen. Er suchte sich Arbeit, wollte aber auf jeden Fall sein Lehrerstudium fortsetzen. Dazu musste er Englisch nachlernen - die Schwimmprüfung bestand er, obwohl er Nichtschwimmer war. "Ich bin reingesprungen und habe gerudert, irgendwann war ich drüben", erinnert er sich noch heute. Und doch wäre seine Aufnahme ins Internat in Würzburg beinahe gescheitert, weil er keinen Strohsack auftreiben konnte; eine solche Schlafstatt hätte er aber mitbringen sollen. Er bekam dann einen schon sehr abgelegenen gestellt und absolvierte sein Lehramtsstudium.

Acht Jahre lang war er Lehrer in Karbach, dann in Ebelsbach. Die längste Zeit seines Berufsleben war er an der Volksschule Eltmann, wo er später Rektor wurde und 1986 in Ruhestand ging.
In der damaligen DDR lernte er seine Frau Anna kennen. Sie flüchtete kurz vor dem Mauerbau in den Westen, ließ aber ihre gesamte Familie zurück.


Drei Kinder

Zwei Töchter und ein Sohn und drei Enkeltöchter vergrößerten die Familie. Hans Prokein engagierte sich in vielen Vereinen in Eltmann und Ebelsbach, ist Ehrenvorstand bei der Sängerlust, und die Stadtkapelle brachte ebenfalls ein Ständchen; auch im Verein für Heimatgeschichte war er viele Jahre aktiv.

Nicht wegzudenken waren die Prokeins über Jahrzehnte im Wanderverein, noch heute schwärmt Anna Prokein von Wandertouren in Meransen. Wanderwart war Hans Prokein auch für die Stadt Eltmann; er organisierte die ersten Herbstwanderungen der "Fünf-Sterne"-Gemeinden mit und betreute das Wanderwegenetz, wofür der Eltmanner Bürgermeister ihm besonders dankte.

"Ja, wir haben viel erlebt und freuen uns, dass wir uns noch haben", erklärte Anna Prokein im Gespräch mit unserer Zeitung, während ihr Mann schon die nächsten Gratulanten zu seinem 90. Geburtstag empfing.