Hans Jürgen Küchle hat mit Eintritt in den Ruhestand eine Lebensaufgabe gefunden

3 Min
Landrat Wilhelm Schneider verlieh im Landratsamt Haßberge die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Hans Jürgen Küchle. Foto: Moni Göhr/Landratsamt Haßberge
Landrat Wilhelm Schneider verlieh im Landratsamt Haßberge die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Hans Jürgen Küchle.  Foto: Moni Göhr/Landratsamt Haßberge
 
 

Hans Jürgen Küchle st für sein außergewöhnliches Wirken mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik ausgezeichnet worden.

Hans Jürgen Küchle aus Allertshausen ist für sein außergewöhnliches Wirken mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Der 76-Jährige engagiert sich seit fast 20 Jahren als Senior-Experte bei der Don Bosco Mission für den Wiederaufbau in Entwicklungsländern. Was als einzelnes Projekt begonnen hatte, ist für den rüstigen Rentner zur Lebensaufgabe geworden. Die Medaille und Urkunde, die Landrat Wilhelm Schneider am Dienstag im Auftrag des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier aushändigte, gilt als höchste Anerkennung für Verdienste um das Allgemeinwohl.
"Eine solche Ordensverleihung ist auch für mich als Landrat ein schöner und besonderer Moment, weil ich bei solch einem Anlass zeigen kann, wie reich unser Landkreis Haßberge an leidenschaftlichen Menschen ist, die gute Taten verrichten", freute sich Landrat Wilhelm Schneider. Gleichzeitig wünschte er sich, dass sich insbesondere junge Menschen ein Beispiel an Küchles außergewöhnlichem Wirken nehmen und diese hohe Auszeichnung zum Nachdenken und Nachmachen anregt. "Es ist schön, dass es Menschen wie Dich in unserem Landkreis gibt. Du bist ein leuchtendes Vorbild für uns alle, dein unermüdlicher Einsatz ist großartig und beeindruckt", so Landrat Wilhelm Schneider in seiner Laudatio.
Nicht nur seinen verschiedenen beruflichen Tätigkeiten und Fähigkeiten ist es zu verdan-ken, dass sich Hans Jürgen Küchle in vielfältiger Weise für die Belange von benachteiligten jungen Menschen in Ländern wie Kambodscha, der Demokratischen Republik Kongo und Ghana eingesetzt hat und weiterhin einsetzt. Auch sein soziales Engagement in mehreren Vereinen (Sportverein, Feuerwehrverein, CSU-Ortsverband, Bundeswehrsozialwerk, Reservistenverband Ebern und Deutscher Marinebund) zeige seine Verantwortung für das Allgemeinwohl.
Als Oberstabsbootsmann bei der Bundesmarine hat Küchle die afrikanischen Küsten und fast die gesamte westliche Hemisphäre kennen gelernt. Nachdem er in den Haßbergen in Allertshausen sesshaft wurde, hat er zunächst als Sprengmeister gearbeitet und danach als Zollbeamter an der deutsch-deutschen Grenze. Als er im Jahr 1995 in Pension ging, war ihm sofort klar gewesen, dass er noch irgendetwas machen muss, weil er noch viel Energie besitzt und einfach nicht der Typ Rentner ist, der tatenlos herumsitzt. Deswegen hat sich Hans Jürgen Küchle im Dezember 1998 als Senior-Experte beim Senior-Experten Service Bonn registrieren lassen. Seit dieser Zeit stellt er sein Wissen, seine umfangreichen beruflichen Erfahrungen sowie seine Tatkraft ehrenamtlich zur Verfügung.
Der Senior-Experten Service ist die Stiftung der deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit. Mit aus dem Berufsleben ausgeschiedenen Fachleuten (Senior Experten) wird die Aus- und Fortbildung sowie die Qualifizierung von Fach- und Führungskräften im In- und Ausland auf ehrenamtlicher Basis gefördert.
Bei einem Einsatz als Senior-Experte im Jahr 2005 in Kambodscha lernte Hans Jürgen Küchle die Arbeit der Salesianer Don Bosco kennen. Die Don Bosco Mission fördert Projekte der Salesianer Don Boscos für benachteiligte junge Menschen weltweit Die Lebenssituation der kambodschanischen Bevölkerung ist geprägt von Mangelernährung und fehlenden Bildungschancen für Kinder und Jugendliche. Eine umfassende Schul- und Berufsausbildung hat somit eine bedeutende Rolle bei der Verbesserung der zukünftigen Lebensbedingungen.
Seit 2005 engagiert sich Hans Jürgen Küchle direkt vor Ort in Kambodscha, Ghana und der Demokratischen Republik Kongo, um die Ausbildungsbetriebe der Salesianer Don Boscos qualitativ und quantitativ weiter zu entwickeln. Die jeweilige Einsatzdauer lag zwi-schen 27 und 86 Tagen. In den Jahren 2008, 2009 und 2010 war der Pensionist sogar zwei Mal in unterschiedlichen Ländern im Einsatz. Wieder zurück in Deutschland hält er regelmäßig Vorträge ab, um Land und Leute, vor allem die Hilfsbedürftigkeit der Kinder, die Projekte vor Ort und die Baumaßnahmen der Öffentlichkeit vorzustellen.
Mit einer Reihe von außergewöhnlichen und skurrilen Bildern sei es ihm gelungen, Brauchtum und die Lebensgewohnheiten der Kambodschaner der heimischen Bevölkerung näher zu bringen. "Mit den Vorträgen weckst du nicht nur Begeisterung und Verständnis bei den Zuhörern, sondern - was enorm wichtig ist - sammelst auch Spenden zur Finanzierung anstehender Projekte", lobte der Landrat.
Die Aufgabe eines Senior-Experten besteht vor allem darin, Baustellen zu überwachen und sein fachliches Wissen weiterzugeben. Hier kommt Hans Jürgen Küchle vor allem sein früherer Beruf als Sprengmeister zu Gute, denn er hat dementsprechend viel Ahnung von Statik. Als Projektleiter vor Ort hat er sich in den letzten Jahren insbesondere dem Bau neuer Gebäude in den expandierenden Ausbildungsbetrieben der Salesianer Don Boscos gewidmet. Die Baumeister der kambodschanischen Städte Poipet, Phnom Pen, Sihanoukville und Kep wurden durch den Allertshäuser angeleitet und technisch dazu befähigt, neue Wohnheime, Schulgebäude und Wasserspeichertürme zu bauen. Durch den Bau der Wohnheime konnten mehr junge Menschen aus den abgelegenen ländlicheren Regionen Kambodschas in den Ausbildungsbetrieben Unterkunft erhalten und somit ihre Ausbildung absolvieren. Selbst Vater von drei Töchtern, war es Küchle natürlich eine Herzensangelegenheit, die Ausbildungsquote von Mädchen zu erhöhen - dies ist ihm durch den Bau von eigenen Mädchenunterkünften gelungen. Weit über die Schulmauern hinaus hat der Senior- Experte sein Wissen und seine umfangreichen praktischen Erfahrungen in der Bauplanung und -ausführung an die lokalen Experten und Arbeiter weitergegeben und statuierte damit auch ein Exempel gegen die Kultur des Herrschaftswissens. "Dein Wirken hinterlässt bleibende Spuren in Kambodscha", bringt Landrat Wilhelm Schneider das außergewöhnliche Engagement auf den Punkt. red