Die Bilder von Hannelore Heider sind von Sehnsucht getragen. Sagt ihre Laudatorin Kalliope Koukou bei der Ausstellungseröffnung in Haßfurt.
"Mit der Erde träumen" heißt die neueste Ausstellung im Cafe "Susi und Strolch" in Haßfurt mit Werken von Hannelore Heider aus Ebelsbach. Die Malerin zeigt in ihren Bildern die Sehnsucht des Menschen nach der Einheit mit der Natur. Sie ermutigt den Betrachter, zu seinen Sehnsüchten, Gefühlen und Empfindungen zu stehen.
Befruchtende Bekanntschaft
War es Zufall oder glückliche Fügung, dass Hannelore Heider eines Tages mit Kalliope Koukou ins Gespräch kam, die wie sie selbst an der Freien Waldorfschule in den Mainauen Haßfurt, aber auch an der Universität Würzburg, unterrichtet? Denn, wie sich herausstellte, erkannte Kalliope Koukou in den Gemälden von Hannelore Heider das zentrale Motiv, das nicht nur in der romantischen Dichtung, sondern auch in der Philosophie und in der Theologie eine Rolle spielt: die Sehnsucht des Menschen nach der Einheit mit der Natur.
Schriften von Schiller und Hölderlin untersucht
Gleichzeitig untersucht sie selbst das Motiv dieser "Vereinigung" in der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts (bei Schiller und Hölderlin) in ihrer Dissertation. Um diese Sehnsucht zu erklären, erläuterte sie bei der sehr gut besuchten Vernissage das Modell des "Seelenwagens" bei Platon. Darin wird das Wesen der Seele mit einem Pferdegespann verglichen, wobei die Seelen geflügelte Wagenlenker sind.
"Der menschliche Seelenwagen wird von zwei verschiedenartigen Pferden, die stellvertretend für die Vernunft und die Leidenschaft stehen, gezogen. Stürzt nun der Wagen auf die Erde, weil sich die Pferde nur schwer lenken lassen, nimmt die unsterbliche Seele einen sterblichen Körper an", so Kalliope Koukou.
"Das bedeutet, dass der Mensch keinen Kontakt mehr zu seinem göttlichen Ursprung hat, und der Weg zurück führt nur über die Liebe zum Schönen."
Laut dem deutschen Dichter Hölderlin erfolgt die Rückkehr zum göttlichen Ursprung ebenfalls über die Vereinigung mit der Natur. "Dazu brauchen wir einen ästhetischen Sinn, und die Kunst motiviert uns, uns und unsere Triebe mit der Natur zu vereinigen."
In den Bildern von Hannelore Heider manifestiere sich diese Einheit mit der Natur in Form der Liebe. "Trauen Sie sich, diese Sehnsucht zu empfinden und dazu zu stehen - vor allem für die Kinder. Es ist Zeit, Dinge herauszuholen, die verdrängt wurden, sonst zerstören wir uns selbst", ergänzte die Künstlerin, die beklagte, dass die Kunsttheorie viel zu "verkopft" sei. "Wenn ich kunsttheoretische Zeitungen lese, verstehe ich gar nichts mehr", bedauerte sie.
Verdrehte Werte
"Die Werte sind völlig verdreht und auch eine Wertorientierung fehlt bei den heutigen Kunsttheoretikern." Sie wolle mit ihren Arbeiten den Menschen zum Ursprung zurückführen und seine Fantasie anregen.
Neben den Bildern im Café "Susi & Strolch" sind Gemälde von Hannelore Heider auch im Cafe-Bistro "Offener Treff" im Mehrgenerationenhaus am Marktplatz in Haßfurt bis zum 19. Dezember zu sehen.