Hammelburger pilgern über Ebern nach Vierzehnheiligen

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162 Wallfahrer wurden von den Vorbacher Ministranten am Ortseingang empfangen.
162 Wallfahrer wurden von den Vorbacher Ministranten am Ortseingang empfangen.
Die fleißigen Helferinnen
Die fleißigen Helferinnen
 
Edgar Denner zollte den Vorbacher Frauen ein Kompliment: "Was Ihr macht, ist eine Riesenleistung." Sechs Fußkranke gab es bis Vorbach zu beklagen. "Manche hatschen ein bisschen, aber die Stimmung ist bei diesem Wetter bestens." Fotos: Ralf Kestel
Edgar Denner zollte den Vorbacher Frauen ein Kompliment: "Was Ihr macht, ist eine Riesenleistung." Sechs Fußkranke gab es bis Vorbach zu beklagen. "Manche hatschen ein bisschen, aber die Stimmung ist bei diesem Wetter bestens."  Fotos: Ralf Kestel
 
 
 
 
 
Sorgsam aufgereiht: die Kuchen
Sorgsam aufgereiht: die Kuchen
 

Seit 28 Jahren pilgern die Hammelburger vier Tage lang zum Franken-Heiligtum nahe dem Staffelberg. Am Freitagabend machten sie in Vorbach Station, ehe sie in Ebern empfangen und auf ihre Quartiere verteilt wurden.

"Du zeigst uns den Pfad zum Leben" - unter diesem Motto sind sie seit Donnerstag nach der Aussendung um 5.30 Uhr unterwegs. Das Motto begleitet sie wie ein roter Faden entlang ihres Weges, der von Hammelburg bis nach Vierzehnheiligen führt.

"Wie Exerzitien", sagt Edgar Denner, der Wallfahrtsführer, der auch für die geistliche Marschroute in den Köpfen der Teilnehmer verantwortlich zeichnet. Eine Wallfahrt über 120 Kilometer.

Eine Vorfreude umtreibt die 160 Pilger auf dem langen Weg der inneren Einkehr und Erbauung. Diejenigen, die schon einmal dabei waren - die Wallfahrt findet zum 28. Mal statt - freuten sich neben den vielen sonstigen Begegnungen von Anfang auf den Empfang vor der letzten Übernachtungsstation in Ebern: In Vorbach wird die Wallfahrt seit Jahren herzlich aufgenommen. "Ich glaube, in jedem Haus wird für uns ein Kuchen gebacken. Das ist der Wahnsinn, was die Ortsfrauen da für uns auftischen", schwärmt Wallfahrtsleiter Edgar Denner (67), der seit 28 Jahren mitzieht und im Vorfeld organisiert.

Die Hammelburger Wallfahrt wird in Ebern ebenso bewundert wie die Grafenrheinfelder, die am vergangenen Samstag die Pilgersaison zum Frankenheiligtum am Fuße des Staffelbergs eröffneten und mit lang anhaltendem, mächtigem Glockengeläut vor dem Einzug in die Stadtpfarrkirche St. Laurentius schon von weitem begrüßt werden.

"Zu Ebern haben wir beste Kontakte", erzählt Wallfahrtsleiter Denner, der sich darüber freut, dass sich "sein neuer Pfarrer" Thomas Eschenbacher mit auf den Fußmarsch machte, der trotz der gastlichen Aufnahme überall viele Entbehrlichkeiten abverlangt. "Er wollte sich das einmal antun." 40 Kilometer Fußmarsch am Tag. Nach einer Knieoperation gab Pfarrer Eschenbach aber vorzeitig auf.

Über Zeitungsartikel und Anmeldelisten hat er auf die Wallfahrt aufmerksam gemacht, die heuer eine Woche früher als üblich stattfindet. "Wegen des Maifeiertages haben wir auf ein Fest in Hesselbach, unserer ersten Übernachtungsstation, Rücksicht genommen", so Denner.

Mit den Anmeldelisten tragen die Teilnehmer auch ein, ob sie sich selbst schon um Gastfamilien gekümmert haben. Was oft der Fall ist. "Ich selbst war Jahre lang bei Anna Reich und nun auch schon wieder etliche Jahre bei den Faustens", erzählt der Hammelburger.

"Wer niemanden hat, um den kümmert sich Renate Guba aus dem Pfarramt. Das klappt bestens. Selbst wenn Leute mitlaufen, die sich nicht eingetragen hatten, hat noch keiner auf einer Bank schlafen müssen. Frau Guba schafft das schon."

Viele Stammgäste

Aus 52 verschiedenen Gemeinden kommen die Teilnehmer. "Wir waren schon 230, heuer sind wir 160 und damit weniger als sonst." Sie kommen bis aus München, Bad Vilbel oder Münnerstadt, weiß Denner.

Alle verbindet eine Gemeinsamkeit: "Es ist fast wie eine Sucht : Entweder geht man geht einmal mit und nie mehr, oder immer wieder. Ich habe diesmal Leute dabei, die wir die 25. Teilnahme ehren dürfen", freut sich Denner. Der Älteste davon ist 78 Jahre alt.

Stationen nach dem Start in Hammelburg sind Machthildshausen, wo die erste Messe gefeiert und Frühstück eingenommen wird, Ebenhausen zum Mittagstisch und Hesselbach als erste Übernachtungsstation.

Am Freitag ging es von Hesselbach aus nach Humprechtshausen, wo es ein Frühstück gab und danach die Haßberge gestürmt wurden.

Haßberge als Herausforderung

"Da muss man schon gut trainiert sein, bei euren Hügeln", stöhnt Denner. In Hohnhausen wurden die Hammelburger erneut bewirtet, ehe es über Bischwind weiter nach Vorbach ging, wo Kirchenpfleger Siegfried Jäger und seine Helfer schon den ganzen Nachmittag lang der Ankunft der Wallfahrt entgegenfieberten.

"Die Gastfreundschaft ist einfach einzigartig. Die haben sich vor Jahren sogar ein Zelt angeschafft, um uns bei schlechtem Wetter unterzukriegen", staunen die Hammelburger. Edgar Denner: "Die machen das alles zu Gunsten ihrer kleinen Kirche und ich ermuntere meine Leute schon, sie dabei kräftig zu unterstützen."

Nichts anders positiv fallen die Urteile über die Aufnahme in der Eberner Pfarrfamilie aus. Dabei heißt es schon am Samstagmorgen wieder Abschied nehmen.

Seit Jahrzehnten schon nimmt Familie Garreis aus der Karlsbader Straße Pilger-Gäste bei sich auf. "Schade, zwei Frauen unserer Stammkundschaft sind heuer nicht mit dabei", hat Waldemar Garreis schon im Vorfeld bedauert. Aber eine aus dem Trio hatte schon zwei Neulinge im Schlepptau.

Auch Familie Garreis rühmt das Organisationstalent der Eberner Einteilerin Renate Guba. "Die macht das seit Jahrzehnten mit viel Geschick."

"Also haben wir wieder drei Übernachtungsgäste", freut sich Elisabeth Garreis, die einen gemütlichen Abend versprach, eine Brotzeit und "speziellen Wurstsalat" auftischte.

Heimfahrt mit dem Bus

Viel Zeit blieb nicht am Abend, denn am Samstagmorgen muss zeitig aufgestanden werden: "Um 6.15 Uhr steht das Frühstück auf dem Tisch, denn um 7 Uhr ist ja Gottesdienst."

Und dann geht's weiter. Über Herreth, wo es das zweite Frühstück gibt, dann "geht's nauf", so der Wallfahrtsführer, zur Frankenbasilika. Begleitet werden die Wallfahrer von einem Rover vorneweg, einem Lastwagen fürs Gepäck, einem Bus für Fußkranke sowie einem Sanitätsfahrzeug. "Die medizinische Versorgung muss gewährleistet sein. Vor Jahren hatten wir jemanden mit einer Raps-Allergie dabei und der hat dann plötzlich kaum mehr Luft bekommen", blickt Denner zurück.

Apropos zurück: Die Heimfahrt bestreiten die wackeren Vier-Tages-Wallfahrer aus Hammelburg in Reisebussen.