Guter Stoff ist teuer: Gardekleider der "Stabacher Pölsterer" sind 15 Jahre alt - und trotzdem keine Schrankleichen
Autor: Teresa Hirschberg
Ebelsbach, Dienstag, 19. Februar 2019
Ob in die Höhe geschossen oder ein paar Kilo zugelegt: Christiane Rüttinger passt in jeder Faschingssaison die Gardekleider der "Stabacher Pölsterer" an. Doch guter Stoff ist teuer.
Bei Christiane Rüttinger rattert es gewaltig. Naht für Naht kaut sich ihre Nähmaschine durch weiße Tüllberge. Abgenutzte Gummibänder austauschen oder neue Stoffstreifen einsetzen - bisher hat sie immer eine Lösung gefunden, damit keines der Mädchen ohne Kleid auf die Bühne musste.
Die Hobbyschneiderin kümmert sich in jeder Faschingssaison um alle Änderungsarbeiten, die an den Kleidern der Gardetänzerinnen anfallen. Pünktlich zu den Büttensitzungen der "Stabacher Pölsterer" müssen sie perfekt sitzen. Arme fliegen hoch und runter, dazu ein beherztes Zupfen am Rockbündchen: Christiane Rüttinger kontrolliert, ob die Mädchen noch genügend Bewegungsfreiheit haben. Ein lautes "Ratsch" vor Publikum wäre schließlich fatal.
Im Dezember fand die erste Anprobe statt. "Als ich das Kleid angezogen habe, war ich sofort in Faschingslaune", schwärmt Ana Tevzadze den anderen Tänzerinnen vor, während ihr Christiane Rüttinger mit geübtem Blick den Rock abmisst. Gemeinsam mit Trainerin Katja Hauck treffen sich die Mädchen in Christiane Rüttingers Wintergarten, den sie zu Kostümfundus und Änderungsschneiderei umfunktioniert hat. Ein gelbes Maßband schlängelt sich zwischen bauschigem Tüllstoff, Stecknadelkissen und Stoffschere hindurch. Die notwendigen Änderungen notiert die Steinbacherin auf Zetteln und heftet diese mit Nadeln jeweils an Rock oder Jacke fest.
Gardekleider: Beim Schneidern mitgedacht
Auch Dirndl oder schwingende Polkadot-Röcke haben die "Pölsterer" schon getragen. In dieser Saison passen die klassischen Gardekleider aber perfekt zur Farbe des Bühnenbildes. Und Klassiker sind es tatsächlich: Vor 15 Jahren hat Hiltrud Fuchs die Kleider den damaligen Gardemitgliedern auf den Tänzerleib geschneidert. "Sie hatte in weiser Voraussicht die Naht etwas breiter gemacht", erzählt Christiane Rüttinger. Das Ändern fällt nun leichter.