Grenzen öffnen - an den Bächen im Kreis Haßberge

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Der umgestaltete Ebelsbach im Bereich zwischen den Orten Ebelsbach und Gleisenau.
Der umgestaltete Ebelsbach im Bereich zwischen den Orten Ebelsbach und Gleisenau.
Flaches Gewässer und Trittsteine: Für Spaziergänger und Ausflügler, insbesondere Kinder, ein schöner Ort zum Verweilen
Flaches Gewässer und Trittsteine: Für Spaziergänger und Ausflügler, insbesondere Kinder, ein schöner Ort zum Verweilen
 
Bernd Janik vom Landratsamt vor dem Fundament des alten Wehrs, das zuvor den Bereich prägte. Dort, wo Janik steht, verlief früher auch das alte Bachbett, das nun der Hochwasserentlastung dient. Fotos: Andreas Lösch
Bernd Janik vom Landratsamt vor dem Fundament des alten Wehrs, das zuvor den Bereich prägte. Dort, wo Janik steht, verlief früher auch das alte Bachbett, das nun der Hochwasserentlastung dient. Fotos: Andreas Lösch
 
Pumpe im Bach? Das ist legal, solange es sich um eine sogenannte Schwengelpumpe (per Hand betrieben) handelt.
Pumpe im Bach? Das ist legal, solange es sich um eine sogenannte Schwengelpumpe (per Hand betrieben) handelt.
 
Auch Wurzelstöcke hat man in den Bach gelegt, dort finden Wasserlebewesen Unterschlupf.
Auch Wurzelstöcke hat man in den Bach gelegt, dort finden Wasserlebewesen Unterschlupf.
 
 
 

Bachlauf geändert und Wehr entfernt: Am Ebelsbach zeigt sich, wie solche Maßnahmen die Qualität von Fließgewässern verbessern - und was Fische davon haben.

Was sich die Bachforelle wünscht? Biergartenwetter und Sitzgelegenheiten sind es nicht. Ihr reicht schon eine einfache Kiesbank in einem ruhig gelegenen, kleineren Bachlauf, Wetter egal. Auf diesem Grund pflegt sie abzulaichen. Sie wünscht sich also Kiesbänke und vor allem: Dass sie irgendwie da hin kommt.

Das klappt nämlich oft nicht, weil etwa Stauwehre den Weg versperren. Das wollen Behörden ändern, nicht nur für Forellen, auch andere Fische und Tiere wie Krebse und Insektenlarven brauchen diese "Durchlässigkeit" in Fließgewässern, und zwar in beide Richtungen.

"Viele Fischarten müssen Wanderungen zu ihren Laichgewässern machen", erklärt Wolfgang Silkenat von der Fischereifachberatung des Bezirks Unterfranken. Der Ebelsbach etwa ist laut Silkenat ein typisches "Forellengewässer". Die Tiere bevorzugen kühle und klare Fließgewässer mit Kies- und Sandgrund, genau das bietet der Ebelsbach. Aber es gebe oft "Querbauwerke", die es verhindern, dass die Fische zu ihren Laichplätzen gelangen: "Da ist meist Schluss", sagt Silkenat. Fischbestände werden so in der Regel mehr durch Fischereiverbände gesichert, die Setzlinge in den Fluss geben.

Im vergangenen Jahr wurde nun zwischen den Orten Gleisenau und Ebelsbach der Bachlauf des Ebelsbachs geändert und ein Wehr entfernt. Es wurden große Trittsteine eingesetzt, die in ihrer Hauptfunktion das Wasser so umleiten, dass es im Zickzack verläuft, dabei entstehen kleinere Becken, die als "Ruhezonen für Fische" dienen können, wie es Bernd Janik von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes in Haßfurt beschreibt.


Gefälle verringert

Für diesen Zweck wurde auch das Bachbett nach dem Wehr angehoben, um das Gefälle zu verringern. Janik hat das Renaturierungs-Projekt begleitet und ist zufrieden mit dem Ergebnis: Sowohl optisch als auch funktionell sei es eine der herausragenden Maßnahmen dieser Art im Landkreis. Ebelsbachs Bürgermeister Walter Ziegler sieht das genauso: "Super gelungen" sei das, zum einen als Naturschutzmaßnahme, zum anderem als "ein Erlebnisplatz für Kinder", sagt er. Seine Gemeinde ist für den Unterhalt des umgestalteten Flussabschnitts zuständig.

Wenngleich der Umbau laut Janik "mehr als doppelt" so teuer war, wie zunächst angenommen: "Rund 86 000 Euro hat es gekostet", sagt er. Die Finanzierung sei aber kein Problem gewesen: Ersatzgelder etwa für den Windkraft-Park im Sailershäuser Wald wurden an den Naturschutzfonds überwiesen, und "wir können sie nun abrufen", erklärt Janik und erzählt von ähnlichen Projekten im Landkreis: An der Nassach wurde bei Haßfurt kurz vor der Mündung in den Main der Fluss renaturiert, an der Altach in der Nähe des Sportplatzes in Krum wurde ein kleines Wehr beseitigt, und an der Baunach im nördlichen Landkreis und weiteren Gewässern sind Maßnahmen geplant.

Langfristig soll damit laut Frank Pilhofer, zuständig für den Kreis Haßberge im Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen, die Gewässerqualität und somit der Lebensraum für heimische Flusstiere verbessert werden. Letztlich profitiert auch der Main davon, denn da kommt all das Wasser der kleineren Gewässer im Landkreis letztlich irgendwann an. "Wenn die kleinen Gewässer besser sind, wird auch der Main besser", sagt Pilhofer. Für unrealistisch hält er jedoch die EU-Vorgabe mit der Zielsetzung, bis 2027 den Zustand "gut" in den Landkreis-Gewässern erreichen. Das werde um einige Jahre länger dauern.