Die Polizei in Ebern steht vor einem Rätsel: Ein Unbekannter hat vier Pakete mit Kindersachen im Wald vergraben. Ein Baggerfahrer fand sie durch Zufall. Die Suche nach den Beweggründen blieb bislang erfolglos. Ein ähnlicher Fall wird aus Pfaffenhofen gemeldet.
Siegbert Weinkauf, 55, hat als Polizist schon einiges gesehen, aber so etwas noch nicht: vier sorgsam verschnürte
Pakete voller Kleider und Puppen, vergraben im Wald bei Rentweinsdorf im Kreis Haßberge, zufällig von einem Baggerfahrer entdeckt. Ist die Polizeiinspektion Ebern einem ungeklärten Verbrechen auf der Spur? Oder einem Scherz aufgesessen? Das Puppengrab gibt Rätsel auf.
Der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion in Ebern könnte den Fall auf sich beruhen lassen: Es gibt keinen Anhaltspunkt für eine Straftat, keinen Vermisstenfall, der sich mit dem Fund in Zusammenhang bringen ließe, "und eine unerlaubte Abfallbeseitigung liegt ja streng genommen auch nicht vor". Aber der Puppenfriedhof im Wald kitzelt des kriminalistischen Spürsinn
des Beamten: "Man möchte eine Erklärung haben. Wer macht so was und warum?"
Sorgsam verschnürt Nach einem ersten Zeugenaufruf in den örtlichen Zeitungen stand bei Weinkauf das Telefon nicht still. "Das waren aber fast nur Medienvertreter. Der eine oder andere hat wohl eine Sensation gewittert", erzählt Weinkauf. Konkrete Hinweise auf die Herkunft der Fundstücke waren nicht dabei.
Wer auch immer die Pakete im Wald deponiert hat: Es war eine Heidenarbeit. Die teils neuwertigen Kinderkleider und handgemachten und -bemalten Puppen waren sorgsam in Plastiktüten verpackt, möglichst kompakt verschnürt und mit Klebeband mehrfach umwickelt worden.
Das erweckt den Anschein, als sollten die Sachen vor Wind und Wetter geschützt werden.
Abgelegene Stelle Der Verpackungskünstler hat sich dann aber ausgerechnet eine abgelegene Stelle in einem Waldstück südöstlich von Treinfeld (Gemeinde Rentweinsdorf im Landkreis Haßberge) ausgesucht, um die Päckchen zu entsorgen. Oder zu verstecken? Unter einer Baumwurzel an einem Bach, mit etwas Erde bedeckt.
Dort fand der Waldbesitzer bei Erdarbeiten die Kleiderpacken; Zufall - den Trampelpfad, der durch den Wald führt, nutzen nur Ortskundige, Waldarbeiter oder Freizeitsportler. Der Mann nahm die Päckchen mit nach Hause und verständigte die Polizei, als er den mysteriösen Inhalt sah. "Man fragt sich, warum die Sachen ausgerechnet hier deponiert wurden.
Man hätte sie ja andernorts leichter vergraben können", sagt der Polizist.
Die Pakte lagen wohl noch nicht lange an der Stelle. Durch den Bach durchnässt, hätten sich die Pakete wohl bald aufgelöst. Auffallend ist, dass die Puppen selbst gemacht und genäht sind, ziemlich aufwendig; auch die Gesichter sind zum größten Teil gemalt oder gestickt.
Kinderkleider bis Größe 110 Bei den Kleidern fällt auf, dass viele blau sind, mit Knopfleiste und aufgestickten Blumen; zum Teil sind fast identische Kleidungsstücke in verschiedenen Größen bis etwa 110 vorhanden. Die Palette reicht vom Strampler bis zum Grundschulalter. Es gibt ein paar Ausnahmen; unter anderem eine Art Feen- oder Prinzessinenkostüm. Ganz wenig ist rosa, was eigentlich für Mädchen (Puppen) typisch wäre.
Auch Mickey Maus und Benjamin Blümchen sind zu sehen, die Marken sind unter anderem C&A und Topolino.
Weinkauf meint, er hätte damit einen halben Schrank gefüllt, der Verpackungskünstler hat es geschafft, das Ganze in vier etwa basketballgroße, eiförmige "Bomben" zu verstauen. Muss stark zusammengepresst worden sein. Die Plastiktüten sind vielfach nicht zu identifizieren, auf einigen steht Galeria Kaufhof.
Ein ganz ähnlicher Fall Das Rätsel wird nicht kleiner durch die Tatsache, dass es ab und an ähnliche Funde gibt, wie Recherchen unserer Zeitung ergeben haben. Ulrich Pöpsel von der Polizeiinspektion in Pfaffenhofen erinnert sich an das Paket, das der Hund einer Spaziergängerin im Mai 2012 in einem Waldstück fand. Kinderkleider, Spielzeug und Gummihandschuhe waren unter einer Baumwurzel vergraben.
"Wir haben keinen einzigen Hinweise bekommen", sagt Pöpsel. Der Fall wurde zu den Akten gelegt.
Damit dies in Ebern nicht passiert, bittet Weinkauf um Hinweise aus der Bevölkerung (Telefon 09531/9240). Gerade die Puppen sind so markant, dass man über sie vielleicht des Rätsels Lösung näher kommt. Das unheimliche Puppengrab im Wald an Voodoo-Riten, Geisteraustreibung oder ähnliches. Treiben magische Zirkel in den Haßbergen ihr Unwesen? Wer schon so lange Polizist ist wie Siegbert Weinkauf, hält (fast) nichts mehr für unmöglich...
Bei allem Verständnis für Strafverfolgung, aber hat die Polizei wirklich nichts anderes zu tun????