Die Schauspielerin Inka Meyer nahm bei ihrem Gastspiel in Haßfurt das Frauenbild in die Zange. Und schuld sind nicht nur die Männer...
Von der Unterwürfigkeit der Frau in Shakespeares Theaterstück "Der Widerspenstigen Zähmung" zum Feminismus und zurück zur allgegenwärtigen Unterhöhlung der Gleichberechtigung von Mann und Frau: Die Theater-Dramödie "Kill me, Kate", mit der Inka Meyer beim Kulturamt Haßfurt gastierte, gewährte einen durchaus nachdenklich machenden, aber vor allem witzigen Blick auf die Rolle der Frau. Das Publikum im Gewölbekeller der Stadthalle war amüsiert von der pointiert und mitreißend agierenden Schauspielerin.
Wie aus der Pistole geschossen
Drama und Komödie liegen für Inka Meyer, die in dem Stück eine Theaterintendantin spielt, nah beieinander. Dramatisch ist für sie der drohende Untergang der Emanzipation, komisch ist für das Publikum, wie sie das Thema anpackt.
Denn zunächst scheint es um ganz "normale" Beziehungsprobleme zu gehen: mit ihrem Freund, bei ihren Freundinnen oder bei ihrer Nichte. Doch diese sind für Inka Meyer nur Mittel zum Zweck, um unablässig, scharf wie aus einer Pistole geschossen und manchmal fast zu schnell Kritik am heutigen Frauenbild zu äußern. Auch würzt sie ihre Drama-Komödie immer wieder mit Zitaten aus Shakespeares Theaterstücken. Mit Sätzen wie "Fettgewebe an der richtigen Stelle ist heute wichtiger als Hirn an der richtigen Stelle" oder "Meine Freundin Christina wirkt immer alleinerziehend, denn ihr Mann verbarrikadiert sich in seinem Büro" trifft sie den Nerv der Zuhörer und der Zuhörerinnen. Denn 70 Prozent des Publikums waren weiblich.
Dass heute keine Frau mehr Sätze wie Katharina aus "Der Widerspenstigen Zähmung" in den Mund nehmen würde, scheint klar.
Doch Inka Meyer nimmt sich die Zeit, um deren Schlussmonolog sarkastisch zu zitieren, der mit den Worten endet: "Wie schäm' ich mich, dass Frau'n so albern sind! Sie künden Krieg und sollten knien um Frieden! O dass sie herrschen, lenken, trotzen wollen, wo sie nur schweigen, lieben, dienen sollen! Drum dämpft den Trotz, beugt euch dem Mann entgegen, ihm unter seinen Fuß die Hand zu legen, wenn er's befiehlt. Zum Zeichen meiner Pflicht, verweigert meine Hand den Dienst ihm nicht."
Wer ist schuld?
Eigentlich hat der Feminismus mit diesem Frauenbild aufgeräumt. Andererseits präsentiert sich laut Inka Meyer so manche Frau von heute ebenfalls als gezähmte Widerspenstige. "Wir Frauen sind doch alle irre. Wir fühlen uns immer noch für die unterprivilegierten Arbeiten zuständig", stellt sie konsterniert fest.
"Immer noch erledigen zwei Drittel aller berufstätigen Frauen auch die Hausarbeit und die Kindererziehung. Im Gegensatz dazu nehmen nur fünf Prozent der Väter Elternzeit, weil ihre Chefs der Meinung sind, Krankheit sei Schicksal und Elternschaft ein Charakterfehler."
Dabei habe jeder Mann eine Mutter und die sei schuld, wie der Sohn sich entwickle, sagt Inka Meyer. "Toller als eine Frauenquote in den deutschen Dax-Unternehmen wäre eine Elternquote", propagiert sie. "30 Prozent der Vorstände sollten stillende Mütter sein!"
Frauen-Altersarmut, die geringeren Einkommen von Frauen trotz des Gesetzes "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit", das schlechte Ansehen von sozialen Berufen gegenüber asozialen Berufen wie dem des Chefs der Deutschen Bank sind weitere Themen, die Inka Meyer sprachgewandt, humorvoll und charmant an die Frau und den Mann bringt.
"Ihr Fazit: "Wer ist schuld? Die bösen Männer? Nein - auch wir Frauen tragen Verantwortung", sagt sie.
Aus einem Buch
So hebt am Schluss auf ihre Frage, wer nun kein Feminist mehr sei, niemand die Hand. Stattdessen applaudieren die Zuhörer kräftig, bis Inka Meyer als Zugabe noch eine Geschichte aus dem Buch "Essen kann jeder" ihres Lebensgefährten, des Kabarettisten Philipp Weber, liest, das sie als Designerin illustriert hat.
"Mir hat es gut gefallen und ich fand besonders die Theatereinlagen sehr witzig", erklärte Ingrid Greubel aus Krum, die eigentlich befürchtet hatte, dass Inka Meyer nur die Männer kritisiert. "Sie hat recht, dass sie sich darüber aufregt, dass die Emanzipation auf dem Rückzug ist und dass alte Rollenbilder aus dem Mittelalter wieder anzutreffen sind. Doch daran tragen die Frauen eine Mitschuld, weil sie sich zu viel aufbürden und allen Rollenbildern gerecht werden wollen - von der Super-Ehefrau und der Super-Mutter bis hin zur Super-Hausfrau und Super-Berufstätigen", meint sie.