Frühling, Sommer, Herbst und Winter: Wer eine der Jahreszeiten im Namen hat, wird schon einmal für das Wetter verantwortlich gemacht. Langweilig wird es mit diesen Nachnamen garantiert nicht.
Der Sommer 2013 geht langsam zu Ende. Die Menschen genießen die letzten Sommertage. Sie fluten zum Feierabend die Biergärten, tanken die Wärme der Sonnenstrahlen im Garten oder Café und schwimmen die finalen Runden der Freibadsaison. Bei einigen Leuten endet der Sommer aber nie. Nicht etwa wegen ihres sonnigen Gemüts oder der Wohnanschrift. Der Sommer steckt in ihren Namen. Wie bei Inge Sommer aus Dippach.
Sonnenanbeterin aus Dippach Die 54-Jährige macht ihrem Namen alle Ehre, erzählt sie. "Meine Lieblings-Jahreszeit ist der Sommer. Ich brauche einfach die Wärme und das Licht." Mit den ersten Sonnenstrahlen eilt die Altenpflegerin aus Dippach nach draußen. Dann ist sie gern im Schwimmbad oder in ihrem großen Garten. "Ich bin eine echte Sonnenanbeterin", sagt Inge Sommer und lacht.
Jemand der Sommer heißt und sich so mit seinem Nachnamen identifiziert wie die 54-Jährige, erlebt ab und zu witzige Situationen: Wegen ihres Namens werde Inge Sommer oft für das Wetter verantwortlich gemacht. "Da heißt es dann mal: Die Frau Sommer ist da, aber wo bleibt die Sonne?" Die Verbindung ihres Namens zum Wetter ist ständig präsent. Im Winter wird aus "Frau Sommer" auch einmal "Frau Winter". Obwohl diese Jahreszeit so gar nichts für sie sei: "Hieße ich Winter, würde ich immer frieren", sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht.
Das Ehepaar Winter aus Augsfeld ist zwiegespalten: "Ich gehe im Winter nur raus, wenn ich muss", sagt Andrea Winter. "Der Sommer ist schon die schönere Jahreszeit." Ihr Ehemann, Dieter Winter, sieht es nicht so eng mit den frostigen Temperaturen. Er ist auch bei der Kälte gerne draußen. "Im Winter ist es doch auch schön.
Wenn der Schnee liegt und dazu die Sonne scheint." Für die Gartenarbeit seien aber die Sommermonate angenehmer. Es sei besonders schön, nach einem dunklen Winter im Frühjahr nach draußen zu gehen, ist sich das Ehepaar einig. "Im Sommer trifft man auch mehr Menschen", sagt Andrea Winter.
Schuld am langen Winter Wenn der Frühling nicht schnell genug kommt, werden die Winters von einigen sogar dafür verantwortlich gemacht: "Wenn der Winter besonders lange dauert, sind schon mal wir Schuld daran", sagt Andrea Winter und schmunzelt.
Beide finden ihren Nachnamen schön. Nicht umsonst hängt neben ihrer Türklingel ein Schild mit dem Spruch: "Hier ist immer Winter". Bestimmt vier bis fünf Generationen geht der Name Winter in ihrer Familie zurück, meint der 49-Jährige. "Und den wird es schon noch etwas geben", sagt Andrea Winter.
Einige junge Männer aus der Verwandtschaft hätten schon geheiratet und "den Winter" in die nächste Altersklasse weitergetragen.
Ein Name der im Gegensatz dazu nicht weit verbreitet ist, ist der des Frühjahrs. Menschen mit dem Nachnamen Frühling gibt es offenbar im ganzen Landkreis nicht. Dafür aber eine Familie Lentz. "Wie der Frühling nur mit t", sagt Helene Lentz. So erklärt sie oft die Schreibweise ihres Namens. Aber nicht jeder verbindet mit dem "Lenz" den Frühling. "Die Älteren verstehen das, die jungen Leute können mit dem Wort nicht mehr viel anfangen", meint der 50-jährige Familienvater. Bis ins 18. Jahrhundert hat Dieter Lentz seinen Nachnamen zurück verfolgt. "Der hat sich wohl mal von Lorentz abgeleitet."
Der Lenz ist da Die Jahreszeit passt zur Familie, meint das Ehepaar aus Augsfeld.
Sie seien gern unterwegs oder sitzen im Garten, wenn es draußen schön ist.
Den Frühling genießt auch Gertrud Herbst. "Das Frühjahr ist so schön, wenn alles blüht." Aber auch die Jahreszeit, die sie in ihrem Namen trägt, hat es in sich. "Im Herbst wird geerntet, da gibt es viel zu tun." Und ohne die Ernte stehe man nicht so gut da, meint sie. Die 74-Jährige aus Burgpreppach ist in der Landwirtschaft groß geworden. Die Arbeit hat sie gern gemacht. Heute kümmert sie sich noch um einen großen Garten. Auch dort hat sie jetzt noch einiges zu erledigen, erklärt sie.
Der Herbst steht nicht nur für Gertrud Herbst vor der Tür. Am Abend taucht die Sonne schon früher ab als in den vergangenen Wochen. Die Luft ist klarer und frisch. Die ersten gelben Blätter flattern an den Ästen. In zwei Wochen ist Herbstanfang. Dann können wir bald die Sonnencreme wieder im Schrank verstauen und uns in warme Jacken hüllen. Durchs Laub rascheln und durchatmen.
Gut, dass es vier Jahreszeiten gibt. Da ist für jeden etwas dabei.