Studium, Ausbildung oder erst einmal ins Ausland? Immer mehr junge Erwachsene legen nach dem Abitur eine Pause ein, um herauszufinden, was sie möchten. Franziska Joas aus Schwaben hat sich als "Bufdi" in Haßfurt gemeldet.
"Nichts erfüllt mehr, als gebraucht zu werden." Das steht auf der Homepage des Bundesfreiwilligendienstes. Unter
www.bundesfreiwilligendienst. de findet man alles Wissenswerte und dazu eine Suchmaske, um deutschlandweit Einsatzorte zu suchen.
Franzsika Joas hat ihre Stelle über eine Anzeige im Magazin des BLSV (Bayerischer Landessportverband) gefunden. Das liest natürlich nicht jeder. Franziska Joas als aktive Leistungsschwimmerin aber schon. Daraufhin hat sie sich "einfach mal so" beim Schwimmclub Haßberge beworben. Und wurde nach dem Bewerbungsgespräch mitten in den Abiturprüfungen prompt genommen.
"Ich wusste nicht, was ich nach dem Abitur machen soll", sagt Franziska Joas. "Ich hatte so lange das Ziel Abitur vor Augen.
Dann war es vorbei, und ich sollte auf einmal wissen, was ich den Rest meines Lebens tun soll."
Weg von zuhause Franziska Joas wusste es nicht und entschied sich für den Freiwilligendienst. Da sie "einfach mal weg von zuhause" wollte, nahm sie die Stelle als Bundesfreiwilligendienstleistende, kurz Bufdi, im 250 Kilometer entfernten Haßfurt an. Franziska Joas kommt aus dem schwäbischen Dillingen.
Vor knapp einem Jahr (Franziska Joas' Dienst endet am 31. Juli) hat sich Martin Schulze-Röbbecke, der Vorsitzende des Schwimmclubs, zum ersten Mal für die Einstellung eines Bufdis entschieden. Davor waren schon mehrere FSJler (junge Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr leisten) im Verein beschäftigt.
Franziskas Joas' Nachfolger wird wieder ein FSJler sein. Er kommt den Verein günstiger.
Denn bei einem Bufdi muss die so genannte Einsatzstelle die Beiträge für Renten-, Unfall-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung selbst zahlen.
Auch die gesetzlich vorgeschriebenen Fortbildungen (25 Stunden im Jahr) muss der Schwimmclub selbst organisieren. "Zu viel Bürokratie für einen kleinen Verein wie den Schwimmclub", findet Martin Schulze-Röbbecke. Trotzdem ist Franziska Joas die Traumbesetzung für die Stelle: Sie kommt aus dem Schwimmsport, ist über 18 Jahre alt und hat den Rettungsschwimmerschein. Als Bufdi erwarb sie außerdem den C-Trainerschein im Leistungssport Schwimmen.
Gleichaltrige trainieren Franziska Joas fiel es nicht schwer, im neuen Schwimmverein Freunde zu finden. "Es war nur komisch, die Leistungsgruppe zu trainieren, weil die fast so alt sind wie ich ", sagt sie.
Doch die 19-Jährige, die vor ihrem Freiwilligen-Jahr 18 Stunden pro Woche trainierte, weiß, worauf es im Training ankommt.
In dem Jahr in Haßfurt hat sie unter anderem einen Kraulkurs für Erwachsene angeboten, die Nachwuchsgruppe trainiert und den Breitensport beaufsichtigt. Nicht auf dem Trainingsplan steht, was sie für sich geleistet hat: Sie hat zum ersten Mal einen eigenen Haushalt geführt und weit weg von ihrer Familie Entscheidungen getroffen. "Ich bin selbstbewusster geworden", erklärt die Schwimmerin.
Da die Wochenarbeitszeit gesetzlich auf 38,5 Stunden festgelegt ist, hat die junge Schwäbin nicht nur im Schwimmclub, sondern auch in der Schulbibliothek des Schulzentrums Haßfurt gearbeitet, um die Stunden voll zu kriegen.
Schwimmen ist aufwendig Die meiste Zeit war sie aber im Schwimmbecken - außer wenn Trockentraining auf dem Plan stand.
"Schwimmen ist ein ziemlich aufwendiger Sport", erklärt Franziska Joas. "Man muss unbeanspruchte Muskeln trainieren und die ausgleichen, die beim Schwimmen einseitig belastet werden."
Ob sie nun weiß, was sie beruflich machen will? Franziska Joas lacht und schüttelt den Kopf. "Ich möchte Biologie oder Chemie studieren. Am liebsten in Ulm oder Augsburg - nicht mehr so weit weg von daheim."
Freiwillige im Kreis:
Haßberg-Kliniken: Sie beschäftigen sechs Bufdis in Haßfurt und zwei in Ebern.
Kreisverband Rotes Kreuz: Er hat zwölf Bufdis im Einsatz. Sie werden im Behindertentransport, als Fahrer im Rettungsdienst, in der Mittagsbetreuung, im Mehrgenerationenhaus in Haßfurt und in der ambulanten Pflege eingesetzt.
Caritasverband: Der Kreisverband verzichtet auf Bufdis. "Wir bieten nur auf Nachfrage eine Stelle an.
Bisher gab es keine", sagte der stellvertretende Geschäftsführer Georg Wagner.
Anfang: Eingeführt wurde der Bundesfreiwilligendienst (BFD) zum 1. Juli 2011 als Ersatz für den Zivildienst (entfallen mit der Aufhebung der Wehrpflicht).
Regelungen: Der Dienst dauert zwischen sechs und 24 Monaten. Für ihre Arbeit bekommen die Bufdis ein Taschengeld. Es gibt keine Altersbeschränkung.