Das Umspannwerk in Eltmann ist ein wichtiger Knotenpunkt im Netz der Hochspannungsleitungen. Damit die Thüringer Strombrücke in Zukunft funktioniert, muss die Technik mit großem Aufwand aufgerüstet werden.
Nichts geht mehr: Damit der Alptraum der Stromversorger nicht wahr wird, musste am Montag der Verkehr auf der Maintalautobahn mehrfach gestoppt werden: Bei Eltmann wird eine neue Stromautobahn über die Fernstraße gezogen.
Die Firma Tennet, die im Umspannwerk die Strippen zieht, nutzt für die Aktion das Wissen einer Firma aus Landshut, und deren Mannschaft besteht unter anderem aus österreichischen Bergsteigern. Bergsteigern? Jawohl. Wer auf die 60 Meter hohen Gittermasten und auf das weniger hohe, aber wackeligere Schutzgerüst beidseits der A70 kraxeln muss, braucht nicht nur Fachwissen. Er muss auch schwindelfrei sein und sich mit Karabinerhaken, Knoten und Seilen auskennen.
Eng vernetzt Eigentlich ist das, was Tennet in Eltmann macht, relativ simpel: Drei alte Masten kommen weg, zwei neue werden gebaut und verdrahtet.
Im Verbund des deutschen und europäischen Stromnetzes ist die Arbeit in Eltmann aber ein Drahtseilakt, wie Markus Lieberknecht sagt, der Tennet-Sprecher: Wo immer der Netzbetreiber ins Leitungssystem eingreift - es hat Folgen im ganzen Netz. "Wir brauchen zum Beispiel ein gutes Jahr Vorlaufzeit, um die Schaltzeiten in Eltmann zu planen", sagt Lieberknecht. Wie beim Auswechseln der heimischen Glühbirne muss auch Tennet die Sicherung rausdrehen, wenn ein neuer Leitungsdraht angeschlossen wird.
In Eltmann sind es nicht nur Masten und Drähte, auch Trafos und Schaltfelder werden erneuert. Das Umspannwerk sorgt dafür, dass die viel zitierte "Thüringer Strombrücke" funktioniert: Im Gegensatz zu den heftig umstrittenen beiden neuen Gleichstromtrassen, die von Nord nach Süd durch Franken führen sollen, wird an dieser Stromautobahn schon gebaut.
Bisher Einbahnstraße Sie
verbindet mit herkömmlicher Wechselstromtechnik Bad Lauchstädt bei Halle in Sachsen-Anhalt mit Redwitz bei Kronach. Dort trifft sie auf die Hochspannungsleitung (380 000 Volt), durch die der Strom seit gut 20 Jahren von West (Grafenrheinfeld) nach Ost fließt. Bisher vor allem in diese eine Richtung, so dass Tennet durch eines der beiden Drahtbündel lediglich 110.000 Volt schicken musste.
Mit der Energiewende wird alles anders. Wenn Grafenrheinfeld vom Netz geht, wird aus der Strom-Einbahnstraße eine richtige Autobahn. 380.000 Volt in beide Richtungen. Deshalb die neuen Trafos und Drähte, deshalb die Bergsteiger aus Österreich auf fränkischen Masten ...