Fleischhändler aus Burgpreppach macht weiter

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Mit Rind- und Schweinefleisch gehört ein Großhändler aus Burgpreppach seit Jahren zu den Marktführern. Symbolfoto: epd
Mit Rind- und Schweinefleisch gehört ein Großhändler aus Burgpreppach seit Jahren zu den Marktführern. Symbolfoto: epd

Durch die Kündigung des Kulmbacher Schlachthofes zur Jahreswende wurde bekannt, dass aus Dellert-Fleisch die Fränkische-Gusto wurde.

Neuer Name, neue Geschäftsführung - und doch bleibt alles beim Alten. Fast zumindest. Nach Gammel-fleischvorwürfen eines Fernsehmagazins, Gerichtsprozess in Coburg, Insolvenz und Wechsel des Schlachthofes läuft der Fleischgroßhandel in der Wassergasse nahezu unverändert weiter.

Dies aber unter neuem Namen. Wie dem Handelsregister im Bamberger Amtsgericht zu entnehmen ist, wurde am 3. Januar 2014 die Fränkische-Gusto gegründet. Zunächst war Ludwig Dellert (53) als Geschäftsführer eingetragen, der zuvor auch als Liquidator der Dellert-Fleisch Verwaltungs-Gmbh fungiert hatte. Seit 14. Juli 2015 hat Elke Dellert (50) die Geschäftsführung inne.

Bedingt durch die Schließung des Coburger Schlachthofes im Nachgang zu einem Gammelfleisch-Skandal ging die Dellert-Fleisch Verwaltungs-GmbH in Konkurs und die Dellerts ließen seit 2014 unter neuem Namen im kommunalen Schlachthof in Kulmbach ihr Rind- und Schweine-Fleisch auslösen. Und dies erfolgreich.

Die Firma aus Unterfranken hat laut Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) anfangs rund 500 Tiere nach Kulmbach gebracht. "Das war eine überschaubare Größe, die in unser Konzept gepasst hat."


Stückzahl verdoppelt

Die Schlachtzahlen seien jedoch stark gestiegen. 2014 habe die Gusto 2000, im vergangenen Jahr schließlich über 4000 Rinder schlachten lassen, etwas über die Hälfte aller Tiere, die im Schlachthof gelandet waren.

Das wurde den Kulmbachern zu viel. Kurz vor Weihnachten kündigten sie die Zusammenarbeit mit dem Burgpreppacher Unternehmen schriftlich auf. Als Grund wurden notwendige Investitionen angegeben, da aufgrund der stärkeren Auslastung höhere Auflagen zu erfüllen gewesen wären. Die Stadt hätte laut Schramm einige Millionen investieren müssen, um bei der großen Schlachtkapazität den Anforderungen auch bezüglich des EU-Rechts gerecht werden zu können. Das Geld hätte man unter anderem in eine neue Lüftung, Kühlräume und Schlachtbänder stecken müssen. Auch hätte man mehr Personal gebraucht, zudem wären die laufenden Kosten weiter gestiegen, so der geschäftsführende Beamte der Stadt, Uwe Angermann.

"Wir haben das alles wirtschaftlich hinterfragt", sagt Henry Schramm. Man sei schließlich zu der Entscheidung gekommen, dass man das finanzielle Wagnis nicht eingehen könne. "Zumal wir uns von einem Großkunden abhängig gemacht hätten. Denn was wäre gewesen, wenn wir investiert, später aber den Großkunden verloren hätten?" Die Stadt hätte laut Schramm mit dem Ausbau die Entwicklung des Schlachthofs nicht mehr in der eigenen Hand gehabt.

Hauptziel müsse es bleiben, den heimischen Metzgern eine Schlachtgelegenheit zu bieten, ohne viele Kilometer fahren zu müssen.

Eine marktbeherrschende Stellung war den Dellerts schon im Coburger Schlachthof nachgesagt worden. Dort war die Firma aus Burgpreppach auch in den Gammelfleisch-Skanal, den das Magazin "Quer" des Bayerischen Fernsehens ins Rollen gebracht hatte, verwickelt gewesen.

Wegen Betrugs und Beihilfe zum Betrug in jeweils Tausenden von Fällen waren der Fleisch-Großhändler Ludwig Dellert sowie der frühere Schlachthof-Leiter Michael Klein und dessen Frau Heike, die als Amtstierärztin am Coburger Schlachthof beschäftigt war, im Mai 2015 vom Landgericht Coburg verurteilt worden. Dellert erhielt ein Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung und musste zudem noch 500 000 Euro zahlen: Je 50  000 Euro an die Coburger Kirchengemeinden St. Moriz und St. Augustin für Renovierungsarbeiten. 400 000 Euro aus seinem Vermögen wurden eingezogen, um Ansprüche von Geschädigten auszugleichen.

Wie Elke Dellert nun in einem Zeitungsinterview (Mainpost vom Samstag) mitteilte, läuft der Handel "im Großen und Ganzen weiter". Das Volumen habe sich etwas verringert, weswegen einem der fünf Beschäftigten gekündigt wurde. Wo der Großhändler jetzt schlachten lässt, wollte die Geschäftsführerin nicht verraten. Nur so viel: "Es war gar nicht so einfach gewesen, einen neuen Schlachthof zu finden."
Bamberg ist es auf jeden Fall nicht, wie die dort zuständige Veterinärdirektorin Gabriele Bayer auf Nachfrage erklärte.

Da in den vergangenen Jahren Schlachthöfe in Nürnberg, Würzburg, Schweinfurt und Coburg geschlossen wurden und in Kulmbach ein Rauswurf erfolgte, blieben gar nicht mehr so viele Möglichkeiten.

Größere Schlachtbetriebe gab es 2014 in Unterfranken noch zehn, in Oberfranken acht, wie aus einer diesbezüglichen Anfrage im Bayerischen Landtag hervorgeht.