Faszinierende Salterio-Töne auf Schloss Weißenbrunn

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Margit Übellacker am SalterioRudolf Hein
Margit Übellacker am SalterioRudolf Hein

Jürgen Banholzer und Margit Übellacker lassen auf Schloss Weißenbrunn das Salterio erklingen.

Im Text des Kirchenlieds "Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren" aus dem Jahr 1680 werden "Psalter und Harfen" aufgerufen zu musizieren und das Lob Gottes zu singen. Am Wochenende bestand im Musiksalon des Schlosses Weißenbrunn die nicht oft gebotene Möglichkeit, Stücke zu hören, die für das Salterio geschrieben wurden, einen engen Verwandten und Nachfahren des Psalters.

Zwei Stars und ihre Instrumente

Die Stars des Abends waren zwei hochkarätige Darbietende und ihre Instrumente. Jürgen Banholzer studierte Orgel, Kirchenmusik und Gesang in Boston, Stuttgart und Lyon. Neben seiner musikwissenschaftlichen Lehrtätigkeit konzertiert er als Organist in mehreren europäischen Ländern.

Dazu ist er Spezialist in einer sehr anspruchsvollen Variante des Orgel- und Cembalospiels: Er begleitet als Continuospieler Soloinstrumente wie das Salterio, das heißt, er improvisiert die Begleitung des melodieführenden Instrumentes.

Margit Übellacker aus Niederösterreich war eine der ersten Studentinnen ihres Fachs an der Universität Linz. Sie studierte historische Hackbrett-Typen wie das Pantaleon, die Dulcimer und eben auch das Salterio. Im Prinzip gibt es diese Art von Musikinstrumenten schon seit unendlichen Zeiten und in vielen Varianten weltweit.

Auf einem Resonanzboden werden Darm- oder Drahtsaiten über Stege geführt und verspannt, die dann gezupft oder mit Schlägeln bespielt werden. Im Gegensatz zum Cembalo kann man alle Arten von Hackbrettern laut und leise spielen, forte oder piano. Das Pantaleon gilt deswegen auch als Vorläufer des Hammerklaviers.

Das "Zupfinstrument"

Die italienische Sonderform des Hackbretts ist das Salterio. Der Name bedeutete ursprünglich ganz einfach "Zupfinstrument", aber es wurde und wird mit Klöppeln aus Ahornholz bespielt, die auch rasend schnelle Tonfolgen erlauben. Margit Übellacker stellte das auch überzeugend und mit absoluter Treffsicherheit unter Beweis. Durch seine besondere Bauweise ermöglicht es, alle chromatischen Töne und Halbtonschritte zu spielen, was viele Komponisten, wie zum Beispiel auch Vivaldi, dazu inspirierte, für dieses Instrument zu schreiben.

In der Mitte des 18. Jahrhunderts erklang an vielen Höfen und Kathedralen in ganz Europa italienisch inspirierte Musik im sogenannten galanten Stil, vorzugsweise, wie in Weißenbrunn, auf dem Salterio mit Orgel- und Cembalobegleitung dargeboten.

Auf dem Programm, das die Darbietenden selbst ansagten und erläuterten, standen folgerichtig auch nur Klangstücke aus der Zeit um 1770, von Komponisten wie Angelo Conti, Pietro Beretti und Carlo Monza, die alle in der Gegend um Mailand tätig waren. Zwei Ausnahmen gab es.

Ein Ohrenschmaus

Um zu zeigen, dass auch deutsche Komponisten durchaus in der Lage gewesen sind, galante Musik zu schreiben, erklang die Suite No. 5 von Georg Friedrich Händel aus dem Jahr 1720. Der vierte Satz, bekannt unter dem etwas irreführenden Namen "Der harmonische Goldschmied", in dem in rascher Folge Variationen zu einem Thema aneinandergereiht sind, die sich zu einem atemberaubenden Tempo steigern - es war ein Ohren- und Augenschmaus, Banholzers virtuosem Spiel zu lauschen und seine Finger über die Tasten huschen zu sehen.

Auch die Zugabe fiel etwas aus dem Rahmen. Es war ein langsamer Satz, diesmal im Süden Italiens, in Neapel, entstanden und von dem weltweit wohl fruchtbarsten Komponisten geschrieben - dem allseits berühmten Herrn Anonymus.

Nächste Konzerte im Februar

Bei Mailänder Salami und Prosciutto saß das Publikum nach dem Konzert noch lange zusammen. Hausherrin Pia Praetorius kündigte die nächsten beiden Konzerte an.

Am 2. und 3. Februar gibt es historische Harfen zu bestaunen, es stehen Stücke walisischer Harfenvirtuosen in Händels London auf dem Programm. Am 23. und 24. Februar kommen dann wieder die beiden historischen Klaviere des Musiksalons zum Einsatz. Es erklingt Musik von Ludwig van Beethoven und Fanny Hensel.