Erboste Bürger: Kein Amtsblatt mehr im Briefkasten

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Das Eberner Amtsblatt brac hten bis Ende Januar in den Dörfern die Gemeindedienerr. Jetzt soll es in kleineren Ortschaften nur noch hinterlegt werden. Foto: FT- Repro
Das Eberner Amtsblatt brac hten bis Ende Januar in den Dörfern die Gemeindedienerr. Jetzt soll es in kleineren Ortschaften nur noch hinterlegt werden.  Foto: FT- Repro
Ortssprecher Andreas Leibold mit den 42 Amtsblättern im Abholkasten, die am Sonntagnachmittag noch im Abholkasten schlummerten, und den Mitteilungen, die informierten, dass in Reutersbrunn nichts mehr ausgetragen wird. Ein flammendes Protestschreiben hat er schon abgesetzt. Foto: Ralf Kestel
Ortssprecher Andreas Leibold mit den 42 Amtsblättern im Abholkasten, die am Sonntagnachmittag noch im Abholkasten schlummerten, und den Mitteilungen, die informierten, dass in Reutersbrunn nichts mehr ausgetragen wird. Ein flammendes Protestschreiben hat er schon abgesetzt. Foto: Ralf Kestel
 

Nun bekommen die Bürger in Eberns kleineren Stadtteilen den "Türmer", das Amtsblatt, nicht mehr alle 14 Tage in den Briefkasten gesteckt. Die Bewohner der Dörfer sollen die Bekanntmachung der Stadt selbst aus einem Abholkasten herausfischen.

Das war nicht im Sinne des Erfinders: Drei Monate, nachdem die Gemeindediener vom Hauptausschuss des Stadtrates von ihren Aufgaben entbunden und entlassen wurden, gibt es schon wieder Ärger wegen des Amtsblattes.

Der zwischenzeitlich beauftragte Verteilerdienst hat mit Hinweis auf das Mindestlohngesetz und den damit verbundenen bürokratischen Aufwand beschlossen, in Dörfern mit weniger als 50 Haushalten das Amtsblatt nicht mehr austragen zu lassen, sondern nur noch einen Ablagekasten bereit zu stellen, wo die Amtsblätter abgeholt werden müssen. Das sorgte übers Wochenende schon für mächtig Ärger in kleineren Ortschaften wie Reutersbrunn, Vorbach oder Albersdorf.

Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) hat von dem Problem bei seiner "Außen-Sprechstunde" vergangene Woche in Fierst erfahren. Offiziell gab es keine Information der Vertragspartner der Stadt (Druckerei und Verteilerdienst).

"So geht das nicht", schimpfte er auf Nachfrage unserer Zeitung. "Es ist nicht zu tolerieren, dass eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zwischen kleineren und größeren Stadtteilen geschaffen wird. Zumindest nicht beim Amtsblatt, das muss in alle Haushalte kommen. Das wollen wir wieder sicherstellen", verspricht der Bürgermeister, der noch in dieser Woche Abstimmungsgespräche angesetzt hat. "Schließlich haben wir unsere Verträge", pocht er auf deren Einhaltung.


Gleichbehandlung eingefordert

"Ich finde es nicht gut, dass Bürger in kleinen Ortsteilen anders behandelt werden. Das muss nicht sein, die Menschen können nichts dazu, dass ihr Ort nicht größer ist. Wir werden versuchen, das rückgängig zu machen. Mit dem Mindestlohn zu begründen, dass in kleineren Ortsteilen nicht mehr ausgetragen wird, halte ich für ein vorgeschobenes Argument. Den Austrägern steht auch eine Mindestentlohung zu, das sollte die Arbeit wert sein. Aber diese Entlohnung sollte möglich sein, da ja Synergieeffekte mit dem Austragen von Anzeigenblättern und Prospekten nutzt werden", trifft Bürgermeister Hennemann den Stimmungsnerv vieler Dorfbewohner.

In Reutersbrunn zum Beispiel: "Das ist eine Sauerei", schimpfte am Sonntagnachmittag ein Familienvater vor dem Ablagekasten, der in der Unterstellhalle am Dorfplatz platziert wurde.

"Wir haben doch viele ältere Leute, die kaum noch aus dem Haus kommen. Von denen geht keiner bis zum Kasten", grantelte ein anderer, als er unter einer Vielzahl anderer Blätter nach dem Amtsblatt suchte - und dann noch enttäuscht wurde: "Da stehen Hinweise auf Veranstaltungen drin, die vorgestern schon waren", stellte er mit Blick auf die Maifeiern fest. "Wem nützt denn das, wenn der Türmer einige Tage zu spät kommt?"

Und weiter: "Da braucht sich doch niemand mehr zu wundern, wenn keiner auf dem Dorf wohnen will. Wir haben keine vernünftige Internetanbindung und jetzt werden wir auch vom Informationsfluss im Amtsblatt abgeschnitten."

Beschwerden, die Ortssprecher Andreas Leibold sofort aufgegriffen hat, als in einem Rundschreiben, das datiert vom 29. April in Reutersbrunn und anderen kleinen Stadtteilen verteilt worden war, auf den Verzicht der Austräger informiert wurde.

Leibold startete sofort einen Rundgang im Dorf und zählte die Haushalte - und kam dabei auf 59, wobei er die einstige Gastwirtschaft "Zum Bürgerwald", die jüngst verkauft wurde und aktuell für Wohnzwecke umgebaut wird, mit zwei Haushalten ansetzte.

"Wir liegen also über der 50er-Grenze und bestehen auf einen eigenen Austräger", gab sich der einstige Berufssoldat kämpferisch. Einen entsprechend geharnischten Brief mit einer detaillierten Auflistung über die Zahl der Haushalte hat er an den zuständigen Verteildienst schon abgeschickt.

Kritisch zur Eberner Vorgehensweise bei der Entlassung der Gemeindediener hatte sich auch schon Landrat
Wilhelm Schneider (CSU) geäußert, da einige über die kreisweite Kommunalgesellschaft bezahlt wurden. "Das hätte man auch anders, als in Ebern praktiziert, regeln können", sagte er auf Nachfrage unserer Redaktion schon vor Wochen.

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