Ein Haßfurter Kleiderschrank - 180 Outfits

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Nicht zum Jahresanfang, sondern mitten im Jahr hat Karolina Szymanski aus Haßfurt ihren Vorsatz gefasst. Sie kauft erst mal keine Klamotten mehr .

Und täglich gibt's ein "Spiegelbild". Karolina Szymanski aus Haßfurt steht vor ihrem Spiegel, hält ihr Handy in der Hand und grinst. Jeden Tag macht sie das und hat dabei immer etwas anderes an. Denn Szymanski muss 180 verschiedene Outfits kreieren - nicht etwa aber, indem sie sämtliche Läden leer shoppt.


Konsumverhalten ändern

Nein sie muss sie aus ihren bestehenden Klamotten in ihrem Kleiderschrank zusammenstellen, darf nichts Neues shoppen. Diese Aufgabe hat sie sich selbst gestellt. "Das war im Spätsommer. Ich arbeite in der Textilbranche, komme dadurch oft vergünstigt an Klamotten. Und irgendwann hab" ich gemerkt, ich bin dem Konsumwahn verfallen", erklärt Szymanski, wie es zu ihrem Vorsatz kam.

"Save the world - every day a new outfit from my wardrobe", hat sie ihr Projekt genannt, an dem sie ihre Instagram-Follower durch die "Spiegelbilder", die sie postet, teilhaben lässt. "Ich will damit ein Statement setzen, ein Bewusstsein dafür schaffen, was und wie viel man eigentlich konsumiert. Ich möchte zeigen, dass man aus dem, was man hat, auch tolle Outfits kombinieren kann." Dabei hat Szymanski zum Beispiel Kleidungsstücke entdeckt, von denen sie gar nicht mehr wusste, dass sie sie hat. "Zum Teil waren sogar noch die Etiketten dran", gesteht sie.

Dieser Wahn musste ein Ende haben. Trotzdem hat sie vor Start ihres Projekts nochmal etwas geshoppt: eine Jeans. "Ich habe mir gedacht, bevor es ernst wird, brauche ich eine richtig gute Jeans, die lange hält. Denn zu Jeans kann man ja viel kombinieren."

Dann ging es los. Zum größten Teil entscheidet Szymanski jeden Morgen spontan, was sie womit kombiniert. Das hört sich wahrscheinlich leichter an als es ist, denn Szymanski darf dieselbe Kombi nicht zweimal tragen. "Klar gibt's auch Tage, an denen ich mal ein bisschen länger überlegen muss", gibt sie zu. Aber immerhin ist es ihr schon an 53 Tagen gelungen.


Basics gehen immer

Die Reaktionen ihre Instagram-Follower sind positiv. Zwei Outfits gibt es, die besonders viele Likes bekommen haben. Szymanski präsentiert sie ganz stolz: Karobluse zu schwarzem Rock und schwarzen Strümpfen und dunkle Jeans kombiniert mit weißer Bluse und schwarzem Pulli. Basics, die wohl jede Frau im Kleiderschrank hat, meint Szymanski.

Basics hin oder her - aber was ist, wenn eben ein solches Basicteil, wie beispielsweise eine Strumpfhose, während des Projekts plötzlich eine Laufmasche hat. Kauft Szymanski dann doch eine neue? Sie lacht: "Nein, ich hab davon wirklich genug, ich bin gut ausgestattet. Das war ja der Anlass für das Ganze."

Eine Situation gab es jedoch, in der die junge Haßfurterin tatsächlich fast ihren Vorsatz gebrochen hätte: "Ich war mit einer Freundin unterwegs. Dabei haben wir einen neuen Laden entdeckt und dort gab es ein tolles blaues Kleid - ein Einzelstück. Ich wollte es unbedingt, aber ich habe mich dann doch zusammengerissen. Aber: Wenn mein Projekt beendet ist, fahre ich nochmal hin und schaue mal, ob das Kleid noch da ist", erklärt sie schmunzelnd.

Leisten kann sie es sich dann auf jeden Fall, denn gespart hat Szymanski durch ihr Projekt schon einiges: "Früher habe ich im Monat schon gut 200 Euro für Klamotten ausgegeben."

Mit dem gesparten Geld hat sie allerdings auch noch etwas anderes vor: Die gelernte Maßschneiderin und Designingenieurin mit der Richtung Mode baut sich gerade ihr eigenes Label, namens Jerseyside auf. Und damit will sie in die Kleiderschränke und diese ein bisschen grüner machen. Denn Szymanski setzt auf Öko-Kleidungsstücke, um die Welt ein Stück weit nachhaltiger zu gestalten. Wie eben auch mit ihrem Projekt.