Nach 18 Jahren an der Spitze von Ebern widmet sich Robert Herrmann seinen Hobbys: Der Jagd, dem Bürgerwald, seinem Stammbaum. Darüber hinaus sitzt er am Computer, wo er auch Pläne entwirft.
Er hat so manch dickes Brett gebohrt, in den zurückliegenden 18 Jahren. Auch im Ruhestand widmet er sich dem Werkstoff Holz und vielen Bäumen. Ein Jahr nach dem Ausscheiden aus dem Amt kümmert sich Altbürgermeister Robert Herrmann als Vorsitzender weiterhin um die Belange der Bürgerwald-Körperschaft, pflegt den Stammbaum der Familie und entdeckt handwerkliche Fertigkeiten wieder: Ein Hochbeet und einen neuen Zaun hat er für seinen Garten geschreinert, ein Dach komplett neu gedeckt. Es tut sich viel hinter dem meist verschlossenen Hoftor in der Neubrückentorstraße.
"Mit dem Ausscheiden aus dem Amt bin ich nicht in ein Loch gefallen. Es gab keinen Tag voller Langeweile. Im Gegenteil, man muss aufpassen, dass man sich nicht in ein neues Zeitkorsett zwängen lässt", blickt der einstige CSU-Bürgermeister auf das vergangene Jahr zurück. So nimmt ihn der Bürgerwald zeitlich noch ganz schön in Anspruch.
Wieder beim Turnverein aktiv Aber er widmet sich nun auch Dingen, die während seiner drei Amtsperioden als hauptamtlicher Bürgermeister hintenan standen.
"Ich bin wieder beim TV aktiv", verkündet er dabei freudestrahlend. "Beim TV-Alt-Herrensport am Freitagabend. Den kann ich nur empfehlen", wirbt er für die wöchentliche Übungsstunden mit Gymnastik, Lockerungsübungen und Spielen. "Das ist eine Gruppe, die aus den Ur-Turnern hervorgegangen ist."
Und auch mit Wanderungen hält er sich fit. "Ich und meine Frau haben uns einer Gruppe aus Ebern angeschlossen, die immer wieder neue Ziele in unserer Gegend anpeilt."
Und natürlich zieht es ihn häufiger in den Wald und auf den Jägerstand. "Am 1. Mai geht die Bockjagd wieder auf", hat er die nächsten Pläne schon im Visier. "Da müssen Wanderer wieder besser aufpassen, mit rumkrabbeln wird's da schon gefährlich", scherzt der passionierte Jäger.
Weiterhin häufig am Computer Ganz vom Schreibtisch kann er aber doch nicht lassen. "Der Computer daheim läuft schon ein paar Stunden am Tag." So hat sich der diplomierte Bauingenieur ein nagelneues CAD-Programm zugelegt, um zunächst das eigene Anwesen auszumessen und "kleinere Dinge zu entwerfen". "Man ist ja nicht mehr so auf dem Laufenden. Jetzt aber habe ich die Zeit und nehme auch an Schulungen zu diesem Programm in Nürnberg teil."
Und über seinen Rechner hat er auch einen Stammbaum der Familie erstellt, der "schon ganz schöne Ausmaße angenommen hat", da "Hunderte von Leuten erfasst sind".
Doch damit nicht genug: Jetzt wollen sich Christiane und Robert Herrmann auch noch in diverse Archive stürzen, um Matrikel zu studieren und nach Ahnen zu forschen.
Der Familie gilt überhaupt wieder mehr Aufmerksamkeit: "Bald haben wir vier Enkel", frohlockt der Opa über die bevorstehende Geburt.
Die Fahrten zu den Familien des Sohns in Rosenheim und zur Tochter in Kassel beziehungsweise deren Gegenbesuche sind fester Bestandteil der Freizeitplanung im Hause Herrmann. "Als Bürgermeister bist du, wenn du es richtig machen willst, eigentlich immer im Dienst", schaut der 66-Jährige ohne Argwohn zurück.
Aber jetzt hat er wieder Zeit, den monatlichen Stammtisch von Studienkollegen in Bamberg zu besuchen. "Wer fehlt, muss Strafzoll bezahlen und ich habe den halben Stammtisch finanziert."
Jetzt müssen sich die Studienkollegen von einst einen anderen Sponsor suchen, dafür haben sie einen Gesprächspartner am Tisch, der über 18 Jahre Bürgermeister-Erfahrung plaudern kann. Mit ihnen plant er auch regelmäßige Wandertouren.
Kommunalpolitisch interessiert ist der Altbürgermeister freilich noch. "Bei der CSU bin ich noch so in den Vorstand mit reingerutscht", lässt er aber Zurückhaltung anklingen. "Wenn man mich braucht, helfe ich gerne. Aber jetzt sind andere dran."
Angenehm überrascht hat Robert Herrmann die Entscheidung der Verlagerung der Landesbaudirektion von Nürnberg nach Ebern. "Das war ein freie politische Entscheidung, oft wird dabei ja irgendwelchen Zwängen gefolgt", staunt er. "Da kommen Arbeitsplätze für hoch qualifiziertes Personal, was für Ebern eine große Chance bedeutet."
Voller Genugtuung marschierte der Ex-Bürgermeister am Sonntag durch den Gewerbepark in der alten Kaserne. "Der Kauf durch die Stadt war ja doch ein Risiko und wenn man jetzt sieht, wie sich das entwickelt hat, geht mir schon das Herz auf."