Die Rummelsberger Diakonie nahm ihre beiden Wohngemeinschaften in Ebern offiziell in Betrieb. Das Miteinander ist in der Innenstadt (bestens) angelaufen.
In den selbst formulierten Fürbitten er Neubürger klang an, was längst schon gelungen: "Wir möchten in Ebern eine neue Heimat finden. Wir wünschen uns Nachbarn, die einmal ein Auge zudrücken." Genau mit diesen Nachbarn begingen die 20 Nutzer und neun Betreuer der neuen Wohngemeinschaften der Rummelsberger Diakonie in der Sutte und am Marktplatz am Samstagnachmittag eine Segensfeier, in deren Rahmen nicht nur die Gebäude, sondern auch zwei Holzkreuze geweiht wurden, die von Bewohnern selbst gefertigt worden waren.
Mehrfach gewürdigt das Konzept der dezentralen, kleingliedrigen Unterbringung von Menschen mit Unterstützungsbedarf inmitten der Kleinstadt als "Pilotprojekt der Inklusion".
Die "Rummelsberger", die vorher in Schloss Ditterswind untergebracht waren, selbst fühlen sich seit dem Umzug nach Ebern zum 15.
Dezember richtig wohl, wie sie beim Präsentieren ihrer Räume, jeweils ein Zimmer pro Bewohner, dazu zwei Küchen, Toiletten und Bäder je Stockwerk, verrieten. "Wir haben mehr Freiheiten und Selbstständigkeit", freute sich einer der 20 Bewohner im Alter zwischen 19 und 86 Jahren. Sie kommen bis aus Ruhpolding, aber auch aus dem Steigerwald.
"Junge Wilde" und Senioren
Es handelt sich laut Wohnbereichsleiterin Gabi Hopfmann dabei um "junge Wilde" mit Beziehungsstörungen wie auch Menschen mit geistiger Behinderung. Als Therapie wird dabei Arbeiten mit Holz wie auch Basteln für Senioren angeboten. Dazu besuchen viele die Werkstätten der Lebenshilfe in Augsfeld oder der Wefa Ahorn-Seßlach.
Stolz präsentierten sie am Samstag ihre Wrekräume und selbst gefertigten Produkte.
Nicht nur die Holzkruzifixe, sondern auch Vogelhäuschen, Stühle, Deko-Artikel.
Ein erster Schritt zu einem Integrations-Projekt, das Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) vorschwebt, der an einen Direktvermarkter-Laden unter Beteiligung der Wohngruppen denkt. "Wir kriegen das gemeinsam hin", zeigte sich das Stadtoberhaupt zuversichtlich über die Aufnahme von Menschen mit Einschränkungen, da sich Eberns Bevölkerung auch schon bei den Asylbewerbern hilfsbereit und offen zeigt(e).
Auf Weg zu Normalität
"Wir kommen der Normalität einen großen Schritt näher", meinte Günter Schubert von der Rummelsberger Regionalleitung mit Blick auf die neuen Strukturen in Ebern, Zeil, Ebelsbach und Haßfurt.
"Hier steht Inklusion nicht auf dem Papier und landet in der Schublade, sondern wird gelebt", befand CSU-Bezirksrätin Karin Renner aus Bad Kissingen als Behinderten-Beauftragte des Bezirks Unterfranken. "Das ist Leben pur, wenn Menschen mit Handicap Tür an Tür mitten in der Stadt unter Menschen ohne Behinderung leben."
Dass es seitens der Nachbarn in den zurückliegenden vier Monaten ohne jegliche Probleme abging, bestätigten mehrere der Anwohner auf Nachfrage.
"Unsere Aufgabe ist es, Euch lieb zu gewinnen", gab Pfarrer Bernd Grosser als Losung aus, verbunden mit der Überzeugung: "Das wird was", meinte Grosser, der zugab, dass "es innerhalb des Dekanats Rügheim anfangs schon Sorgen gab, ob das so klappt, da die Menschen in Ditterswind gut integriert gewesen waren".
Grosser hatte im Rahmen der Pläne, die ab 2008 in Richtung eines Auszugs aus Schloss Ditterswind führten, das Haus in der Sutte in
Ebern ins Gespräch gebracht.
"Ich bin schon begeistert", frohlockte das Vorstandsmitglied der Rummelsberger, Geschäftsführer Karl Schulz, bei seinem ersten Besuch in Ebern. "Dass Inklusion so umgesetzt wird wie hier in Ebern, ist eine der großen Herausforderungen der Zukunft für unsere Gesellschaft."
Dass sich durch die dezentrale Arbeit viel verändert habe, machte Leiterin Gabi Hofmann an der Bemerkung einer Mitarbeiterin deutlich. Die hatte gefragt: "Ich bin pädagogische Fachkraft und damit für die Pädagogik verantwortlich. Für was bin ich jetzt zuständig?" Hofmanns lapidare Antwort: "Für alles!"