Eberns Stadtverwaltung hat die Verteilung geändert, damit kleinere Ortschaften künftig nicht mehr benachteiligt werden. Neues Ungemach droht wegen der Amtstafeln.
Im Stadtgebiet wird es keine Dörfer zweiter Klasse geben. Zumindest was die Verteilung des Amtsblattes "Der Türmer" anbelangt. Das versicherte Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) noch am Dienstagabend als Reaktion auf unsere Berichterstattung, wonach am ersten Maiwochenende in Dörfern mit weniger als 50 Haushalten keine Zustellung mehr erfolgte und das Amtsblatt unberührt in Zeitungskästen liegen blieb (siehe FT vom Dienstag). "Wir haben sofort den Verteilerdienst gewechselt, denn so geht das ja nicht", schimpfte Hennemann über Autotelefon.
Vertragspartner der Stadt bei der Herstellung des Amtsblattes ist die Weigang Media (Ebern), die sich bislang bei der Verteilung der Austräger zweier Anzeigenblätter aus Haßfurt bediente. Denen wurden die Kräfte mit Blick auf das Mindestlohngesetz zu teuer beziehungsweise die Berechnung der Entlohnung zu aufwändig.
Deswegen werden seit 1. Mai Dörfer mit weniger als 50 Haushalten nur noch durch das Aufstellen von Zeitungskästen bedient. Wer Interesse an den Anzeigenblättern hat, die mittwochs und samstags erscheinen, muss sie sich selbst abholen.
Testlauf Mitte Mai Das darf fürs Amtsblatt nicht gelten, zürnte Bürgermeister Jürgen Hennemann, als er davon erfahren hatte. Das war bei seiner Bürger-Sprechstunden in Fierst so gewesen und auch Dritter Bürgermeister Werner Riegel (SPD) war in seinem Heimatort Albersdorf - weniger als 50 Haushalte - mit dem Unmut der Bevölkerung konfrontiert worden.
Ob die Verteilung des Amtsblattes mit dem neuen Vertragspartner wieder besser klappt? Mitte Mai folgt die Probe aufs Exempel. Da liegt wieder ein Feiertag dazwischen.
Was sind Werbeverweigerer? Bei den Anzeigenblättern aus Haßfurt bleibt es bei der neuen Regelung, wie Ortssprecher Andreas Leibold aus Reutersbrunn erfahren hat, da er eine Beschwerde eingereicht hatte, nachdem er in Reutersbrunn 59 Haushalte gezählt hatte. Aus Haßfurt erfuhr er nun, dass bisher stets 48 Exemplare für Reutersbrunn ausgereicht hätten.
"Wahrscheinlich gibt es einige Werbeverweigerer in Ihrem Ort", mutmaßte der Geschäftsführer über Briefkästen mit der Aufschrift "Bitte keine Werbung einwerfen". Und wegen der Mindestlohn-Problematik erhielt Leibold den Rat, er solle sich an seine örtlichen Abgeordneten wenden, weil die Politik den Mindestlohn überstürzt eingeführt habe.
Klares Ergebnis in Umfrage In einer Umfrage auf l
www.infranken.de - obwohl nicht repräsentativ - zeigt sich, dass nur verschwindend wenige Teilnehmer bereit sind, ihr Amtsblatt aus irgendeinem Kasten zu holen.
Eine große Mehrheit wünscht, dass die Stadtmitteilungen im Briefkasten landen. Bevorzugt wird dabei sogar die Zustellung durch Gemeindediener, wie es bis Januar gehandhabt wurde . Ein Leser vermisst die Fragestellung, ob nicht auch der Postweg genutzt werden sollte? Ein anderer Online-Nutzer wirft die Frage auf, ob die Aufstellung der Zeitungskästen auf städtischem Grund überhaupt beantragt und folglich auch genehmigt sei?
Was wird aus den Amtskästen Die Sehnsucht nach den Gemeindedienern hängt auch mit einem anderen Aspekt zusammen. Die Amtstafel in den Dörfern werden seit der Entlassung der Gemeindediener vernachlässigt. Hatte es bei der Verabschiedung der Amtsboten noch geheißen, dass die Kästen weiterhin regelmäßig bestückt werden, scheint dies nicht der Fall zu sein, wie ein Blick in den Kasten am Haus der Bäuerin in Heubach zeigt. Dort hängt noch eine Veröffentlichung, die Zweite Bürgermeisterin Gabriele Rögner unterzeichnet hat. Die ist seit über einem Jahr nicht mehr im Amt. Andere Informationen sind längst abgelaufen.
Zwar ist laut Geschäftsordnung des Eberner Stadtrates nur noch der Schaukasten vor dem Ämtergebäude für termingebundene Veröffentlichungen und Aushänge verbindlich. Bürgermeister Jürgen Hennemann hatte aber zugesagt, dass "auch die Kästen in den Dörfern regelmäßig angefahren und bestückt werden. Halt ein paar Tage später".
In Stadtratskreisen mehren sich daher schon die Stimmen, die Entscheidung des Hauptausschusses über die Demission der Gemeindediener nochmals zu überdenken.
Die Plakate der Bayern-Rundfahrt indes wurden aktuell auch in den Amtskästen der Stadtteile ausgehängt.