Ebern baut auf Begegnung

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Am Samstag rückte der Bagger an und bereitete die Pflanzflächen für den interkulturellen Garten vor. Auch ein Zugang zum Angerbach und eine kleine Hütte als Unterstellmöglichkeit konnten auf dem Grundstück gefunden werden. Fotos: Johanna Eckert
Am Samstag rückte der Bagger an und bereitete die Pflanzflächen für den interkulturellen Garten vor. Auch ein Zugang zum Angerbach und eine kleine Hütte als Unterstellmöglichkeit konnten auf dem Grundstück gefunden werden. Fotos: Johanna Eckert
Birgit Baier (vorne links) vom Obst- und Gartenbauverein Ebern hatte für die Flüchtlinge die ersten Pflanzensamen dabei. Sie überreichte sie an Jehan Youssef (Mitte), die als Bundesfreiwilligendienstleistende beim Bund Naturtschutz arbeitet.
Birgit Baier (vorne links) vom Obst- und Gartenbauverein Ebern hatte für die Flüchtlinge die ersten Pflanzensamen dabei. Sie überreichte sie an Jehan Youssef (Mitte), die als Bundesfreiwilligendienstleistende beim Bund Naturtschutz arbeitet.
 

In der Stadt entsteht ein "interkultureller Garten". Es soll ein Ort sein,an dem sich Menschen verschiedener Kulturen begegnen können.

Abseits der Strukturen des Asylhelferkreises findet Begegnung zwischen Eberner Bürgern und den Flüchtlingen und Asylhelfern noch größtenteils raumfrei statt. Immer wieder kamen Ideen auf, wie und wo Begegnungsorte für die Heimat und das Fremde geschaffen werden könnten. Ein Vorschlag wird nun in die Tat umgesetzt: "Wir wollten die Angerteile schon immer retten", sagt Dr. Klaus Mandery vom Institut für Biodiversitätsinformation (IfBI) und der Ortsgruppe des Bund Naturschutzes. Entlang der Coburger Straße am Angerbach entsteht nun ein interkultureller Garten. Der Bagger rollte bereits am Samstag an und ebnete die Beete.

Gartengrundstücke, die von Privatpersonen nicht mehr bewirtschaftet und im Besitz der Stadt Ebern sind, werden genutzt, "um Leute zusammenzubringen", so Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD). Das Stadtoberhaupt hofft aber auch, damit eine gemeinsame Aktion auf die Beine stellen zu können.
So richtig interkulturell könnten die Aktion und der Garten erst werden, wenn auch deutsche Bürgerinnen und Bürger mitmachen. Sowohl der Bürgerverein als auch der Obst- und Gartenbauverein Ebern haben ihr Engagement angemeldet.
Etwa 15 Flüchtlinge sind am Freitag dem Aufruf von Klaus Mandery gefolgt und haben sich das Grundstück am Angerbach angeschaut, nach den Wetterbedingungen vor Ort gefragt und erklärt, dass am 6. Juni der Ramadan startet und sie gern vorher die Äcker bestellen würden.


Verlässliche Hilfe

Mit der 38-jährigen Jehan Youssef haben Klaus Mandery und seine Mitarbeiter beim IfBi übrigens einige Sprachbarrieren überwinden können: Seit wenigen Tagen arbeitet die vierfache Mutter als Bundesfreiwilligendienstleistende mit Flüchtlingsbezug bei Klaus Mandery mit. "Sie ist die erste Syrerin deutschlandweit, die vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland angestellt wurde", so Mandery. Für Jehan, die seit einem Jahr in Ebern lebt, geht es dabei nicht ums Geld. "Ich brauche eine Beschäftigung auch außerhalb des Hauses", sagt die Frau. "Sie ist sehr strukturiert, ich kann mich auf sie verlassen", hat Klaus Mandery schnell festgestellt. Im Moment leistet Jehan Youssef viel mündliche und schriftliche Übersetzungsarbeit im Rahmen des Aufbaus des interkulturellen Gartens. Später könnte sie auch weitere Umweltbildungsprojekte organisieren und durchführen.

Wie eigentlich ein Garten in Syrien aussieht, fragten der Bürgermeister Jürgen Hennemann und Klaus Mandery die syrischen Flüchtlinge. Die Männer und Frauen drehten sich um und zeigten auf Nachbars Garten. Die Techniken sind ihnen bekannt, die meisten von ihnen kommen aus dem Umland von Aleppo und haben mit der Landwirtschaft gelebt. "Und wenn das kein deutsches Gartenbeet wird, ist das doch auch nicht schlimm", so Birgit Baier. Bohnen, Tomaten, Petersilie, Minze, Knoblauch, Radieschen und Kartoffeln wollen die Flüchtlinge unter anderem ernten. Ob auch die Wassermelone wächst, konnte niemand beantworten. Das zeigt dann die Praxis.


Mitmachen erwünscht

Wer an Gartenarbeit Spaß hat und zum interkulturellen Austausch mit Flüchtlingen in Kontakt kommen möchte, kann am morgigen Dienstag um 18 Uhr am Angergarten (Coburger Straße) an einer Besprechung teilnehmen. Wer Gartengeräte, Pflanzensamen oder Setzlinge spenden möchte, kann diese beim Institut für Biodiversitätsinformation in der Geschwister-Scholl-Straße 6 (Alte Kaserne) abgeben. Alternativ auch beim Bund Naturschutz in der Spitaltorstraße 3.