Untermerzbach und Rügheim stehen im Bezirksfinale von "Unser Dorf hat Zukunft". Eine Jury besuchte nun die Orte. Die Bewohner wussten sie zu beeindrucken.
Puh, das ging gerade noch gut. Ein Bub, der neben seiner großen Schwester im Gefolge der Wettbewerbskommission durch die kleinen Gassen Untermerzbachs schlenderte, wurde ob der geschmückten Wege und herausgeputzten Häuschen von dem Mädchen gefragt: "Findest du es hier doof oder schön?" - "Schön!", antwortete der Junge, ohne lang zu überlegen.
Wenngleich das Urteil des Knaben als zutreffend bezeichnet werden kann, wollte die Jury, die für den Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft - Unser Dorf soll schöner werden" dieser Tage durch zwölf unterfränkische Gemeinden tourt, sich trotzdem ein eigenes, detailliertes Bild von den Orten machen. Gestern waren sie vormittags in Rügheim (600 Einwohner, Stadt Hofheim), nachmittags besuchten sie Untermerzbach (ebenfalls rund 600 Einwohner im Kerndorf, ohne die Gemeindeteile).
Beide Dörfer hatten sich über den Kreiswettbewerb für den Bezirksentscheid qualifiziert. Am heutigen Mittwochabend will die Bewertungskommission ihr Urteil fällen und kundtun, welche beiden der insgesamt zwölf unterfränkischen Dörfer in den Landeswettbewerb 2018 geschickt werden.
Fünf Einzelbereiche werden bewertet
Um was ging es der Jury? Sie bewertet fünf Einzelbereiche: "Entwicklungskonzepte - wirtschaftliche Initiativen", "Soziale und kulturelle Aktivitäten", "Baugestaltung und Bauentwicklung", "Grüngestaltung und Grünentwicklung" sowie "Das Dorf in der Landschaft". Jeweils 20 Punkte pro Bereich sind zu vergeben, insgesamt also 100. Die Experten aus unterschiedlichen Bereichen (etwa Behörden, Verbänden, Wirtschaft) schreiben ihre Bewertung und machen auch Verbesserungsvorschläge.
In die Bewertung fließt ein, wie viel Eigeninitiative die Dorfgemeinschaft an den Tag legt und unter welchen Bedingungen sie Projekte umsetzt, erklärt Christine Bender, die die Jury leitet. Bei der Punktevergabe wird berücksichtigt, wie groß ein Dorf ist und welche Mittel es zur Verfügung hat undsoweiter. Auch wichtig: Konnten Leerstände im Ortskern beseitigt werden? Siedeln sich junge Familien an? Wie werden neue Bewohner integriert?
Zwei Gewinner möglich
"Wir haben nur zwei Goldmedaillen zu vergeben", sagt Bender. Und: Es dürften gerne mehr sein, so eng wie die Bewertung manchmal ausfalle. Beide Haßberge-Dörfer könnten theoretisch gewinnen, es gibt keine Begrenzung a la "Nur ein Gewinner pro Landkreis". Untermerzbachs Bürgermeister Helmut Dietz ist entschlossen, nachdem es beim Bezirksentscheid vor elf Jahren "nur" für Silber gereicht hatte: "Jetzt wollen wir Gold."
Jurymitglied Birgit Speckle, zuständig für den Bereich "Soziale und kulturelle Aktivitäten", erklärte, sie habe gleich ein Gespür für den guten Zusammenhalt der Untermerzbacher Dorfgemeinschaft bekommen, als vorhin eine Bewohnerin an sie herangetreten sei, um ihr voller Stolz zu berichten, wie es um Pfarrerin Sonja von Aschen bestellt ist: "Unsere Pfarrerin hat sich vom Kirchturm abgeseilt, sie hat einen Motorsägenkurs gemacht und Mauern kann sie auch." Tja, Dorfleben halt. Da weiß man sich zu helfen.