Digitale Stadt: Der Stempel hat bald ausgedient
Autor: Günter Flegel
Haßfurt, Mittwoch, 25. März 2020
Die Ämter haben wegen der Corona-Krise den Publikumsverkehr eingestellt. Jetzt kann sich bewähren, was vielerorts noch in den Kinderschuhen steckt: Doch sowohl Nürnberg als auch Haßfurt sind Vorreiter der Digitalisierung.
In der aktuellen Corona-Krise gäbe es ohne die Online-Welt den völligen Stillstand. Denn vieles, was im persönlichen Kontakt nicht mehr möglich ist, lässt sich per Computer und Smartphone erledigen. Eine der ersten Städte, die "digital" zur Chefsache erklärt haben, ist Nürnberg. Da gibt es schon seit 2003 ein digitales Rathaus. Aber auch der Landkreis Haßberge kann ein Pilotprojekt vorzeigen:
Mit dem Modellprojekt "Smart Green City" soll Haßfurt in eine digitale Zukunft geführt werden. Madlen Müller-Wuttke ist als Chief Digital Officer Ansprechpartnerin für das Projekt: "Smart Cities ist ein ganzheitliches Entwicklungskonzept, um Städte innovativer, effizienter, sozialer, aber auch nachhaltiger zu gestalten. Wir wollen dies zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern erarbeiten und entwickeln."
Smart in die Zukunft
Wichtige Themenbereiche sind unter anderem: Bildung, Mobilität, Klima und Umwelt, Gesundheit und Pflege und E-Government. Die Digitalisierung soll in Haßfurt nicht einfach durchgesetzt werden, so Müller-Wuttke. Neben kleineren Workshops mit Experten sowie Bürgern seien auch Bürgerveranstaltungen im Zuge der Strategie geplant: "Wir wollen gemeinsam mit den Bürgern Ideen erarbeiten, diskutieren und voranbringen." Die Bürger sollen mitgestalten.
"Wir zielen hier auf einen Bottom-up-Ansatz ab. Wir wollen gemeinsam Haßfurt zu einer Smart Green City transformieren und hoffen auf rege Unterstützung", erklärt sie. Der Bottom-up-Ansatz zielt darauf ab, sich Schritt für Schritt auf eine höhere Ebene in der Planung zu begeben, aber ganz unten beim Nutzer anzufangen.
Für Haßfurt sei ein gemeinsamer Treffpunkt zum Ausprobieren geplant. "Die Idee dieser Begegnungsstätte in Form eines Stadtlabors ist es, einen Raum zum gemeinsamen Experimentieren und Kennenlernen der Projekte zu schaffen."
Datenschutz hat Priorität
Ob die digitale Sprechstunde beim Arzt oder der nächste Umzug - Ein zentraler Aspekt bei der Digitalisierung ist der Datenschutz, der, so Müller-Wuttke, insbesondere bei der Erhebung medizinischer Daten gewährleistet sein muss. Wie viele Städte bietet auch Haßfurt Online-Anträge an. Zum Beispiel für Umzüge, Anmeldung von Hunden oder Gewerbe. Das soll ausgebaut werden. "Auch im Bereich des E-Governments werden verwaltungsinterne Prozesse im Zuge des Onlinezugangsgesetzes digitalisiert. Verwaltungsdienstleistungen, wie zum Beispiel die Beantragung eines Parkausweises, sollen dabei online durchführbar sein", sagt Müller-Wuttke.
Hier liegt noch viel Potenzial, denn "Digitalisierung", so sagt Klaus Eisele, der Leiter des E-Government-Büros in Nürnberg, ist ein Prozess, der in mehrere Richtungen wirkt: Zum einen soll der elektronische Zugang mehr Bürgernähe schaffen, Papierberge sollen verschwinden, Zeit, Energie und Geld gespart werden. "Das heißt aber eben im Umkehrschluss auch, dass man in der Verwaltung die Prozesse überdenken muss."