Homeoffice: Warum das Arbeiten zuhause stressiger ist - aber zufriedener macht

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Homeoffice ist in der heutigen Zeit einfacher denn je zu realisieren. Doch dabei gibt es nicht nur Vorteile. Symbolfoto: Thought Catalog/unsplash.com
Homeoffice ist in der heutigen Zeit einfacher denn je zu realisieren. Doch dabei gibt es nicht nur Vorteile. Symbolfoto: Thought Catalog/unsplash.com

Von zuhause aus arbeiten wird im Allgemeinen als Pluspunkt für den Arbeitgeber beim Bewerbungsgespräch gewertet. Nur: Ist ein Homeoffice überhaupt sinnvoll?

Etwa 40 Prozent der deutschen Arbeitnehmer arbeiten regelmäßig außerhalb ihres normalen Arbeitsplatzes. Nicht festgelegt auf Ort oder Zeit. Rund die Hälfte dieser 40 Prozent arbeitet häufig von zuhause aus. Das geht aus einer Studie des AOK-Bundesverbandes aus dem September 2019 hervor.

Und das Arbeiten von Zuhause aus hat in Deutschland durchaus Tradition. Bereits bei der Herstellung von Textilien im 19. Jahrhundert arbeiteten die Weber an den Webstühlen von zuhause aus. Heute sind es eher Laptops, Computer, Tablets und Smartphones.

Homeoffice: Die Vorteile und die Nachteile im Überblick

Die Vorteile bei der Arbeit von den eigenen vier Wänden aus liegen klar auf der Hand: Der Arbeitnehmer kann seine Arbeit selbstständig planen und hat mehr Entscheidungsfreiheit. Damit einher, gehen jedoch auch eine stärkere psychische Belastungen. "Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen. Wer viel im Homeoffice arbeitet, leidet häufiger unter solchen Problemen als andere Beschäftigte. Wichtig ist, die Arbeitsbedingungen gesundheitsförderlich zu gestalten", sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) und Mitherausgeber des Fehlzeiten-Reports. Die Studie des Fehlzeiten-Reports 2019 beruft sich auf etwa 2000 Arbeitnehmer im Alter zwischen 16 und 65 Jahren.

 

 

Beschäftigte im Homeoffice berichten, sie seien zufriedener mit ihrem Beruf. Gleichzeitig würden sie die Vorteile flexibler Arbeitszeit schätzen. Rund zwei Drittel geben an, in der eigenen Wohnung mehr Arbeit bewältigen zu können. Drei Viertel (73,7 Prozent) sind sogar davon überzeugt, dass sie konzentrierter arbeiten könnten als am eigentlichen Arbeitsplatz. Fast genauso viele Teilnehmer der Studie (73,4 Prozent) gaben auf der anderen Seite an, das sie sich in den letzten vier Wochen erschöpft gefühlt hatten. Bei den Beschäftigten, die ausschließlich im Büro tätig sind, waren es "nur" rund 66 Prozent.

Häufiger wütend waren im Homeoffice 69,8 Prozent gegenüber 58,6 Prozent der Büro-Angestellten. Von Nervosität und Reizbarkeit waren im Homeoffice 67,5 Prozent im Vergleich zu 52,7 Prozent betroffen. Und auch Lustlosigkeit, Konzentrationsprobleme und Schlafstörungen unterscheiden sich deutlich zwischen den beiden Gruppen. "Im Homeoffice verschwimmt die Grenze zwischen Job und Privatleben stärker. Damit wächst das Risiko, dass Erholungsphasen schrumpfen", gibt Schröder zu bedenken.

Wer zuhause arbeitet, ist häufiger wütend

Auffällig bei der WIdO- Befragung: Jeder Dritte im Homeoffice verlegt regelmäßig die Arbeitszeit auf den Abend oder das Wochenende (33,9 Prozent). Rund ein Fünftel klagt gar über Probleme mit der Vereinbarkeit von Arbeitszeit und Freizeit (18,8 Prozent) oder über Anrufe beziehungsweise E-Mails des Arbeitgebers außerhalb ihrer Arbeitszeiten (19,5 Prozent). Von den Homeoffice-Arbeitern haben 38,3 Prozent Probleme, nach Feierabend abzuschalten. Bei Arbeitern, die ausschließlich im Betrieb arbeiten sind es lediglich 24,9 Prozent.

 

Und obwohl die psychische Belastung im Homeoffice höher zu sein scheint, haben Beschäftigte im Homeoffice geringere Fehlzeiten (7,7 Tage) als Arbeitnehmer, die in der Firma arbeiten (11,9 Tage). "Im Homeoffice lassen sich die Arbeitszeiten passgenauer einteilen. Unter Umständen arbeiten die Menschen im Krankheitsfall weniger und holen die verlorene Arbeitszeit dann nach," erläutert Helmut Schröder.

"Es mag auf den ersten Eindruck wie ein Widerspruch klingen, dass sowohl die psychischen Belastungen als auch die Arbeitszufriedenheit im Homeoffice höher sind. Aber ob sich durch die Veränderungen aufgrund der Digitalisierung gesundheitsförderliche oder gesundheitsschädigende Effekte ergeben, ist wesentlich von der konkreten Gestaltung der Arbeit abhängig und von den digitalen Kompetenzen der Menschen", erklärt Antje Ducki, Professorin an der Beuth Hochschule für Technik und Mitherausgeberin des Fehlzeiten-Reports, die Ergebnisse der WIdO-Umfrage. "Da die digitalen Techniken rund um die Uhr zur Verfügung stehen, braucht es beispielsweise mehr Selbstdisziplin des Einzelnen, sie auch mal auszuschalten."

Digitalisierung: Lebenslanges Lernen wird wichtiger

Ducki sieht durch die Digitalisierung einen massiven Bedarf an Weiterbildung sowie Neu- und Nachqualifizierung. Damit würde die Fähigkeit der Arbeitnehmer mit dem erhöhten Druck umzugehen, verbessert. Jens Martin Hoyer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes bestätigt das: "Lebenslanges Lernen wird durch die Digitalisierung wichtiger denn je."