Dieter Baumann lässt die Lachtränen laufen

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Dieter Baumann Foto: privat
Dieter Baumann Foto: privat

Am Samstag, 1. April, ist die Lauf-Legende Dieter Baumann zu Gast in Eltmann. Mit seinem neuen Programm nimmt er sich auch selbst auf die Schippe.

"Dieter Baumann ist wahrscheinlich der beste Comedian unter den Läufern, doch garantiert ist er der beste Läufer und den Comedians." Mit einer großen Portion Selbstironie nimmt der ehemalige Leistungssportler und Goldmedaillengewinner sein Publikum mit auf die Reise durch die Welt des Sports. Genauer: nach Olympia.
Er erzählt Geschichten aus dem olympischen Dorf, erzählt von Begegnungen in Kenia, den Fidschi Inseln und von der Schwäbischen Alb. Da enthüllt er witzige und süffisante Details, von kuriosen Begegnungen der Nationen und all dem, was das Olympische Dorf zur kleinen Welt für sich macht: Sportler sind keine Götter, es menschelt auch hier.
Dieter Baumann erzählt die Geschichten so, dass sein Publikum schon nach fünf Minuten glaubt mit einem alten Bekannten am Küchentisch zu sitzen. Doch was heißt erzählen. Seine Geschichten sind, sprachlich wie mimisch, kleine anekdotische Kunstwerke.Und natürlich kommen die Läuferinnen und Läufer mehr als auf ihre Kosten, denn er schlüpft auf der Bühne in die Rolle des Laufexperten. Beginn: Samstag,1. April, um 20 Uhr in der Stadthalle Eltmann. Was die Gäste erwartet, verrät der Sport-Star im Interview.


InFranken: Ihr sensationeller Goldlauf bei den olympischen Spielen in Barcelona jährt sich in diesem Jahr zum 25. Male. Wie aktuell ist ihnen dieser Lauf noch?
Dieter Baumann: 25 Jahre ist eine lange Zeit und das ist alles schonsehr weit weg. Ich muss gestehen, eigentlich erinnere ich mich so gut wie gar nicht mehr daran.

Sie haben ohne Zweifel deutsche Sportgeschichte geschrieben. Wie haben diese Erfolg ihr Leben seitdem beeinflusst und geprägt?
So eine Läufer-Karriere ist natürlich nicht nur prägend, sondern bestimmt eigentlich mein ganzes Leben, mein berufliches, den Inhalt meiner Bücher und meine Auftritte vor dem Publikum.

Stimmt es, dass ihr Europarekord vom 13. August 1997 nach wie vor die schnellste Zeit eines Läufers nichtafrikanischer Abstammung über diese Strecke von 5000 m ist und man sie deswegen auch als den "weißen Kenianer" von der schwäbischen Alb bezeichnet hat?
Wenn man dies auf die nichtafrikanische Abstammung bezieht, dann mag das stimmen und ich wurde scherzhaft auch "weißer Kenianer" genannt, da ich die Medaille ausgerechnet den Kenianern abnahm. Aber mit meiner Zeit von damals würde ich trotzdem heute kein einziges Rennen mehr gewinnen.

Was war das Geheimnis dieses großen Erfolges mit weiteren Medaillen wie die Silbermedaille in Seoul oder 40 nationalen Meistertiteln?
Ich hatte und habe ohne Zweifel viel Spaß am Laufen, war aber eigentlich kein Rekordläufer, sondern ging meine Rennen sehr taktisch an. Meine Taktik war es, auf die letzte Runde zu setzen und ich suchte oft meine Chance mit meinem Spurt in der letzten Runde. Das war oft der Schlüssel zum Glück und Erfolg.

Sie machten auch Schlagzeilen mit der Zahnpasta-Affäre, die anscheinend bis heute noch nicht geklärt ist. Darunter haben sie sehr gelitten. Auch heute liest man täglich über Doping und Korruption im Sport. Wie sehen sie den Kampf gegen Doping im Sport?
Das ist extrem schwierig, weil es offensichtlich ein solches Signal innerhalb des Sports nicht wirklich gibt und hier auch nicht alle Konsequenzen im Sport und von den Organisationen ausgeschöpft werden. Offensichtlich ist der Wille innerhalb des Sports für Aufklärung zu sorgen gleich Null. Der Sport hat jegliches Vertrauen verspielt. Dabei würde ich dies auch nicht nur auf bestimmte Sportarten beschränken, sondern keine Sportart ausnehmen. Es ist eine Illusion zu glauben, dass man diesen Kampf gewinnt.

In Eltmann hat nun schon zum 2. Male der "Mainathlon" stattgefunden, der mit rund 650 Teilnehmern zu einem richtigen Event in der Stadt geworden ist mit 750 m Schwimmen im Altmain, 23 km Mountainbike fahren und 7,3 km Laufen. Wäre das auch für sie etwas gewesen oder sind sie nur dem Laufen treu geblieben.
Das wäre für mich nicht so toll, wenn alles gemischt ist. Ich war und bin auch heute noch ein Läufer, sporadisch fahre ich auch mal Rad.

Inzwischen arbeiten sie als TV-Experte, Blogger sowie Lauf- und Motivationscoach. Sie verwenden dabei immer wieder den Begriff des "Lebensläufer". Was verstehen sie darunter? Welche Tipps könnten sie den Freizeitläufern geben?
Unter "Lebensläufer" verstehe ich, sein ganzes Leben bewegt zu sein und immer in Bewegung zu bleiben. Hierzu zähle ich alles, denn ein bewegtes Leben ist auch gut für den Gesundheitszustand. Die Bewegung gehört bei mir einfach dazu, ist Lebensbegleitung und eine Art Lebensphilosophie. Ich laufe jeden Tag. Laufen bedeutet für mich wohlfühlen. Wenn ich laufe, weiß ich, dass es mir besser geht.

Sie sind heute nicht mehr nur als ehemaliger Spitzenläufer, sondern auch als Kabarettist oder Comedian bekannt und haben den Spagat von der Tartanbahn auf die Bühne geschafft. Wie kam es dazu?
Das hat sich eigentlich so ergeben. Ich wurde nach meiner Karriere immer wieder zu Freizeitläufen oder zu Marathonvorbereitungen eingeladen und habe auch Motivationsseminare für Unternehmen und Führungskräfte gegeben. Aber zunehmend wollte ich meine Zuhörer mehr über Geschichten erreichen und ich habe gemerkt, dass ich sie mit meinen Geschichten unterhalten kann. Das hat mir Spaß bereitet. Diese Kunst habe ich weitergeführt bis zu der Idee, daraus ein eigenes Produkt zu machen. Damit landete ich sehr schnell auf der Bühne. Ich fühle mich dabei aber weniger als Comedian, sondern mehr als Kabarettist in Sachen Sport. "Dieter Baumann, die Götter und Olympia" ist nun schon mein drittes Programm.

Kann man den Auftritt auf der Bühne auch mit einem Wettkampf im Sport vergleichen und gibt es bei ihnen dabei noch Nervosität?
Eine Nervosität ist immer vorhanden und man kann es durchaus mit einem Wettkampf vergleichen. Aber eine Vorstellung auf der Bühne dauert halt über zwei Stunden. Der Unterschied ist dazu, dass man beim Auftritt auf der Bühne ja das Publikum gegenüber hat. Mein Programm lebt davon, dass ich mit dem Publikum spiele und auch auf die Mitarbeit des Publikums angewiesen bin. Beim Laufen ist man auf sich allein gestellt, aber bei einem Kabarettabend ist das ganz anders.

Worauf darf sich der Besucher der Abendveranstaltung "Dieter Baumann, die Götter und Olympia" am 1. April in der Stadthalle von Eltmann freuen? Erlebt er hier nur den legendären Sportler und geht es nur rund um den Sport?
Es ist ein Spiel mit dem Publikum und ich weiß deswegen jetzt auch noch nicht, wohin die Reise geht. Wenn das Publikum mitspielt, gibt es viele Möglichkeiten. Auch für mich ist das immer wieder spannend, ob es im Sport bleibt oder auch darüber hinaus geht. Mein Programm ist also keinesfalls nur für Sportler, sondern auch für Nicht-Sportler, denn es gibt ja viele Themen. Wir steigen auf jeden Fall in Olympia ein!

Die Fragen stellte unser Mitarbeiter Günther Geiling


Laufen mit Dieter Baumann

Lauftreff
Im Vorfeld der Abendveranstaltung am Samstag, 1. April, findet am Nachmittag in Eltmann ein Lauftreff mit Olympiasieger Dieter Baumann statt. Diese Leistung ist im Eintrittspreis enthalten und soll ein unterhaltsamer Dauerlauf am Main entlang bis Limbach und wieder zurück werden. "Ich trainiere nicht mehr, ich laufe - nur zum Spaß" sagt Dieter Baumann zu seinen täglichen Läufen. Wer mit Dieter Baumann laufen will, ist eingeladen: Treffpunkt am Samstag 1. April, 16 Uhr am Marktplatz.

Kabarett Die Vorstellung mit Dieter Baumann beginnt am Samstag, 1. April, um 20 Uhr in der Stadthalle Eltmann. Der Kartenvorverkauf ist im Ritz, Telefon 09522/899/70; in Haßfurt unter Telefon 09521/1714, bei Post und Lotto Holch in Zeil, Telefon 09524/5520, nachmittags vor dem Lauftreff am Marktplatz in Eltmann sowie an der Abendkasse.