Für Andreas Köhler aus Ebern fing es mit einem Spielzeug an, doch die Begeisterung hat ihn schnell gepackt. Den Ikarus-Traum macht er sich doppelt wahr.
Der Mann will hoch hinaus. Das schafft er seit rund drei Jahren und behält dabei den Überblick. Im wahrsten Sinn des Wortes: Andreas Köhler frönt einem neuen Hobby, das schon Ergebnisse zeitigte, die in Ebern mittlerweile als Kult-Fotos oder -Videos gelten, seine Copteraufnahmen aus der Vogelperspektive. Jetzt geht er selbst in die Luft. Der Drang zum Höhenflug ließ ihn auf Burg Feuerstein den Pilotenschein machen und Mitglied beim Flugsportclub Ebern-Sendelbach werden.
Es muss der Traum von Ikarus und vom Fliegen sein, der ihn beflügelt. Ausgelöst von einem Spielzeug, einem Mini-Copter, der "mich total angefixt hat", wie Köhler eine bemerkenswerte Bewusstseins-Erweiterung beschreibt, da er über Mulit-Copter, Kamera, Empfänger und Brille in Echtzeit auf diese, unsere Welt herabblickt. Atemberaubende An- und Ausblicke tun sich da von einer ungewohnten Betrachter-Position aus auf. Ganz neue Perspektiven.
Mitunter sogar hilfreiche. So lassen sich Dachschäden problemlos orten. "In der Land- und Forstwirtschaft sind die Geräte schwer im Kommen", weiß der Elektro-Versandhändler, dessen Dienste auch von der Stadtverwaltung schon in Anspruch genommen wurden und die er auch der Polizei angeboten hat. Für Photovoltaikanlagen scheint eine ganz neue Branche im Anflug
Führerschein erforderlich?
Doch die Einsatzbereiche der Mini-Copter sind nicht unbegrenzt. Voyeuren wird ein Riegel vorgeschoben und aufgrund eines Zusammenstoßes mit einem Passagierflugzeug sowie etlichen Beinahe-Unfällen will Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) die Vorschriften verschärfen. Bis zum Führerschein bei gewerblicher Nutzung von Drohnen reichen dessen Pläne. Ein Ansatz, den Andi Köhler unterstützt: "So unkontrolliert wie jetzt abläuft, kann's nicht bleiben", meint er angesichts von rund 400 000 Drohnen, die den Himmel über der Bundesrepublik schon bevölkern.
Dabei gibt es Vorgaben, nur ist nicht klar, wer und wie sie überwacht bzw. etwaige Verstöße geahndet werden. Köhler weiß aber, was bei privater Nutzung zu beachten ist - und darüber hinaus: Beim Luftamt Nordbayern hat er schon vor zwei Jahren eine "Aufstiegserlaubnis für unbemannte Luftfahrtsysteme", so der Behördenjargon, beantragt und bekommen, die jetzt zur Verlängerung ansteht.
Die Vorschriften verbieten Starts in der Nähe von Flugplätzen, das Kurven über Menschenansammlungen, über Militärobjekten, Kraftwerken, Krankenhäusern und Katastrophengebieten (wozu schon (Auto-)Unfälle zählen) und Justizvollzugsanstalten. Fotos und Videos von Personen dürfen nur mit deren Genehmigung gemacht werden. Die hübsche Nachbarin auf der Terrasse kann sich also wehren.
Grundsätzlich gilt, dass nur so weit und so hoch geflogen werden darf, dass mit dem bloßen Auge stets Sichtkontakt zwischen dem Mann an der Fernsteuerung und dem Flugobjekt besteht.
"Zwei Helikopter hab ich am Anfang geschrottet, eher ich auf die Quadrocopter umgestiegen bin. Fremdschaden habe ich aber noch keinen angerichtet." Und von einem seiner Flieger weiß Köhler noch genau, in welchem Baum er noch hängt. Er kommt halt nicht ran.
Theoretisch könnte so eine Drohne bis auf 750 Meter aufsteigen, als Flugzeugpilot plädiert Köhler aber dafür, dass im Luftraum Golf, also unter 150 Meter Schluss sein sollte, womit Kollisionen mit einmotorigen Flugzeugen schon ausgeschlossen wären.
Aus dem Spielzeug am Anfang wurde ein teures Hobby. "Bei entsprechender Ausrüstung ist man schnell ein paar tausend Euros los", bekennt der Hobby-Flieger. Großen Reiz übten zunächst die Videos auf ihn aus, die er auch bei Youtube veröffentlichte. "Doch mittlerweile ist mir der Aufwand zu groß und ich finde in unserer Gegend auch kaum Motive mehr, so dass ich nur noch fotografiere."
So groß die Begeisterung bei vielen Betrachtern, die auch Bilder nachbestellen, so stark sind mitunter auch die Vorbehalte: "Die Reaktionen der Leute reichen von Euphorie bis zum Aufstellen eines Flakgeschützes", lauten die Erfahrungen des 43-Jährigen Bürokaufmannes, der sich 2003 selbstständig machte