Die feminine Seite von Maintal

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Die Frage, warum die Naturkostmarke "Annes Feinste" heißt, ist leicht zu beantworten. "Klaus Feinste klingt komisch", sagt Anne Feulner. Foto: p
Die Frage, warum die Naturkostmarke "Annes Feinste" heißt, ist leicht zu beantworten. "Klaus Feinste klingt komisch", sagt Anne Feulner.  Foto: p

Anne Feulner gehört im Kreis Haßberge zu den wenigen Frauen, die in einer Führungsposition ein Unternehmen leiten. Die 48-Jährige arbeitet seit mittlerweile 25 Jahren im Familienbetrieb Maintal Konfitüren in Haßfurt.

Anne Feulner leitet Deutschlands ältestes Konfitürenunternehmen in Familienbesitz in vierter Generation. 1988 ist sie und ein Jahr später ihr Schwager, Biologe Klaus Hammelbacher, ins Unternehmen eingetreten. 1999 gab Vater Helmut Müller die Geschäftsführung offiziell an das Führungsduo ab. Den beiden gelang es, in den vergangenen zehn Jahren den Umsatz zu verdreifachen und das Produktangebot von 50 auf 600 aufzustocken. 40 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet Maintal inzwischen mit Bio-Marmelade. Die Naturkostmarke "Annes Feinste" isst man sogar in Korea und Australien.

Frau Feulner, war Ihnen von Kindesbeinen an klar, dass Sie das Familienunternehmen übernehmen werden?
Wir sind drei Schwestern, und unser Einstieg ins Unternehmen war von meinem Vater strategisch geplant. Alle drei Töchter belegten Wirtschaft und Recht als Abiturfach.
Dass schließlich ich die Geschäftsführung übernommen habe, ist mehr oder minder Zufall. Nachdem sich meine älteste Schwester dafür entschieden hatte, Lehrerin zu werden, sollten meine jüngere Schwester und ich ins Unternehmen einsteigen. Ich studierte BWL in Würzburg, meine Schwester Ökotrophologie. Sie folgte aber schließlich ihren Mann nach Frankfurt und arbeitet nun dort. So kam es, dass ich als einzige von uns Dreien die Geschäftsführung übernahm.

Beim Eintritt ins Unternehmen waren Sie gerade einmal 24 Jahre alt. War es ein Vor- oder Nachteil, die Tochter des Chefs zu sein?
Es war am Anfang schon schwierig. Ich hatte nur theoretisches Wissen vom Studium, aber keine Erfahrung im Management. Eigentlich bin ich ins kalte Wasser gesprungen. Der Betrieb war damals auch ein ganz anderer. Mein Vater leitete Maintal sehr autoritär und hatte sich die Verantwortung für alle Geschäftsbereiche aufgeladen. Diesen Führungsstil waren auch die Mitarbeiter gewohnt. Für die blieb mein Vater der Chef, der das letzte Wort hatte.

Wie haben Sie Mitarbeiter und Geschäftskunden schließlich überzeugt?
Durch Erfolg und das permanente Vorleben dieses Erfolgs. Wir müssen jeden Tag ein bisschen besser werden und wir haben sehr moderne, leistungsfähige Produktionsanlagen, um uns gegenüber unseren Mitbewerbern am Markt erfolgreich zu behaupten.

Was waren Ihre ersten Aufgaben im Betrieb?
Der Vertrieb. Nach dem deutschen Mauerfall 1989 haben wir im Osten neue, ehemalige Absatzgebiete wieder erschlossen. Mein Vater hatte keine Zeit für Marketing und Vertrieb. Das war eine brachliegende Baustelle bei Maintal, die ich übernahm. Also bin ich drei Jahre lang von Hamburg bis Berchtesgarden herumgefahren und habe unsere Produkte beworben. Ohne Navi, nur mit Faltplan. Das waren schon aufregende Zeiten.

Wie hoch ist der Anteil der Frauen unter den Maintal-Mitarbeitern?
Von den insgesamt 70 Mitarbeitern sind knapp unter der Hälfte Frauen. In der Verwaltung dominieren sie mit 65 Prozent, in der Produktion sind sie kaum vertreten. Da sind 85 Prozent der Mitarbeiter Männer.

Finden Sie es schwer, sich als Frau gegen die meist männlichen Geschäftspartner durchzusetzen?
Ich denke, man braucht dafür ein gewisses Selbstvertrauen und selbstbewusstes Auftreten. Das habe ich mir teilweise in verschiedenen Seminaren über die letzten Jahre angeeignet. Ich war von klein auf jemand, der sich durchsetzt. Bei mir besteht eher die Gefahr, dass ich zu dominant bin (lacht). Ich bin aber auch jemand, der sich Hilfe von außen holt. In Bereichen, in denen mir die Fachkenntnisse fehlen und für die es im Haus keinen Ansprechpartner gibt, leiste ich mir externe Berater. Man kann nicht alles wissen. Man muss nur denjenigen kennen, der es weiß. Ich bin ein großer Fan von Netzwerken und pflege den Austausch mit anderen Geschäftsleuten aus dem Personal- und Managementbereich. Außerdem bin ich seit 2008 Vorsitzende des IHK-Gremienausschusses Haßberge und engagiere mich in der Initiative "Familienorientierte Personalpolitik". Dabei helfen wir Unternehmen bei der Umsetzung von familienfreundlichen Maßnahmen. Maintal Konfitüren gehört zu den Top Fünf der "Familienfreundlichsten Arbeitgeber Mainfrankens".

Wie ist es Ihnen selbst gelungen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen?
Nach der Geburt meiner Kinder habe ich von den Teilzeit-Modellen profitiert, die wir auch unseren Mitarbeiterinnen anbieten. Außerdem hat mich meine Familie sehr unterstützt. So bin ich Stück für Stück wieder in den Betrieb zurückgekehrt. Der freie Montagnachmittag ist geblieben. Da erledige ich den Wocheneinkauf, Arztbesuche, und manchmal bleibt auch Zeit, mit der Familie etwas Schönes zu unternehmen. Außerdem ist es bei uns eine feste Bedingung, dass die Familie zusammen frühstückt und zu Mittag isst. Das sind kurze, aber intensive Begegnungen, auf die ich nicht verzichten möchte.

Haben Ihnen Außenstehende jemals vorgeworfen, nicht genug Zeit für die Familie zu haben?
Nein, damit wurde ich nie konfrontiert. Aber ich empfinde manchmal eine gewisse Zerrissenheit, weil ich nicht immer für meine Kinder da sein kann. Auf der anderen Seite teile ich mein Leben mit meiner Familie und erzähle von meiner Arbeit. Wir diskutieren viel darüber. Mein Vater hat zuhause nie über die Arbeit gesprochen. Das war ein abgeschotteter Bereich.

Was macht Ihren Führungsstil aus?
Ich pflege einen sehr teamorientierten Führungsstil. Darum haben wir vor zwei Jahren ein siebenköpfiges Strategieteam gegründet. Diese Führungsmannschaft besetzt die Geschäftsfelder Produktion, Betrieb, Marketing, Einkauf und so weiter. Dazu kommt noch die Geschäftsführung, mein Schwager und ich.

Was glauben Sie ist das Erfolgsrezept von Maintal?
Wir denken nicht in Quartalen, sondern in Generationen. Ich möchte ein gesundes Unternehmen an die nächste Generation übergeben. Der Vorteil von Maintal gegenüber großen Herstellern ist, dass wir klein, fein und sehr schnell sind, so dass wir Trends schnell umsetzen können. Außerdem haben wir eine 126-jährige Familientradition und sind regional stark verwurzelt. Unser Ziel ist es, bayernweit noch stärker zu werden.

Das Gespräch führte Katja Kölbl.