Muss ein Landwirt bald seinen eigenen Tierarzt anstellen?
"Wir kommen langsam zu einer Tierhaltung, bei der man für seinen Betrieb einen eigenen Tierarzt anstellen muss. Wer soll das bezahlen?", hieß es.
Klaus Merkel und Kollegen rügten vor allem, dass Deutschland Dinge verbiete, die im Ausland erlaubt seien. Dafür importiert man dann Ferkel und Schweine über 1000 Kilometer nach Deutschland. Und das ist dann Tierwohl?
Schaf und Rind in Gefahr - das steckt hinter der Blauzungenkrankheit
Sie kann für Schafe tödlich ausgehen und ist auch für Rinder gefährlich: die Blauzungenkrankheit. Im Freistaat ist sie zwar noch nicht ausgebrochen, dennoch macht die Seuche bayerischen Landwirten Probleme. Fragen und Antworten zu einem Virus, das sich immer weiter ausbreitet:
Was ist die Blauzungenkrankheit?
Die Blauzungenkrankheit wird durch ein Virus ausgelöst und trifft hauptsächlich Schafe und Rinder. Selten können auch Ziegen daran erkranken. Auch Rehe und Hirsche können sich infizieren. Das Virus wird nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), das zum Thema Tiergesundheit forscht, nicht direkt von Tier zu Tier übertragen, sondern über kleine, blutsaugende Mücken (Gnitzen).
Ist der Erreger für den Menschen gefährlich?
Für Menschen ist er nicht gefährlich. Auch Fleisch- und Milchprodukte können ohne Bedenken verzehrt werden.
Wie äußert sich die Blauzungenkrankheit?
Typische Symptome sind dem FLI zufolge meistens nur beim Schaf zu beobachten. Erste Anzeichen einer akuten Erkrankung sind eine erhöhte Körpertemperatur und Apathie. Später leiden sie an schaumigem Speichelfluss, Geschwüren an den Klauen oder auch inneren Blutungen. Selten färben sich der Maulbereich und die Zunge blaurot - daher der Name. Dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen zufolge ist die Krankheit in 30 Prozent der Fälle tödlich.
Zeigen Rinder keine Symptome?
Bei Rindern verläuft die Krankheit oft unauffälliger. Schwaches Fieber kann ein Symptom sein. In schlimmen Fällen entzünden sich die Zitzenhaut und die Schleimhäute an den Augenlidern, an der Maulhöhle und an den Genitalien. Außerdem lösen sich Schleimhäute an der Zunge und am Maul - ähnlich wie bei der Maul- und Klauenseuche.
Sind in Bayern schon Tiere daran erkrankt?
In Bayern sind noch keine Fälle bekannt. Dafür wurde die Blauzungenkrankheit aber bei Tieren in Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Baden-Württemberg festgestellt. Das hat Folgen für die bayerischen Landwirte.
Inwiefern?
Nachdem die Krankheit in Baden-Württemberg erst im Landkreis Calw und dann im Rems-Murr-Kreis ausgebrochen war, wurden um die betroffenen Betriebe Sperrzonen mit einem Radius von 150 Kilometern eingerichtet. In diesem Gebiet liegen auch große Teile Bayerns - betroffen sind Landkreise in allen Regierungsbezirken außer Niederbayern. Dort haben Bauern nun mit teils strengen Vorgaben zu kämpfen. Wollen sie etwa Zucht- oder Nutztiere in deutsche Gebiete verkaufen, die frei von der Seuche sind, müssen sie nachweisen, dass die Tiere geimpft sind, oder mit einer Blutprobe belegen, dass die Schafe oder Rinder gesund sind.
Wie können Landwirte ihre Tiere schützen?
Tierärzte haben Halter von Rindern und Schafen aufgerufen, ihre Tiere impfen zu lassen. Auch die Behörden raten dazu. Das Problem: Der Impfstoff ist knapp. "In den letzten Jahren haben wenige Landwirte ihre Tiere impfen lassen, weil die Krankheit verschwunden war und das Risiko der Ansteckung geringer war", erklärt Janne Richelsen, Referentin für Tiergesundheit beim Bayerischen Bauernverband. Entsprechend sei weniger Impfstoff produziert worden. Jetzt aber steige die Nachfrage.
Und wenn es einen Verdacht auf die Krankheit gibt?
Die Blauzungenkrankheit ist in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union anzeigepflichtig - das heißt, dass das Veterinäramt informiert werden muss. Landwirte müssen dem LGL zufolge außerdem sofort einen Tierarzt kontaktieren. Letzte Gewissheit bringt aber nur die Untersuchung einer Blutprobe im Labor, weil die Symptome auch auf andere Krankheiten hindeuten können. mit dpa