Der Landkreis Haßberge früher und heute: Fotos erzählen Geschichte(n)

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In den späten 1920er Jahren stand vor dem Geburtshaus Abt Degens in Zeil noch eine Zapfsäule für Benzin. Die Fachwerk-Fassade war bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg verputzt.Archiv: Ludwig Leisentritt
In den späten 1920er Jahren stand vor dem Geburtshaus Abt Degens in Zeil noch eine Zapfsäule für Benzin. Die Fachwerk-Fassade war bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg verputzt.Archiv: Ludwig Leisentritt
Vom Putz befreit kann das Fachwerk dieses Hauses an der Zeiler Hauptstraße seit der Nachkriegszeit wieder "atmen". Das Eiscafé "MM" bietet seinen Gästen also nicht nur Erfrischung, sondern auch ein historisches Ambiente.
Vom Putz befreit kann das Fachwerk  dieses Hauses an der Zeiler Hauptstraße seit der Nachkriegszeit wieder "atmen". Das Eiscafé "MM" bietet seinen Gästen also nicht nur Erfrischung, sondern auch ein historisches Ambiente.
 
Im Jahr 1953 suchten auf der Gleisenauer Hauptstraße noch die Hühner nach Futter. Autos waren noch selten. Archiv: Ludwig Leisentritt
Im Jahr 1953 suchten auf der Gleisenauer Hauptstraße noch die Hühner nach Futter. Autos waren noch selten. Archiv: Ludwig Leisentritt
 
Im Gasthof zur Sonne servieren die Kellnerinnen Portionen für den ganz, ganz großen Hunger.
Im Gasthof zur Sonne servieren die Kellnerinnen Portionen für den ganz, ganz großen Hunger.
 
Die Aufnahme von Haßfurt entstand wahrscheinlich in den 1930er Jahren. Zu sehen ist das Hotel zur Post.Archiv: Ludwig Leisentritt
Die Aufnahme von Haßfurt entstand wahrscheinlich in den 1930er Jahren. Zu sehen ist das Hotel zur Post.Archiv: Ludwig Leisentritt
 
Während der Haßfurter Floriansplatz zu einem Parkplatz wurde, ist das Hotel zur Post einem Supermarkt gewichen.
Während der Haßfurter Floriansplatz zu einem Parkplatz wurde, ist das Hotel zur Post einem Supermarkt gewichen.
 
Das Bild aus dem Jahr 1906 zeigt den Dorfplatz von Untersteinbach. Das Luitpold-Denkmal fehlt noch. Archiv: Ludwig Leisentritt
Das Bild aus dem Jahr 1906 zeigt den Dorfplatz von Untersteinbach. Das Luitpold-Denkmal fehlt noch. Archiv: Ludwig Leisentritt
 
Im Jahr 1913 errichtete der aus Wustviel stammende Baumeister Georg Börtlein ein Denkmal zu Ehren des bayerischen Prinzregenten Luitpold.
Im Jahr 1913 errichtete der aus Wustviel stammende Baumeister Georg Börtlein ein Denkmal zu Ehren des bayerischen Prinzregenten Luitpold.
 

Bilder sagen mehr als tausend Worte – besonders, wenn sie Historisches beschreiben. In Zeil feierte das Fachwerk seine Wiedergeburt und in Untersteinbach überlebte eine Todgeweihte.

Gingen die Zeiler vor 100 Jahren am Geburtshaus Abt Degens in der Hauptstraße vorbei, bot sich ihnen ein Anblick, der heute kaum mehr vorstellbar ist: Das Holzgebälk der Fassade war verputzt – das Haus sollte steinern wirken. Damit war das Gebäude nicht allein: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden viele Fachwerkfassaden kaschiert.

Der Begründungsversuch, es habe sich um eine Maßnahme zum Feuerschutz gehandelt, ist nach Auffassung des Zeiler Heimatforschers Ludwig Leisentritt wenig plausibel. Das Feuer hätte sich bei der räumlichen Nähe der Gebäude zueinander ohnehin leicht ausbreiten können. Vielmehr sei eine vorherrschende Modeerscheinung der Grund gewesen. So war ein Steinhaus damals ein Statussymbol. "Darum gibt es auch die Redewendung ,steinreich‘ sein" , erklärt Leisentritt.

Erst in der Nachkriegszeit befreiten die Zeiler ihre Fachwerkhäuser von deren "Hüllen". Wäre der Slogan der Stadt Zeil schon früher entstanden, hätte er also anders ausfallen müssen. Der aktuelle lautet: "Fachwerk, Frohsinn, Frankenwein."

Am heutigen Gasthof zur Sonne an der Gleisenauer Hauptstraße hat sich in Sachen Fachwerk nichts getan. Die Verkehrssituation vor Ort hat sich hingegen radikal verändert. Ein Kind oder gar pickende Hühner auf der Straße wären heute nicht mehr denkbar: Der mittlerweile asphaltierte Verkehrsweg in Richtung Breitbrunn ist stark befahren.

Noch mehr Gewimmel herrscht heute in der oberen Vorstadt und am Floriansplatz in Haßfurt. Doch nicht nur die zahlreichen Autos sind eine Veränderung im Vergleich zu früheren Jahren: Das ehemalige Hotel zur Post wurde 1971 abgerissen – nun befindet sich dort ein Supermarkt.

Ein Linde für die Ewigkeit?

Vor Sankt Vitus auf dem Dorfplatz in Untersteinbach steht seit über 400 Jahren eine Linde. Die war bereits früher der Mittelpunkt des Dorfgeschehens. "[Es] sammelt sich das junge Volk bei manchen Gelegenheiten am Abend unter der Linde zum Tanz", beschreibt ein Auszug aus "Das Bayernland" von 1909 das Treiben vor Ort. "Leider schwinden in unserer hastenden Zeit auch im entlegenen Walddörfchen alte Sitten und Gebräuche immer mehr, und man möchte glauben, der alte Lindenbaum wüsste, dass er nicht mehr in unsere Zeit passe und sich überlebt habe", heißt es da weiter. Beinahe waren seine Tage dann auch gezählt: Er sollte im Jahr 1911 gefällt werden, da er "durch und durch hohl und morsch" und deshalb "gemeingefährlich" sei. Dennoch hat er die folgenden Jahrzehnte überlebt.