Vor genau 25 Jahren wurde das südlichste Dorf der damaligen DDR, Käßlitz, wieder an den Westen angebunden und der Grenzzaun ins fränkische Dürrenried/Marktgemeinde Maroldsweisach geöffnet.
Der Wind heulte und von den Flammen der Schwedenfeuer stoben Funken in den Himmel, als am Freitag in den Abendstunden die Käßlitzer (Thüringen) und die Dürrenrieder (Bayern) mit Fackeln zur ehemaligen Grenze eilten, um der 25. Wiederkehr des Falls des Eisernen Vorhangs an diesem südlichgsten Zipfer der einstigen DDR zu gedenken.
Der Sturm peitschte durch die Alsterauen, dass man eilends durch die Schwedenfeuer, die den Straßenrand säumten, der "Alten Schmiede" in Käßlitz zueilte, um im Trockenen das Wiedervereinigungsfest zu feiern.
"Als vor 25 Jahren ein ähnliches Wetter herrschte, spürten wir damals aus Freude die Launender Natur gar nicht", meinte ein Teilnehmer. In der "Alten Schmiede" saßen nicht nur die Zeitzeugen von damals beisammen, wie der ehemalige Maroldsweisacher Bürgermeister Ottomar Welz, sondern auch viele Kinder und Jugendliche, die den Eisernen Vorhang nur aus Erzählungen kennen.
Der Maroldsweisacher Bürgermeister Wolfram Thein (SPD) steckte vor 25 Jahren selbst noch in den Kinderschuhen, als die Grenze fiel. Damals lagen sich die Bürger aus Ost und West in den Armen und schämten sich ihrer Tränen nicht, denn nun konnte man ohne Todesgefahr Freunde und Verwandte aus dem Westen treffen.
Am 17. Dezember, der Tag der Grenzöffnung zwischen Dürrenried und Käßlitz, wird unvergessen bleiben, betonte Bürgermeister Thein, der auch an die Menschen erinnerte, die ihr Leben bei Fluchtversuchen lassen mussten. Er forderte, den nachfolgenden Generationen diesen Teil der deutschen Geschichte zu bewahren. "Die Stabilität und die Demokratie sind nicht selbstverständlich, sie müssen von allen gelebt werden", so Thein.
Sein Amtskollege aus Hellingen, Christopher Other bezeichnete die Käßlitzer als ein besonderes Volk, das schon immer auf drei Seiten von Bayern umgeben war und sich als südlichste Gemeinde der DDR behaupten musste.
Die Käßlitzer hatten zur Feier des Tages extra ein Friedenslied eingeübt, das vorgetragen wurde.
Interessant waren auch die Ausführungen der Belgierin Rosemarie Meixner, die seit sieben Jahren in Käßlitz wohnt. Sie hatte stichpunktartig die Geschichte ab dem Kriegsende bis zur Wiedervereinigung im Bereich von Käßlitz vorgetragen und damit nochmals an das Geschehen vor 25 Jahren erinnert.
Manfred Schramm in Vertretung der Dürrenrieder Bürger überreichte an die Käßlitzer Bürger als Dank für die Ausrichtung der Gedenkfeier ein Bild der Straßenöffnung, das Ingo Wolfschmidt, der "Motor" der Käßlitzer Bürgerschaft entgegennahm.