Wegen Coronavirus: Engpässe bei Desinfektionsmitteln und Atemschutzmasken in Franken

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Die Löwen-Apotheke in Eltmann weißt mit Schildern darauf hin, dass Mundschutz und Desinfektion ausverkauft sind. Ganz im Sinne von "I can get no Desinfection" (zu Deutsch: "Ich erhalte kein Desinfektionsmittel") sind diese überall ausverkauft.Julia Scholl
Die Löwen-Apotheke in Eltmann weißt mit Schildern darauf hin, dass Mundschutz und Desinfektion ausverkauft sind. Ganz im Sinne von "I can get no Desinfection" (zu Deutsch: "Ich erhalte kein Desinfektionsmittel") sind diese überall ausverkauft.Julia Scholl

Leere Regale und besorgte Kunden. Mit den ersten Corona-Fällen in Franken steigt auch die Panik in der Bevölkerung. Mancherorts werden Mundschutzmasken und Desinfektionsmittel knapp.

Die Regale des DM-Drogeriemarkts sind leer gefegt, doch das ist kein Einzelfall. Ob Müller oder Edeka - im Raum Haßfurt scheint es keine Desinfektionsmittel mehr zu geben. Woran das liegt?

Margit Krohe, Stellvertretende Filialleitung des DM-Drogeriemarkts Haßfurt, ist sich sicher: "Die ganze Panikmache um den Coronavirus verleitet die Leute dazu, "Hamsterkäufe" zu tätigen und da zählt Desinfektionsmittel offenbar mit rein."

Wann gibt es wieder Desinfektionsmittel und Mundschutzmasken?

Wie lange sie auf die nächste Lieferung warten müssen, wissen die meisten nicht. "Wir waren innerhalb von Tagen ausverkauft. Ich hatte eine Kundin, die war zuvor schon in drei Apotheken und alle hatten nichts mehr", erklärt Krohe, "Dabei hatten wir neben den Regalen einen ganzen Tisch voll mit Desinfektionsgel. Wir haben nicht einmal mehr Mundschutzmasken."

Neben den Drogerien und Supermärkten haben auch Apotheken Engpässe. Margit Stäbler von der Löwen-Apotheke in Eltmann klagt über die Situation: "Durch die reißerische Berichterstattung mancher Medien herrscht Panik in der Bevölkerung. Wir hatten am Freitag 100 Anrufe, alle bezüglich des Coronavirus." Sie sei am Rande ihrer Belastbarkeit, denn die Apotheken und Arztpraxen sind aufgrund anderer Krankheiten, wie der Influenza, sowieso schon ausgelastet.

"Ich bin seit 35 Jahren Apothekerin und so eine Panik habe ich noch nie erlebt", sagt Stäbler. Ihrer Meinung nach sind "Hamsterkäufe", egal ob bei Lebensmittel oder Desinfektionsmittel, vollkommen überzogen: "Ich habe meine Kunden gefragt, warum ich nicht mit Mundschutz vor ihnen stehe? Die meisten hatten keine Antwort darauf. Ich habe keine Angst. Die Menschen sollten mehr Angst vor der normalen Grippe haben als vor dem Coronavirus", erklärt die Apothekerin.

Apothekerin aus den Haßbergen: Menschen sollten mehr Angst vor der Grippe haben

Inzwischen hat sie Schilder an den Eingang und auch an den Kassen angebracht, dass sie kein Desinfektionsmittel und Mundschutzmasken mehr vorrätig habe. "Die Leute fragen trotzdem. Dabei tut es auch der Spiritus, den man eh meist zu Hause hat." Auch die Nachfrage nach Mundschutzmasken, hält sie für überzogen: "Der schützt eigentlich nur die anderen, nicht einen selbst."

Petra Thomas, 50 Jahre, erklärt, nach ihrem Einkauf beim DM-Drogeriemarkt, dass sie den Wirbel um Desinfektionsmittel nicht verstehe: "Das ist schon etwas überzogen. Es gibt ja überall Möglichkeiten, sich zu desinfizieren - ob beim Hausarzt oder in der Apotheke - und wenn im Kindergarten der Coronavirus ausbricht und sich alle verschanzen, kann ich mich ja auch nicht von Desinfektionstüchern ernähren."

André Dietel aus Oberaurach hält das alles für eine Überreaktion. "Natürlich schwingt das Ganze unterbewusst mit, man hält beim Einkaufen zum Beispiel intuitiv doch mehr Abstand zu anderen Menschen." Das Gefährlichste am Virus ist für ihn, dass es kein Gegenmittel oder Impfstoff gibt und nur so wenig über den Virus bekannt ist. "Die Experten halten sich ja alle bedeckt und im Fernsehen und im Internet wird es aufgeblasen", sagt der 47-Jährige.

Die Eltmannerin Elisabeth Leuner gibt allerdings zu, das sie die Berichterstattung verunsichert: "Sobald ich den Fernseher anschalte, bin ich aufgeregt, es macht mich doch etwas nervös. Deshalb habe ich heute auch etwas mehr gekauft", so die 68-Jährige. Gerade Waren wie Reis, Nudeln, Fertiggerichte, Dosentomaten und Brotbackmischungen sind aktuell heiß begehrt. Besonders Lebensmittel, die man gut einlagern könne, hätte sie besorgt, erklärt die Eltmannerin. Auch ein Brot zum Einfrieren habe sie gekauft. Unterbewusst, hätte es eben doch Einfluss auf das Handeln, sagt sie. "Wenn jetzt hier ein Fall wäre, dann wäre die Panik eine andere. Aber so sind viele einfach vorsichtig."

Landkreis bereitet sich auf Corona-Fälle vor

Die Angst vor dem Coronavirus macht sich allmählich auch im Landkreis Haßberge bemerkbar. "Viele Bürgerinnen und Bürger sind verunsichert und fragen, wie und ob unser Landkreis auf mögliche Fälle vorbereitet ist", so Landrat Wilhelm Schneider. "Es gibt keinen Grund zur Hysterie, aber wir möchten aufklären und nehmen die Situation ernst." Oberste Priorität ist der Schutz der Bevölkerung.

Um weitere Schritte zu besprechen, kam am Montag die Koordinierungsgruppe zusammen. Diese setzt sich aus dem Landrat, sowie aus Vertretern des Gesundheitsamtes, den zuständigen Fachbereichen des Landratsamtes, der Haßberg-Kliniken, des Bayerischen Roten Kreuzes und der Polizei zusammen.

Das Gesundheitsamt steht in engem Kontakt mit dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, das fortlaufend über die aktuelle Situation informiert sowie die Hinweise des Robert-Koch-Instituts berücksichtigt. Auf Grund der dynamischen Lageentwicklung informiert das Gesundheitsamt Haßberge laufend die niedergelassenen Hausärzte. Über notwendige Vorsichts- und Hygienemaßnahmen wurden auch die Schulen, Kindertagesstätten und Eltern durch verschiedene Merkblätter informiert.

Das Risiko für die Bevölkerung in Bayern, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, wird vom Robert-Koch-Insititut als gering bis mäßig erachtet. Die Symptome umfassen grippeartige Symptome wie Fieber, Husten, Rachenentzündung, eine laufende Nase, Atembeschwerden und Kurzatmigkeit. Diese Symptome sind nicht von einer Erkältungskrankheit oder einer Virusgrippe zu unterscheiden.

Es wird darauf hingewiesen, nicht ohne telefonische Voranmeldung eine Arztpraxis, ein Krankenhaus, eine Notaufnahme oder das Gesundheitsamt aufzusuchen. Sollte sich die Erkrankung bestätigen, erfolgt die Überwachung und gegebenenfalls die Behandlung, zum Beispiel in den Haßberg-Kliniken oder der Fachklinik in Münnerstadt.

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