Cola-Mitarbeiter streiken vor allem für untere Lohngruppen

2 Min
Der Protestzug bewegte sich vom Werksgelände zum TSV-Sportheim
Der Protestzug bewegte sich vom Werksgelände zum TSV-Sportheim
Mit einem Protestzug vom Coca-Cola-Werk zum TSV-Sportheim forderten die Streikenden in Knetzgau mehr Geld. Vorneweg (in der roten Jacke) läuft Ibo Ocak, der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten. Im Vereinsheim fand dann eine Kundgebung statt, bei der die Positionen der Mitarbeiter unterstrichen wurden. Foto: Christiane Reuther
Mit einem Protestzug vom Coca-Cola-Werk zum TSV-Sportheim forderten die Streikenden in Knetzgau mehr Geld. Vorneweg (in der roten Jacke) läuft Ibo Ocak, der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten. Im Vereinsheim fand dann eine Kundgebung statt, bei der die Positionen der Mitarbeiter unterstrichen wurden.  Foto: Christiane Reuther
 
 
 
 

Knapp die Hälfte der Beschäftigten bei Coca-Cola in Knetzgau legte am Dienstag die Arbeit neider, um ihrer Forderung nach mehr Geld Nachdruck zu verleihen.

Vor allem diejenigen, die wenig verdienen, sollen profitieren: Mit einer Arbeitsniederlegung forderten die Beschäftigten des Coca-Cola-Werkes Knetzgau am Dienstag mehr Geld. Sie wollen keine prozentuale Lohnerhöhung, sondern verlangen konkret: Jeder Beschäftigte im Unternehmen soll im Monat 160 Euro mehr erhalten, jeder Auszubildende 100 Euro mehr. Von einer solchen Lohnanhebung hätten die unteren Lohngruppen am meisten. Würde der Lohn prozentual angehoben, würden vor allem die profitieren, die ohnehin schon mehr im Geldbeutel haben.

Bundesweit wird derzeit bei Coca-Cola gestreikt. Andere Standorte in Deutschland sind schon in den Ausstand gegangen. Knetzgau machte am Dienstag erstmals mit. Es dürften insgesamt rund 250 Mitarbeiter (von 540) gewesen sein, die gestern streikten. 160 von ihnen zogen am Vormittag vom Werksgelände durch den Ort zum TSV-Sportheim, um dort eine Kundgebung abzuhalten. Die übrigen 90 Streikenden gehören zu einer anderen Schicht und waren schon daheim, als sich der Protestzug in Marsch setzte. Vor allem die Produktion, der Verkauf und die Logistik des Unternehmens waren betroffen. Laut Andre Berger aus der Gesamtjugendvertretung im Unternehmen "steht die rote Flotte komplett. Kein Kunde bekommt Ware", beschrieb er das Ausmaß des Streiks.


Bundesweite Zielstellung

Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten hat nach eigenen Angaben einen hohen Organisationsgrad bei Coca-Cola. Auf entsprechende Resonanz fiel der Aufruf zum Streik.

Die Forderung für die 160 beziehungsweise 100 Euro mehr erhebt Coca-Cola bundesweit. Der Betriebsratsvorsitzende Andreas Böhm betont: "Wir wollen die unteren Lohngruppen stärken." Ibo Ocak, der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten, ergänzt: Mit dieser Forderung wollten die Mitarbeiter und die Gewerkschaft dazu beitragen, dass die Schere bei den Löhnen nicht noch weiter auseinander geht. Jetzt sei es an der Zeit, meint Ocak, dass die Mitarbeiter vom Gewinnkuchen des Unternehmens etwas abbekommen.

Die Betriebsräte und Gewerkschafter machten am Dienstag in Knetzgau deutlich, dass die Coca-Cola-Mitarbeiter in den vergangenen Jahren schon einiges auf sich genommen haben. Bundesweit habe das Unternehmen Standorte geschlossen und die Zahl der Beschäftigten von 2007 bis heute von 12 000 auf 8000 Personen reduziert. Knetzgau gilt als stabiler Standort bei Coca-Cola.


Die andere Position

Naturgemäß, möchte man sagen, steht die Konzernleitung den Forderungen der Mitarbeiter distanziert gegenüber. Aus der Firmenspitze in Berlin verlautete zu dem Streik: "Wir haben ein gutes und faires erstes Angebot unterbreitet. Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben einen zweiten Verhandlungstermin am 24. April vereinbart."
In der ersten Runde der Tarifverhandlungen Ende Januar habe Coca-Cola European Partners Deutschland (CCEP DE) eine Entgelterhöhung von durchschnittlich 2,5 Prozent angeboten. Das Angebot setze sich zusammen aus einer Entgeltsteigerung von 1,3 Prozent, einer Erhöhung des Urlaubsgeldes auf 900 Euro und einer Steigerung des Arbeitnehmerzuschusses zur Altersvorsorge um 200 Euro. Diese weiteren Leistungen entsprechen laut Konzernspitze einer zusätzlichen Erhöhung von im Schnitt 1,2 Prozent.

Brigitte Faust, Geschäftsführerin und Arbeitsdirektorin der CCEP DE: "Dieses Angebot ist aus unserer Sicht eine klare Basis für die weiteren Verhandlungen. Um auch zukünftig im hart umkämpften Markt für alkoholfreie Getränke in Deutschland zu bestehen, haben wir nur begrenzten Spielraum für Entgelterhöhungen. Vor diesem Hintergrund ist unser erstes Angebot angemessen und würdigt die Leistungen unserer Mitarbeiter. Zudem tragen wir mit der Erhöhung der Altersvorsorge einer wichtigen Forderung der Gewerkschaft Rechnung."