Die AWO in Ebern versorgt Schulen mit Verpflegung. Durch Corona ist das aktuell hinfällig. Die Verantwortlichen erklären, wie sie mit den wirtschaftlichen Problemen umgehen und wie ihr Vatertags-Starter-Paket aussah.
"Die Situation ist existenzbedrohend. Wir befinden uns im freien Fall nach unten und haben kein Fangnetz. Sollte keiner eine Matte darunter schieben, gibt es einen harten Aufprall." Wenn Toni Michels, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Ebern, die aktuelle Situation seiner Einrichtung schildert, tut er dies bildhaft – und mit Sorgenfalten auf der Stirn. Im Normalfall kümmern sich seine Mitarbeiter um die Verpflegung an den umliegenden Schulen. Die sind wegen der Pandemie geschlossen – die Mensen, welche die AWO dort betreibt, ebenfalls. Was bleibt ist überschaubar: Essen auf Rädern und ein kostengünstiges Bürgeressen.
Das sorgt aktuell für große finanzielle Probleme: Die AWO darf als Sozialverband keine Rücklagen bilden. Während der Umsatz einbricht, müssen die Verantwortlichen dennoch die laufenden Kosten decken. Zudem greife die abgeschlossene Betriebsschließungsversicherung für Infektionsgefahr nicht, erklärt Michels. Begründung: Covid-19 sei noch zu neu und es gebe zu viele Eventualitäten in Bezug auf die Auswirkungen. Auch die staatlichen Soforthilfen blieben aus, bedauert der Leiter. Das Betätigungsfeld an der Schule ist Teil des Bildungsföderalismus, während das Rettungspaket für Wohlfahrtsverbände vom Bund geschnürt wurde.
"Das Sozialdienstleister-Einsatzgesetz ist eine tolle Sache. Es wurde schnell gestrickt – wir fallen allerdings durch", fasst Michel die Situation ernüchtert zusammen.
Alternative Geschäftsfelder
Nun heißt es für ihn und seine Mitarbeiter: hoffen. Hoffen, dass die Landesregierung noch ein Hilfspaket schnürt, das auch im Fall der Eberner AWO greifen würde – oder kreativ sein: "Wir haben ein engagiertes, tolles Team. Gemeinsam überlegen wir, wie es weitergehen kann", sagt Martina Binsenhöfer. Sie ist als stellvertretende Geschäftsleitung mitunter für das Qualitätsmanagement zuständig.
Die eine oder andere Idee hat sie bereits umgesetzt. So packen die Mitarbeiter vor Ort Lunchpakete für das Pflegepersonal des Sozial-psychiatrischen Zentrums der Diakonie in Ebern. Dem stehen auf Beschluss von Ministerpräsident Markus Söder 6,50 Euro an täglichem Verpflegungsgeld pro Mitarbeiter zur Verfügung. Die Verantwortlichen entschieden sich für das Angebot der AWO – nicht ohne Grund: Die Speisen sind selbst gemacht. "Bei uns kommt nichts aus der Dose", beschreibt Binsenhöfer den Qualitätsanspruch an die wechselnden Gerichte. Chefsalat mit Putenstreifen oder Paella gab es bereits – auch ein bayerischer Burger war schon dabei. Bestehend aus einem Laugenbrötchen, einer Scheibe Leberkäse, Krautsalat und Senf sei letzterer besonders bei den männlichen Pflegern gut angekommen, erzählt die stellvertretende Leiterin und schmunzelt.
Was Besonderes zum Vatertag
Eine weitere Besonderheit für die Männerwelt gab es am vergangenen Vatertag: Ein kleines Paket, bestehend aus einem Paar Polnischer, einer Brezel, zwei Klopfern und einem Liter Zwickelbier boten die AWO-Mitarbeiter zu Verkauf. "Das war das Corona-Überlebenspaket für die Männer", sagt Michels und lacht.