Im Sailershäuser Wald werden derzeit die Windräder vier und fünf aufgerichtet. Trotz des zeitweisen Baustopps sollen alle Anlagen im November erstmals Strom erzeugen. Und dann?
Das ehrgeizige Projekt schreitet voran: Im Sailershäuser Wald wird wieder gebaut. Die Windräder vier und fünf werden derzeit errichtet. In Kürze folgen die Anlagen sechs bis zehn. Die Windräder eins bis drei stehen bereits. Und im November sollen dann alle zehn Windräder Strom produzieren. Damit wäre das größte Projekt, das der Landkreis und die Gemeinden angepackt haben, um die Energiewende im Landkreis umzusetzen, realisiert.
Es gibt aber noch ein Fragezeichen. Am Würzburger Verwaltungsgericht sind noch Klagen von drei Bürgern gegen sieben Windräder anhängig, und zwar gegen die Anlagen vier bis zehn. Der Bau der Windräder eins bis drei ist bereits rechtskräftig. Wann über die Klagen entschieden wird, ist unklar. Möglicherweise erst dann, wenn sie schon stehen und die Rotoren sich drehen.
Nach der Sommerpause terminiert das Verwaltungsgericht die weiteren Fälle, teilte Sprecherin Susanne Horas gestern auf Anfrage unserer Zeitung mit. Möglich ist, dass die Klagen gegen die sieben Windräder für den Herbst in die Terminplanung aufgenommen werden. Vielleicht aber auch nicht. Fest steht: "Vor dem Herbst" würden die Fälle "auf jeden Fall nicht" behandelt, sagte Horas.
Dass mit dem Bau vollendete Tatsachen geschaffen werden, ist für das Verwaltungsgericht nichts Außergewöhnliches. Das gebe es bei Bausachen häufiger, sagte die Gerichtssprecherin.
Der Zeitplan Unterdessen wird eifrig gebaut. Den Zeitplan beschreibt Norbert Zösch, der Chef des Stadtwerks in Haßfurt und Geschäftsführer der Bürgerwindpark Sailershäuser Wald GmbH und Co.KG wie folgt: Die Windräder eins bis drei sind aufgerichtet, die Rotoren sind montiert; derzeit werden innen die Installationsarbeiten ausgeführt. Die Anlagen eins und zwei sollen noch im Juli laufen, Anlage drei folgt danach. Diese drei Windräder konnten ohne Probleme gebaut werden, weil es dagegen keine Klagen gab.
Für die Anlagen vier bis zehn ist der Weiterbau seit einigen Wochen möglich, nachdem der Verwaltungsgerichtshof (München) den Baustopp, den das Verwaltungsgericht Würzburg verhängt hatte, aufgehoben hat. Der VGH hatte die Entscheidung aus Würzburg verworfen, die den Baustopp verfügt hatte, eben um vollendete Tatsachen zu verhindern. Das Münchner Gericht bewertete den Fall indes anders als Würzburg. Aber: In der Sache selbst ist das Urteil noch nicht gefallen. Die Klagen sind in Würzburg anhängig.
Mit dem Kran Jedenfalls: Aktuell geht es weiter. Die Anlagen vier und fünf werden derzeit aufgerichtet. Die ersten Turmelemente auf den Betonsockeln stehen. Kräne heben Teil für Teil auf die Bauwerke, die rund 200 Meter hoch werden. Jede Woche wird auf diese Weise ein weiteres Windrad aufgerichtet.
Ende Juli kommt laut Norbert Zösch der große Kran. Er hebt die beiden letzten Stahlteile sowie die Gondel, die Nabe und die drei Rotoren auf die Spitze der sieben Windräder. Bis Ende September sollen alle Anlagen stehen. Entscheidend ist, ob der Wind mitspielt: Bläst er zu stark, kann der Kran nicht eingesetzt werden und die Arbeiten verzögern sich. Nach dem Aufrichten folgen die Installationsarbeiten im Inneren, und im November ist die Inbetriebnahme geplant.
Norbert Zösch schätzt, dass der Baustopp Mehrkosten von 150 000 bis 200 000 Euro verursacht. Eine genaue Summe kann er jedoch noch nicht nennen. Dazu braucht er erst die Rechnungen der Firmen. Insgesamt ist das Projekt auf 45 Millionen Euro veranschlagt.
Zukunftspläne Wie geht es dann weiter? Der Landkreis und die Gemeinden wollen weiter an der Energiewende basteln, versichert Wilfried Neubauer. Er ist der Sprecher der GUT, der Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologienprojekte. Die Gesellschaft hat den Bürgerwindpark Sailershäuser Wald entwickelt und dann an den Bauherrn und Betreiber, die Bürgerwindpark Sailershäuser Wald GmbH und Co.KG abgegeben. Die GUT macht weiter. Laut Neubauer gibt es derzeit Voruntersuchungen und erste Prüfungen für etwa fünf weitere Vorhaben im Landkreis in den Bereichen Windenergie und Photovoltaik. Nähere Angaben wollte er nicht machen. Die GUT will erst an die Öffentlichkeit gehen, wenn die vorbereitenden Arbeiten wie Gespräche mit Grundstücksbesitzern oder Naturschutzfragen positiv abgeschlossen sind.
Wilfried Neubauer hofft auch, dass es mit der Windenergie weitergeht - trotz der strengen 10h-Regelung in Bayern. Die Vorschrift "kann man auch unterschreiten", betont er, und zwar dann, wenn die Gemeinden und die Bürger mitspielen.