Aus der Not geboren, aber bewährt

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Diplom-Theologe Rudi Wagner (links) war Festredner bei der Geburtstagsfeier der Pfarreiengemeinschaft "Gemeinsam unterwegs". Rechts neben ihm: Pfarrer Rudolf Theiler
Diplom-Theologe Rudi Wagner (links) war Festredner bei der Geburtstagsfeier der Pfarreiengemeinschaft "Gemeinsam unterwegs". Rechts neben ihm: Pfarrer Rudolf Theiler
Die Kirchenband "Unterwegs" lockerte den Festakt mit ihrer Musik auf.
Die Kirchenband "Unterwegs" lockerte den Festakt mit ihrer Musik auf.
 
Die Sänger in Aktion
Die Sänger in Aktion
 
Auch der Kirchenchor St. Laurentius unter der Leitung von Wolfgang Schneider umrahmte den Festakt.
Auch der Kirchenchor St. Laurentius unter der Leitung von Wolfgang Schneider umrahmte den Festakt.
 
Rund 4300 Katholiken gehören der Pfarreiengemeinschaft Ebern-Unterpreppach-Jesserndorf an. Viele von Ihnen waren zum Festakt in die Frauengrundhalle am Donnerstag gekommen.
Rund 4300 Katholiken gehören der Pfarreiengemeinschaft Ebern-Unterpreppach-Jesserndorf an. Viele von Ihnen waren zum Festakt in die Frauengrundhalle am Donnerstag gekommen.
 
Nicht nur die Pfarreiengemeinschaft "Gemeinsam unterwegs" feiert am Donnerstag Geburtstag: Auch Altbürgermeister Robert Herrmann und Helga Pokoj-Müller durfte gratuliert werden.
Nicht nur die Pfarreiengemeinschaft "Gemeinsam unterwegs" feiert am Donnerstag Geburtstag: Auch Altbürgermeister Robert Herrmann und Helga Pokoj-Müller durfte gratuliert werden.
 
Nicht nur symphonische Blasmusik hat das Blasorchester Ebern zu bieten. Bei allen Hochfesten und Wallfahrten der Pfarrgemeinde Ebern macht sie auch Kirchenmusik.
Nicht nur symphonische Blasmusik hat das Blasorchester Ebern zu bieten. Bei allen Hochfesten und Wallfahrten der Pfarrgemeinde Ebern macht sie auch Kirchenmusik.
 
Am Donnerstag umrahmten die Eberner Bläser den Festakt in der Frauengrundhalle.
Am Donnerstag umrahmten die Eberner Bläser den Festakt in der Frauengrundhalle.
 
Pater Richard Winter war vor zehn Jahren noch in Ebern aktiv, als die Pfarreiengemeinschaft "Gemeinsam unterwegs" gegründet wurde. Heute ist er in Erlangen tätig und kommt nur noch ab und zu nach Ebern. Mit Humor erzählte er von seinen Erfahrungen in der Pfarreiengemeinschaft "Gemeinsam unterwegs".
Pater Richard Winter war vor zehn Jahren noch in Ebern aktiv, als die Pfarreiengemeinschaft "Gemeinsam unterwegs" gegründet wurde. Heute ist er in Erlangen tätig und kommt nur noch ab und zu nach Ebern. Mit Humor erzählte er von seinen Erfahrungen in der Pfarreiengemeinschaft "Gemeinsam unterwegs".
 

Wenn Seelsorger in kirchlichen Gemeinden Mangelware werden, entstehen Konstrukte, die nicht zuletzt vom Engagement der Laien leben. Seit zehn Jahren sind die katholischen Gemeinden Ebern, Jesserndorf und Unterpreppach "gemeinsam unterwegs".

Was sind schon zehn Jahre? "Für die Institution Kirche ist das ein Wimpernschlag, denn dort wird in Jahrhunderten gedacht", formulierte es Dekanatsreferent Günter Schmitt am Donnerstagabend in der Frauengrundhalle in Ebern. Dort waren Männer und Frauen aus vielen Ortschaften rund um Ebern zusammengekommen, die seit gut zehn Jahren im christlichen Glauben einen gemeinsamen Weg gehen.

Unter dem Motto "Gemeinsam unterwegs" schlossen sich damals die Kirchengemeinden Ebern, Jesserndorf und Unterpreppach zu einer Pfarreiengemeinschaft zusammen. Auch wenn es noch "ein kleiner Geburtstag" sei, so lud Stadtpfarrer Rudolf Theiler trotzdem zu einem Festabend nach Ebern ein.


"Notkonstruktionen"

"Pfarreiengemeinschaften sind Notkonstruktionen", erläuterte Festredner und Diplom-Theologe Rudi Wagner, "um dem rar werdenden Bodenpersonal des lieben Gottes Rechnung zu tragen." Gab es im Jahr 1950 rund um Ebern noch fünf Pfarrer und 23 Ordensschwestern, waren es im Jahr 2010 nur noch zehn Pfarrer im ganzen Dekanat Ebern - doch die Anzahl an Aufgaben blieb fast unverändert. Der Kernsatz der Würzburger Synode aus dem Jahr 1975 zeichnete schon damals die künftige Denkrichtung auf: "Aus Gemeinden, die sich versorgen lassen, müssen Gemeinden werden, die ihr Leben verantwortlich selbst mitgestalten", zitierte Herbert Becker aus der Synode. Die Christen aus dem Eberner Raum krempelten die Ärmel hoch und packten ihre Zukunft an: "Die Menschen wollten damals selbst konkret an den Plänen mitarbeiten", weiß Günter Schmitt noch, "so ist auch ,unsere" Sache heute noch Ihre Sache."


Gemeinsam stark

"Nur gemeinsam sind wir stark", ist ein passendes Sprichwort für die Tatsache, die am Donnerstag in der Frauengrundhalle gefeiert wurde. Der evangelische Pfarrer Bernd Grosser griff diese Worte in seiner Grußrede auf: "Wie kann man gewinnen? Nur wenn man gemeinsam spielt", machte er deutlich und spielte damit auch auf die vor Ort praktizierte Ökumene an. "Du bist kollegial und unkompliziert", lobte auch der evangelische Pfarrer aus Rentweinsdorf, Hans Körner, seinen katholischen Kollegen Rudolf Theiler: "Da fällt einem die Ökumene leicht."
"Partnerschaftlich" ist auch in der Pfarreiengemeinschaft "Gemeinsam unterwegs" das Verhältnis zur Politik respektive zum Bürgermeister und der Stadt Ebern. "Danke, dass wir so gut aufgenommen werden", sagte Pater Rudolf Theiler zu den Politikern. Doch die kirchliche Arbeit ist auch für die Stadtgemeinde nicht umsonst: "Die Pfarreiengemeinschaft wurde zwar aus der Not geboren, doch hat sie sich hin zu einem erfolgreichen Miteinander entwickelt", sagte Bürgermeister Jürgen Hennemann erfreut.

Diplom-Theologe Rudi Wagner aus Bamberg, 1972 zum Priester geweiht hatte Ende der 80er-Jahre geheiratet und damit sein "Insider-Dasein" beendet. "Die Abstinenz vom Gottesdienst ist manchmal eine ganz ehrliche Lösung", erzählte er überzeugt aus all seinen Erfahrungen. Und natürlich nahm er die Einladung zum evangelischen Abendmahl an, denn nicht die Kirche lade ein, "sondern der Herr lade ein", so Wagner.


Vergeudete Charismen

Er sprach auch von Grenzen in der Kirche, die heutzutage einfach überschritten werden und niemand frage danach. Und von Dingen, die einfach starr sind: "Die Gläubigen tolerieren auch partnerschaftlich lebende Priester", stellte Wagner dar. Bei seiner Beratungstätigkeit in der Agentur für Arbeit habe er viele ehemalige Priesterkollegen getroffen, die nicht mehr "mitarbeiten dürfen": "Wir hätten zusammen eine ganze Diözese versorgen können. Es ist schade, wie da die Charismen vergeudet werden." Eine Erfahrung, die den Christen der Pfarreiengemeinschaft "Gemeinsam unterwegs" nicht fremd ist. Rudi Wagner bekam großen Applaus und gab der Pfarreiengemeinschaft viele gute Impulse mit auf den Weg.