An Heiligabend nicht zu Hause: So feiert die Kinder- und Jugendhilfe in Eltmann Weihnachten
Autor: Teresa Hirschberg
Eltmann, Montag, 23. Dezember 2019
Traurige Kinderaugen sind hier Fehlanzeige: In den Wohngruppen der Kinder- und Jugendhilfe Sankt Josef in Eltmann wird Weihnachten gleich mehrfach gefeiert. Ein besonderes Geschenke-Ritual darf dabei nicht fehlen.
An Heiligabend vor sieben Jahren ging es Chantale gar nicht prickelnd. Das erste Weihnachten ohne Eltern und Geschwister. "Da kannst du nicht so einfach sagen: Schwamm drüber!" Diesmal wird die 15-Jährige wieder zuhause feiern. Der zwölfjährigen Susanne steht das erste Weihnachtsfest ohne ihre Familie dagegen noch bevor.
Um das hölzerne Treppengeländer im Heimbereich der Kinder- und Jugendhilfe Sankt Josef winden sich tannengrüne Girlanden. An knarzenden Dielenbrettern vorbei und Chantale hinterher in den zweiten Stock, dem Reich der Mädchen. "Nach jedem Zeltlager suchen wir neue Fotos aus und hängen sie hier auf", erzählt die 15-Jährige, als sie vor einer großen Fotocollage im Flur stehen bleibt.
Verfrühte Weihnachten im Kinderheim
Zu zwölft leben sie derzeit in der Wohngruppe 2, einem großen Bauernhaus in Eltmann, nur wenige Gehminuten vom Hauptgebäude entfernt. Sieben von ihnen werden auch über Weihnachten hier bleiben. "Wir verlegen den 24. Dezember immer vor", erklärt Chantale zurück am großen Esstisch. Direkt an Heiligabend feiern die einzelnen Wohngruppen separat, fügt Heimleiter Martin Gehring an. "Es ist heimelig und eigentlich genauso, wie man es von zuhause kennt."
Außer der Wohneinheit in der Landrichter-Kummer-Straße gibt es noch drei weitere stationäre Gruppen. Zwischen sechs und 17 Jahre alt sind die Bewohner, manche von ihnen verbringen ihre gesamte Kindheit hier. Bevor sich ein Teil der Kinder und Jugendlichen kurz vor Heiligabend nach Hause verabschiedet, feiern alle Wohngruppen gemeinsam mit den Mitarbeitern und der Heimleitung die große Hausweihnacht. Eben wie eine "riesengroße Familie", beschreibt Gehring das Zusammengehörigkeitsgefühl.
Keine Zickereien bei Hausweihnacht
Die Bewohner gehen zusammen essen und besuchen den Gottesdienst. Beim traditionellen Jahresrückblick in der Eltmanner Stadthalle lassen sie anschließend die Ausflüge und Projekte des Jahres bei einer Diaschau Revue passieren. Gehrings Zeltlager-Schnappschüsse sind dabei besonders gefürchtet: "Die sind bestimmt richtig peinlich geworden!", prophezeit Chantale und lacht. Heimweh sei an diesem Abend Fehlanzeige: Bei der Hausweihnacht herrsche immer ausgelassene Stimmung. "Wir lachen uns alle kaputt bei den Zeltlager-Bildern", beschreibt die 15-Jährige. "Ich habe noch nie erlebt, dass sich jemand auf der Weihnachtsfeier angezickt hätte."