Seit 25 Jahren gibt es den Förderverein Synagoge Memmelsdorf. Zum Jubiläum wurde eine neue Dauerausstellung eröffnet.
                           
          
           
   
          Stolz waren sie alle. Jene, die vor 25 Jahren den Förderverein Synagoge Memmelsdorf gegründet haben, jene die derzeit an der Spitze stehen, alle die ihn unterstützen, aber auch Historikerin Heike Tagsold, die im Auftrag des Fördervereins in der Synagoge in Memmelsdorf forscht, vieles heraus fand, greifbar und anschaulich machte. Am Sonntag konnte die aktualisierte und erweiterte Dauerausstellung der Öffentlichkeit präsentiert werden. 
  
  Blick auf den Ersten Weltkrieg
 
Iris Wild, Vorsitzende des Fördervereins, begrüßte die Gäste die zur Ausstellungseröffnung gekommen waren. " Es fing an im Jahr 2013, den Ersten Weltkrieg aus Sicht der jüdischen Gemeinde Memmelsdorf in einer kleinen Ausstellung darzustellen", sagte sie. Man merkte aber schnell, dass es mit einigen Texttafeln und Ausstellungswänden nicht getan war. 
Dazu gekommen sind eine Bildschirmpräsentation mit Biografien über die Familie Nordheimer, über jüdische Feste und Feiertage und einiges anders mehr. "Heute wissen wir mehr über die Juden in Memmelsdorf als noch vor elf Jahren, als Heike Tagsold die erste Dauerausstellung konzipierte. Wir sind dankbar, dass Förderer und Sponsoren immer wieder Forschungen ermöglichten und so ein sehr persönliches Gedenken an die Menschen von damals bewahren."
  
  370 Jahre jüdische Geschichte in Franken
 
 Der Wunsch der Vorsitzenden ist es, dass es sich im gegenwärtigen Stadium nur um eine Momentaufnahme handle und weitere Forschungen angestoßen und finanziert werden können. "Jeder Faden, den man aufnimmt, zieht andere Fäden ans Licht, die es wert sind, gezeigt zu werden", sagte Iris Wild. Die Synagoge sei 
Lernort, an dem knapp 370 Jahre jüdische Geschichte in Franken erzählt würden. 
Geschichte müsse stets ohne Emotionen bearbeitet werden, sagte Historikerin Heike Tagsold. Ausstellungen böten immer Chancen, etwas kennen zu lernen und darüber zu diskutieren. "Geschichte werde mitunter umgeschrieben, weil sich manches ändere und neues hinzu komme, was bisher nicht bekannt war", sagte Heike Tagsold. Die letzten Monate seien für sie sehr spannend gewesen, obwohl ihre Forschungen in der Synagoge schon vor 14 Jahren begonnen hatten. 
Bei aller Freude und Stolz über das Erreichte dürfe man nie vergessen, was in der unsäglichen Zeit Memmelsdorf und anderswo passiert sei. Bemerkenswert wäre, dass Menschen damals den Mut hatten, andere Wege zu gehen. Die Historikerin ging auf manche Personen kurz ein, die einen Bezug zu Memmelsdorf hatten. 
Es sei bemerkenswert, was hier aufgearbeitet werden konnte, und viele Momente würden in die heutige Ausstellung einfließen. Seit der ersten Ausstellung mit Schülerinnen aus Ebern sei viel passiert. Heike Tagsold erläuterte, dass sie zwischen 2004 und 2007 eine Stelle an der Synagoge hatte, die vom Träger- und Förderverein finanziert wurde und mit der Aufarbeitung der Geschichte begonnen habe.
  
  Ein "fantastischer Moment"
 
 "Auch das wird den Lehrerraum, in dem wir heute sind, so zeigen wie er war, darauf bin ich stolz", sagte Heike Tagsold. Auch die anderen Räume seien gefüllt mit Dingen, denen man sich widmen sollte. Insgesamt könne man froh darüber sein, was man in Memmelsdorf habe. Jüdische Tradition in aller Bandbreite sei anfassbar. "Das ist für mich ein fantastischer Moment", sagte die Historikerin. 
Sie wies auf einen Stein hin, der im Dachboden ausgestellt ist. Es handelt sich um das Fragment eines Sandsteines, der sich in der Bima, den Platz in der Synagoge, von dem aus während des Gottesdienstes gelesen wurde, befand. "Im November 1938 wurde die Bima schwer beschädigt und der Besitzer der Synagoge trug ab 1968 die steinernen Überreste ab und verwandte sie als Füllmaterial", erläuterte Heike Tagsold. Der Stein wurde unter dem Fußboden der ehemaligen Lehrerwohnung entdeckt, so die Historikerin. "Ich bin unfassbar stolz auf die Synagoge hier in Memmelsdorf", schloss Heike Tagsold. 
  
  25 Jahre Erfolgsgeschichte
 
Bürgermeister Helmut Dietz bezeichnete die 25 Jahre Förderverein als eine "Erfolgsgeschichte", auch für die Gemeinde 
Untermerzbach und im Besonderen für die Gemeinde Memmelsdorf. "Die Synagoge ist ein Zeitzeuge der Geschichte, und darauf sind wir stolz", sagte der Bürgermeister. Er hob die fruchtbare Arbeit von Heike Tagsold hervor, die unterstützt durch den Förderverein ein tolles Forschungsergebnis präsentieren könne. 
Am Nachmittag stellten zunächst vier Schülerinnen und Schüler des P-Seminars Geschichte und Geografie den Flyer vor, den sie für den Lehrpfad zur Geschichte des Landjudentums erstellt haben. Sie erläuterten die verschiedenen Entwürfe und die Entscheidungen, die zur endgültigen Fassung führten. Die Zusammenarbeit mit Schülern, vor allem mit dem Friedrich-Rückert-Gymnasium Ebern, zieht sich wie ein roter Faden durch die Vereinsgeschichte. Wichtige Veranstaltungen, die auch in den Ort Memmelsdorf hineinwirkten, waren die beiden Workcamps mit Jugendlichen aus Bayern, Polen und Israel in den Jahren 1998 und 1999, sagte Vorsitzende Iris Wild. 
Die Ausarbeitung des pädagogischen Konzepts, die Spurensuche mit Bildkartei, die Dauerausstellung: Alles geschah mit Schülerinnen und Schülern. Das pädagogische Konzept der Spurensuche wurde nur möglich, weil diese Spuren nicht wegrenoviert wurden, sondern sichtbar blieben. Fachlich umgesetzt wurden die Ideen von Heike Tagsold, die drei Jahre lang als wissenschaftliche Mitarbeiterin die Dauerausstellung konzipierte, die Geschichte der jüdischen Gemeinde erforschte, Zeitzeugen interviewte und Konzepte für Führungen erarbeitete. 
Auch in der Zeit danach kuratierte sie weitere Bausteine, die die Dauerausstellung ergänzten und vertieften. Iris Wild zeigte die Glanzlichter der Veranstaltungen der letzten Jahre: Konzerte, Wechselausstellungen zu den verschiedensten Themen, Lesungen und Rundgangsleiterausbildungen. Wild gab einen Ausblick auf die nächsten Aufgaben, so in Zukunft auch in der Synagoge in Gleusdorf Führungen und Veranstaltungen anzubieten.
  
  Blick in die Vereinsgeschichte
 
Der langjährige Vorsitzende Hansfried Nickel warf einen Blick auf die Vereinsgeschichte von 1993 bis 2007 und blätterte hierzu in einem Ordner. Er war von 1993 bis 2013 Vorsitzender des Fördervereins. "Entstanden ist hier alles aus einer Begegnung mit Schülern aus Israel im Rahmen des Schüleraustausches mit dem Friedrich-Rückert-Gymnasium", sagte Nickel. Der Verein habe die Synagoge gekauft, was er als einen richtigen Schritt nannte. Er freute sich auch, dass Synagoge und Verein in Memmelsdorf gut integriert wären. 
Nicht ohne Stolz sagt Hansfried Nickel: "Bei einer Befragung durch Studenten bei den Memmelsdorfern, was im Ort wichtige Gebäude wären, wurde die Synagoge gleich nach der Kirche genannt." Das wertet er als Zeichen, dass die Arbeit des Vereins im Dorf geschätzt wird. Sehr zufrieden zeigte sich der ehemalige Vorsitzende, dass mit der Historikerin Heike Tagsold jemand gefunden wurde, der die Geschichte des Judentums und der Synagoge in Memmelsdorf aufgearbeitet hat und weiter forscht. "25 Jahre Förderverein waren sehr arbeitsintensiv und mit Frau Iris Wild wurde für mich vor fünf Jahren eine Nachfolgerin gefunden, sodass ich mich ein bisschen zurücklehnen kann. Aber es reizt mich immer wieder, das eine oder andere hier mitzumachen." Sehr emotional seien für ihn in der Anfangszeit die Workshops mit den Schülern aus Israel gewesen, gestand der langjährige Vorsitzende. Umrahmt wurde die Veranstaltung vom Querflötenensemble aus Baunach.