Anlässlich des 80. Jahrestags des Beschlusses zur "Endlösung der Judenfrage" wurde in einer städteübergreifenden Kooperation zwischen Kulmbach, Burgkunstadt, Lichtenfels und Coburg eine historische...
Anlässlich des 80. Jahrestags des Beschlusses zur "Endlösung der Judenfrage" wurde in einer städteübergreifenden Kooperation zwischen Kulmbach, Burgkunstadt, Lichtenfels und Coburg eine historische Ausstellung mit dem Titel "Züge in den Tod" konzipiert. Auf großformatigen Rollups werden die Hintergründe beleuchtet, Täter und Organisatoren dargestellt und schließlich individuell die Schicksale der jüdischen Bürgerinnen und Bürger in den jeweiligen Städten erläutert.
"Es ist einfach immer wieder erschütternd und schlimm, sich mit dem Thema näher zu befassen, es wird einem speiübel dabei", sagte der Historiker Wolfgang Schoberth, der die Ausstellung mit initiierte und organisierte, bei der Vernissage am Donnerstagvormittag. Intensiv hätten sich die Städte über Monate ausgetauscht, und entstanden ist eine berührende Ausstellung, die im Betrachter wohl nur einen Wunsch hervorrufen sollte: Nie wieder!
Wolfgang Schoberth sei vor einiger Zeit an die Kulturabteilung der Stadt herangetreten und auf offene Ohren gestoßen. "Als Stadt Kulmbach haben wir gerne die Kosten für die acht Banner übernommen", sagte Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD). Er persönlich halte es für sehr wichtig zu erinnern, auch daran, dass Kulmbacher Bürger unter dem Deckmantel der Evakuierung in den sicheren Tod geschickt worden seien. "Wie mag das damals für die Kinder gewesen sein, die am Güterbahnhof zuschauten, als die Leute verfrachtet wurden", sagte der OB.
Die sieben Menschen aus Kulmbach, die am 24. April 1942 deportiert wurden, wurden mit 64 Juden aus Oberfranken im Güterwaggon zunächst nach Bamberg gebracht. Dort stießen sie am nächsten Tag auf etwa 800 weitere Menschen, die aus der Würzburger Ecke antransportiert wurden. Vier Tage lang wurden sie durch Schlesien ins Vernichtungslager transportiert "Nach einem letzten 18 Kilometer langen Fußmarsch zum nächsten Ghetto wurden sie schließlich im Lager Sobibor ermordet." Das Hinrichtungsdatum sei nicht bekannt.
Das Gepäck bestand aus einem Rucksack, einem Koffer und einer Schlafrolle. Vermögensgegenstände inklusive Zahngold hätte die SS verkauft.
Eindrucksvoll und beklemmend nehmen die Rollups den Betrachter mit auf die letzte Reise dieser Menschen, "die letztendlich ganz normale Bürger unserer Stadt waren". Die Familie Davidsohn etwa führte ein kleines Geschäft am Kulmbacher Holzmarkt, die Familie Flörsheim verdiente ihren Lebensunterhalt als Viehhändler und lebte in der Langgasse 12. 1903 wurde die neuzeitliche jüdische Gemeinde von Kulmbach mit 27 Personen gegründet, bis 1933 hatte man einen Betraum im ehemaligen Hotel "Zur Krone" in der Langgasse 15 angemietet. Die Gemeinde gehörte dem Distriktrabbinat Burgkunstadt an. Dieser Verbindung ist es zu verdanken, dass der Ausstellungsbesucher auch mehr über die jüdischen Bürger erfährt, die aus Burgkunstadt deportiert wurden.