von unserem Redaktionsmitglied Ulrike Nauer Coburg — Bezahlbare Wohnungen sind in Coburg Mangelware. Nachdem Wohnbau-Geschäftsführer Christian Meyer in der vergangenen Woche angekü...
von unserem Redaktionsmitglied Ulrike Nauer
Coburg — Bezahlbare Wohnungen sind in Coburg Mangelware. Nachdem Wohnbau-Geschäftsführer Christian Meyer in der vergangenen Woche angekündigt hatte, seine Gesellschaft wolle in den nächsten zwei Jahren 150 neue Wohnungen bauen und Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach am Dienstag überraschend mitgeteilt hatte, aus der ehemaligen BGS-Kaserne könnten Wohnungen werden, befasste sich am Donnerstag auch der Coburger Stadtrat mit dem Thema - aus unterschiedlichen Blickrichtungen und in teils leidenschaftlich geführten Diskussionen.
Freie Flächen und Baurecht
Während die SBC-Fraktion in ihrem Antrag allgemein forderte, die Stadt möge ihre Aktivitäten zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums intensivieren, gingen SPD und CSB in einem ähnlich lautenden Antrag gemeinsam noch einen Schritt weiter und schlugen
vor, die Wohnbau solle auf der Bertelsdorfer Höhe bauen. Dort, so erläuterte Christian Müller (CSB), gebe es nicht nur ausreichend freie Flächen, sondern es bestehe auch schon Baurecht. "Wir könnten dort zügig ans Werk gehen." Um nicht "unnötig Zeit verstreichen" zu lassen, forderte Gerhard Amend (CSB), diesen Punkt aus dem Antrag herauszugreifen und sofort zu entscheiden. Der Stadtrat votierte einstimmig für den Vorschlag.
Wirtschaftlich planen
Nicht einig war sich das Gremium dagegen in Sachen Passivhausstandard. Im November 2009 hatte der Stadtrat beschlossen, dass alle städtischen Neubauten Passivhausstandard erfüllen müssen. Christian Müller hatte nun namens der CSB beantragt, diesen Grundsatzbeschluss aufzuheben. "Wir sollten den Passivhausstandard nicht dogmatisch festlegen, egal ob das dann noch wirtschaftlich ist oder nicht", so Müller.
Schlimmstenfalls rege man so die Planer an, nicht mehr wirtschaftlich zu planen. Stattdessen sollte Passivhausstandard "angestrebt" werden, sofern dieser wirtschaftlich sei, formulierte Müller.
Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) hätte den Punkt gerne von der Tagesordnung genommen. Kurz vorher hatte nämlich Wohnbau-Geschäftsführer Christian Meyer unter dem Punkt "Jahresabschluss 2014" den heftigen Anstieg der Baukosten in den vergangenen Jahren aufgezeigt. Diese "neuen Erkenntnisse" müsse man erst einmal diskutieren, so Tessmer.
Doch Wolfgang Weiß (Grünen-Stadtrat und Klimaschutzbeauftragter) widersprach und wollte die sofortige Entscheidung: Es gehe um Grundsätzliches und das werde sich nicht ändern.
"Wir haben lange genug diskutiert", so Weiß. Dennoch wurde der Punkt gegen sechs Stimmen abgesetzt und wird demnächst erneut besprochen.
Scharfe Töne hatte Müller zuvor in Richtung der Zweiten Bürgermeisterin Birgit Weber (CSU) angeschlagen: Das von ihr geführte Hochbauamt habe dem Stadtrat eine Stellungnahme vom September zum Thema "Passivhaus standard" zur Verfügung gestellt. Der Verfasser sei jedoch unklar. Genannt sei der frühere Hochbauamtsleiter Ullrich Pfuhlmann. Dieser ist aber seit Juli technischer Leiter der Wohnbau Stadt Coburg und arbeitete im September längst nicht mehr im Hochbauamt. Das sei Irreführung, teilweise sei die Darstellung auch "aus dem Zusammenhang gerissen", kritisierte Müller und forderte, Weber solle Papiere, die ihr Haus verlassen, besser kontrollieren.