"Wir spielen mit der Erwartung der Zuhörer"

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Marcus Rudolf Axt
Marcus Rudolf Axt
 

Leise, nein leise ist es im neuen Druckzentrum der Mediengruppe Oberfanken in der Gutenbergstraße ganz selten. Auch am Samstag, 9. Juli, wird es nicht leise...

Leise, nein leise ist es im neuen Druckzentrum der Mediengruppe Oberfanken in der Gutenbergstraße ganz selten. Auch am Samstag, 9. Juli, wird es nicht leise sein, aber anstatt dem gleichmäßigen Rattern der Druckmaschinen erklingt bewegende Musik - die Bamberger Symphoniker geben sich bei der zweiten Industrie-Symphonie die Ehre. Im Interview lässt Marcus Rudolf Axt, seit 2013 Intendant des Orchesters, erahnen, was die Zuhörer bei den Konzerten um 18 und 21 Uhr erwartet.

Klassische Musik und moderne Industrie-Architektur - wie passen diese zwei Welten zueinander?
Marcus Rudolf Axt: Gut, denn wir versuchen auf die Architektur einzugehen. Das Motto heißt ja "Barock trifft Moderne", und so wollen wir Trio-Sonaten von Corelli mit neuen Musikstücken für Blechbläser oder Schlagzeuger konfrontieren, bei denen auch Body-Percussion eine Rolle spielt. Das Programm steht zu 90 Prozent, doch wir überlegen noch, ob wir ein Stück finden, dass den Raum ins Werk einbezieht und wo die Musiker im Raum verteilt sind. Das Schöne für uns ist, dass wir mit den kleinen Ensembles auch Werke ausprobieren können, die für das Abo-Programm in der großen Konzerthalle nicht in Frage kämen.

Welche Erfahrungen haben Sie bei der ersten Veranstaltung im vergangenen Jahr in Coburg gemacht?
Das war ein ganz toller Start. Auch dort haben wir uns den Raum angeschaut. Das Entwicklungscenter der Firma Brose ist ein ganz moderner, cleaner Ort mit sehr viel Glas. Dafür haben wir ein Programm gebaut - das zum Teil aus strengen Fugen bestand, aber auch aus einem Stück, bei dem 100 Metronome erklangen. Beim Publikum war interessant, dass viele Menschen da waren, die ich von unseren Konzerten nicht kannte. Die Besucher waren neugierig auf die Kontraste und einen Abend, der aus dem üblichen Schema ausbricht. Es hat ihnen gefallen, deshalb machen wir jetzt weiter und wollen das auch in den nächsten Jahren fortführen.

Haben Sie Bedenken wegen der Akustik im Druckzentrum?
Es ist kein Konzertsaal, aber Bedenken habe ich nicht. Das Druckzentrum hat eine schöne Deckenhöhe und einen guten Raumklang. Das wird gut funktionieren. Bei kleineren Ensembles ist es akustisch unproblematisch. Natürlich schalten wir die Lüftung und die Druckmaschinen während des Konzerts ab.

Wie lässt sich das musikalische Programm der Industrie-Symphonie beschreiben?
Es sind Stücke, die klein und intensiv zu hören sind. Es wird unterhaltend, modern, teilweise frech und wir spielen mit der Hörerwartung des Publikums, zum Beispiel mit experimenteller Musik von John Cage und Steve Reich. Das Programm ist ganz, ganz breit in der Ausrichtung - also auch ideal für musikalische Einsteiger, die Neugier mitbringen.
Die Fragen stellte
Michael Memmel